„Ich brauche nicht mehr im Vordergrund stehen“

Von Thomas Oberdorfer

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Bernd Hoffmann (graues Shirt) hat Spaß an seinem Engagement beim Türk. SV Herrenberg GB-Foto (Archiv): Bäuerle

Bernd Hoffmann (graues Shirt) hat Spaß an seinem Engagement beim Türk. SV Herrenberg GB-Foto (Archiv): Bäuerle

Ismail Yaman ist es zu verdanken, dass Bernd Hoffmann noch als Trainer aktiv ist. „Ich war ein paar Jahre raus, als Isi mich bat, ihn zu unterstützen“, erzählt Hoffmann, dessen letzte Station vor seinem Rückzug Grün-Weiß Ottenbronn war. Yaman war damals im Jahr 2017 Trainer des Türk. SV Herrenberg. Er hatte eine Knieoperation vor sich, baute und benötigte jemanden, der ihm den Rücken freihält, sollte er für die Trainingseinheiten oder die Spiele keine Zeit haben. „Ich habe ihm zugesagt. Das war ein Freundschaftsdienst, Isi war früher mein Co-Trainer beim TSV Schönaich“, erzählt Hoffmann.

Dann aber änderten sich die Voraussetzungen für ein Engagement Hoffmanns beim Türk. SV, denn Yaman verließ den Club. Für ihn übernahm Cihat Aydin die Position des Trainers. Er fragte Hoffmann, ob er auch ihn unterstützen würde. Der ehemalige Profikicker sagte zu, zumal ihn der Vorstand des Türk. SV bat, an Bord zu bleiben. Cihat Aydin war ein Neuling auf der Trainerbank, Hoffmann ist ein Routinier mit etwa 35 Jahren Erfahrung in diesem Geschäft. Diese Erfahrung wollte und will der Club nutzen, und Hoffmann gibt diese Erfahrung gerne weiter. „Ich habe Zeit, und ich habe Lust dazu“, sagt Hoffmann.

Der Gärtringer ist kein Co-Trainer im herkömmlichen Sinne. Er ist in den Einheiten dabei, so er verfügbar ist. Kommen private Termine dazwischen, bleibt er dem Training oder auch einem Spiel fern. Bernd Hoffmann ist keine feste Verpflichtung eingegangen, er könnte morgen seine Kickschuhe einpacken und die Zusammenarbeit beenden. Gibt es keinen triftigen Grund dafür, wird er das kaum machen. „Solange es meine Zeit zulässt, helfe ich gerne“, sagt der ehemalige Spieler, der unter anderem das Trikot des Karlsruher SC und der Stuttgarter Kickers trug.

Hoffmann steht in den Trainingseinheiten keineswegs an der Bande und beobachtet das Geschehen, er ist mittendrin und dabei. Das ist wichtig, denn die Herrenberger haben wie viele andere Mannschaften auch mit einer allenfalls durchwachsenen Vorbereitung zu kämpfen, die Folgen wirken sich jetzt noch negativ aus. Zeitweise waren 14 oder 15 Mann im Urlaub, entsprechend überschaubar ist der Fitnesszustand. Der Türk. SV hat das in den ersten Spielen in der Bezirksliga zu spüren bekommen, denn regelmäßig ging dem Team in der Schlussphase die Puste aus, es kassierte Gegentore, die zu Niederlagen führten. In den Trainingseinheiten teilen Hoffmann und Aydin die Akteure deshalb in unterschiedliche Gruppen ein. „Ich übernehme dann beispielsweise drei oder vier Spieler, die den Trainingsrückstand aufarbeiten müssen“, sagt Hoffmann.

Die Trainingsinhalte besprechen Hoffmann und Cihat Aydin gemeinsam. Sie setzen Schwerpunkte wie die Zweikampfschulung. In diesem Bereich hat die Mannschaft deutliche Defizite. Der Türk. SV stieg in der vergangenen Runde vor allem wegen seiner hohen spielerischen Qualität aus der Kreisliga A in die Bezirksliga auf. Eine Klasse höher wird aber zum einen schneller Fußball gespielt, zum anderen körperbetonter. Und damit kommen noch lange nicht alle Akteure des Türk. SV zurecht. „Technisch sind die Spieler gut. Was einigen fehlt, ist die Zweikampfhärte. Die müssen sie sich im Training erarbeiten“, sagt Hoffmann. Sehr gut geeignet sind dafür Spiele auf kleinen Feldern mit wenigen Ballkontakten. „Es geht darum, sich im Zweikampf zu behaupten und sich durchzusetzen, es geht um Ballgewinne“, sagt Hoffmann. Sollte sich ein Spieler „etwas passiv verhalten“, so Hoffmann, dann werde das angesprochen.

Ein wesentlicher Grund für Bernd Hoffmann, trotz des Abgangs von Ismail Yaman beim Türk. SV an Bord zu bleiben, war und ist der Charakter des Teams. „Wir haben eine überaus freundliche und nette Mannschaft“, sagt Hoffmann. Im Vorfeld seines Engagements habe er „aus der Vergangenheit ganz andere Dinge gehört“. Es mache richtig Spaß, „mit den Jungs“ zu trainieren, zumal es sich um „richtig gute Fußballer handelt“. Allerdings um Fußballer, die nicht alle taktisch gut geschult sind. „Taktisch haben einige noch so ihre Probleme“, sagt Hoffmann, der in diesem Bereich sein Wissen einbringt wie bei der Mannschaftsaufstellung. Darüber spricht er mit Cihat Aydin ebenso wie über mögliche taktische Änderungen oder Spielerwechsel während einer Begegnung. „Ich gebe Cihat Tipps. Er will viel wissen, er fragt viel nach. Die Zusammenarbeit mit ihm ist sehr angenehm“, sagt Hoffmann.

Cihan Aydin, Sportdirektor des Türk. SV Herrenberg, hat vor der Saison eine mutige Zielsetzung für einen Aufsteiger genannt. „Wir möchten eine gute Rolle spielen und unter den ersten sechs oder sieben Mannschaften landen“, so die Ansage von Cihan Aydin. Bernd Hoffmann hält diese hohen Ansprüche für durchaus realistisch, „wenn wir einigermaßen durch die Runde kommen“. Wenn sich keine Leistungsträger verletzen, wenn der Großteil des Teams stets zur Verfügung steht. Fußballerisch sei die Mannschaft allemal in der Lage dazu, einen einstelligen Tabellenplatz zu erreichen.

Am vergangenen Sonntag erzielte der Türk. SV seinen ersten Dreier in dieser Runde, am kommenden Sonntag (15 Uhr) tritt er zum Derby beim SV Rohrau an. Die Aufgabe wird schwierig, der SV hat vier seiner letzten fünf Pflichtspiele gewonnen, am vergangenen Wochenende schlug er den VfL Nagold II mit 8:0. Hoffmann und Cihat Aydin werden die Köpfe zusammenstecken und eine kluge Taktik ausarbeiten müssen.

Ob er auch in der kommenden Runde zur Verfügung steht, lässt Hoffmann noch offen. „Ich weiß ja nicht, was die Zukunft bringt. Ich alleine kann entscheiden, ob ich weitermache. Die Zusammenarbeit läuft jedenfalls richtig gut“, sagt der Routinier, die herrschende Konstellation sei optimal: „Ich brauche nicht mehr im Vordergrund stehen.“ THOMAS OBERDORFER

Alle Partien der Bezirksliga an diesem Wochenende finden Sie unter der Rubrik „Sporttermine am Wochenende“ auf Seite28 dieser Ausgabe.

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Erstellt:
27. September 2019

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