Ideenreichtum bei der CO2-Überwachung

Dass man dem ernsten Thema der Lufthygiene viel Spaß abgewinnen kann, bewiesen die rund 20 Teams beimHackathon-Finale: Aus den gratis zur Verfügung gestellten CO2-Ampelbausätzen hat jedes Team eine Monitoring-Lösung mit ganz eigener Ausprägung entwickelt.

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Beim Hackathon haben mehr als 20 Teams CO2-Ampeln aus Bausätzen erstellt GB-Foto: gb

Beim Hackathon haben mehr als 20 Teams CO2-Ampeln aus Bausätzen erstellt GB-Foto: gb

Seit dem Auftakt für das virtuelle Mitmachprojekt hat sich viel getan: In nur einer Woche ist eine ganze Palette einsatzfähiger Lösungen für das CO2-Monitoring entstanden. Der Bogen spannt sich von der kindgerechten Smiley-Anzeige über die messwertgesteuerte Raumlüftung bis hin zur anspruchsvollen statistischen Auswertung. Ein Großteil der Teams will auch künftig „am Ball“ bleiben und die Raumluftüberwachung fortsetzen.

Bedarfsorientiertes Lüften hilft, das Corona-Infektionsrisiko im Innenraum zu verringern, ohne die Heizkosten unnötig in die Höhe zu treiben. In Anlehnung an die Empfehlungen des Umweltbundesamts schalten die beim Hackathon gebauten Ampeln bei einem CO2-Gehalt ab 1000 ppm (parts per million, deutsch: Anteile pro Million) von Grün auf Gelb. Die Aufforderung zum Lüften wird ab 1200 ppm ausgegeben. Einige Teams entschieden sich bei diesem Wert für den Blinkmodus. Ab 2000 ppm schaltet die Ampel auf Rot und meldet dadurch den Alarmzustand. „Beim Stoßlüften sinkt der Wert sehr schnell, aber es hat uns überrascht, wie oft wir lüften müssen“, vermeldet das Team Seeländer.

Sogar eine „echte“ Verkehrsampel kommt zum Einsatz

Bei der Darstellung der erfassten Messwerte ließen die Teams viel Fantasie walten. Ein Team empfand die Laufschrift des Ampeldisplays als schwer lesbar und aktivierte zur Abhilfe einfach einen anderen Schriftsatz. Andere Teams entschieden sich für eine plakative Anzeige in den klassischen Ampelfarben Grün, Gelb und Rot. Selbst eine „echte“ Verkehrsampel kommt derzeit zum Einsatz. Im Fairtrade-Laden werden aus je 15 erfassten Werten das Maximum und das Minimum ermittelt und eine dynamische Trendanzeige produziert. Dagegen setzt die in einem Kindergarten aufgestellte Ampel auf einfache Bildsprache: Ein Smiley lacht bei 1000 ppm und schaltet auf traurig, wenn gelüftet werden muss.

Auch bei der baulichen Ausführung war Kreativität angesagt. So beschloss das Team AGH (Andreae-Gymnasium Herrenberg), statt des mitgelieferten Holzgehäuses ein transparentes Gehäuse aus Plexiglas zu bauen. Die Ampelfarben des Innendisplays werden dabei per Lichtdiffusor gezeigt. Dazu Guido Burger, der federführend für die technische Umsetzung des Hackathons ist: „Der Sensor muss vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt werden, normales Tageslicht macht aber nichts aus.“ Anderer Standort, andere Herausforderungen: In der Tennishalle geht es wegen des ganztägig stattfindenden Schulsportunterrichts recht turbulent zu. Deshalb wurde die vom Team Tennis eingesetzte CO2-Ampel in einen schützenden Holzverschlag gestellt. Ein Team aus dem kirchlichen Bereich plant, die CO2-Ampel künftig zur Steuerung der hauseigenen Lüftungsanlage zu nutzen.

Als Vorreiterkommune in Sachen Digitalisierung ist die Stadt Herrenberg hoch erfreut über die rege Beteiligung am virtuellen Mitmachprojekt und dem sich abzeichnenden Multiplikator-Effekt. Wenn kein WLAN zur Verfügung steht, kann die Sensorik der CO2-Ampel kostenlos über das stadteigene LoRaWAN-Funknetz (Long Range Wide Area Network) angebunden werden. Gewonnen haben letztendlich alle Teilnehmenden.

Caroline Küpfer, zuständig für Organisation und Digitales bei der Stadt Herrenberg, resümiert: „Auch nach dem offiziellen Finale des Hackathons will ein Großteil der Teams seine Lösungen weiterentwickeln und den Ideenaustausch aktiv betreiben. Die Chancen für die Gründung einer LoRaWAN-Community stehen günstig.“ -gb-

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Erstellt:
24. November 2020

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