Hoffenheimer Höhenflug lädt zum Träumen ein
Fabienne Dongus kommt am heutigen Mittwoch unters Messer. Die 25-Jährige aus Deckenpfronn hat sich das Innenband im rechten Knie gerissen und fällt voraussichtlich für drei Monate aus. Mit der TSG Hoffenheim befindet sich die defensive Mittelfeldspielerin zurzeit als Tabellenzweiter auf einem sportlichen Höhenflug.
Lesedauer: ca. 3min 07sec
Fabienne Dongus (hier in einem Spiel gegen den MSV Duisburg im April) muss sich heute einer Operation am rechten Knie unterziehen GB-Foto: Thienel/Eibner
„Ich hätte lieber zurückziehen sollen“, sagt Fabienne Dongus. „Aber als Sechser will man eben jeden Zweikampf gewinnen“, schiebt sie hinterher. Die Zeit lässt sich nicht zurückdrehen. Beim Stand von 4:0 im DFB-Pokalspiel gegen Jena hat die 25-Jährige bei einem Pressschlag kurz vor der Pause voll durchgezogen. Das Innenband im rechten Knie hielt der Belastung nicht stand. Dongus musste verletzt vom Feld, die Partie endete mit 6:1. Am heutigen Mittwoch wird die defensive Mittelfeldspielerin in Augsburg operiert. Drei Monate wird sie danach aller Voraussicht nach ausfallen. Dongus will nicht hadern. „Ich habe die Verletzung jetzt so angenommen.“
Klar ist: Den Start aus der Winterpause der Frauen-Bundesliga am 15. Februar wird die Deckenpfronnerin verpassen. „Ich werde ja die gesamte Vorbereitungszeit in der Reha verbringen“, sagt sie. Am vergangenen Freitag beim 2:2 gegen den 1. FFC Frankfurt musste sie erstmals zuschauen. Auf Krücken gestützt stand sie lediglich zum Halbzeit-Interview für den Fernsehsender Eurosport auf dem Rasen. Dort durfte sie auch den Hoffenheimer Höhenflug ein wenig erklären.
Sogar in der Mannschaft reibt sich die eine oder andere beim Blick auf die Tabelle vermutlich immer wieder verwundert die Augen. Platz zwei belegt die TSG nach zehn Spieltagen und liegt nur drei Punkte hinter dem VfL Wolfsburg, der zuletzt dreimal in Folge deutscher Meister wurde. „Wir sind stolz auf das, was wir bisher geleistet haben. Und natürlich fängt man auch mal an zu träumen“, sagt Fabienne Dongus. Zum Beispiel von der Champions League, für die das Team als Zweiter qualifiziert wäre. „Wir wissen aber auch, dass wir in der vergangenen Saison eine schlechte Rückrunde gespielt haben. Wir müssen konstant bleiben.“ Der Schlüssel zum guten bisherigen Saisonverlauf mit acht Siegen aus zehn Spielen liegt in Dongus’ Augen in der gewachsenen Einheit des Teams. „Wir kennen uns alle schon lange und konnten in der Vorbereitung an die Grundlagen aus der Vergangenheit anknüpfen. So haben wir keine Zeit verschenken müssen.“ Das Team habe sich den zweiten Platz verdient erspielt und gehöre inzwischen ins obere Mittelfeld. „Die TSG Hoffenheim hat inzwischen eine andere Rolle“, meint Fabienne Dongus mit Blick auf die Zeiten, in denen der Club eher ein Kandidat für die unteren Tabellen-Gefilde war.
Nicht nur sportlich ist Fabienne Dongus damit zufrieden, wie sich die Dinge entwickeln. Im Sommer hat die junge Frau ihren zweiten Bachelor gemacht. Nach Abschluss in der Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Messe- und Eventmanagement hat sie ein Studium der Wirtschaftspädagogik hinterhergeschoben. In Mannheim hat sie nun das Master-Studium in diesem Bereich aufgenommen. Zurzeit ist der Plan, irgendwann die Fächer Wirtschaft und Sport an der Berufsschule zu unterrichten. Von der Wohnung und Sandhausen pendelt Dongus zur Uni in Mannheim und zum Training.
Früher war auf fast allen Wegen ihre Schwester an ihrer Seite. Doch Tamar Dongus spielt jetzt schon ihre zweite Saison beim italienischen Erstligisten CF Florentia und lebt in der toskanischen Metropole Florenz. Beide Schwestern haben in Sandhausen zusammen in einer Wohngemeinschaft gelebt. „Inzwischen ist schon die zweite Mitbewohnerin eingezogen, seit Tamar weg ist“, erzählt Fabienne Dongus. Erneut ist eine Mitspielerin eingezogen. „Das war schon ungewohnt“, sagt die Abwehrspielerin über die Trennung von ihrer Zwillingsschwester, mit der sie bis dahin eigentlich alles gemeinsam gemacht hatte. „Für die persönliche Entwicklung ist es aber auch ganz gut. Man wird jetzt als eigenständige Person wahrgenommen.“ Früher gab es beide quasi nur im Doppelpack.
Aber natürlich sind die Schwestern immer noch eng miteinander verbunden. „Wir haben jeden Tag Kontakt“, sagt Fabienne Dongus. „Und wir sehen uns in der Regel einmal im Monat.“ Wenn sie sieht, wie gut es ihrer Schwester in Florenz geht, lindert das zum einen den Trennungsschmerz. Zum anderen macht es Appetit auf ein Abenteuer im Ausland. Im Moment kommt ein Wechsel für sie aber nicht in- frage. „Ich fühle mich in allen Bereichen sehr wohl“, sagt Fabienne Dongus. Wer weiß, vielleicht geht sie ja in der nächsten Saison mit der TSG Hoffenheim in der Champions League auf große Entdeckungstour durch Europa.