Jeder Mercedes hat Sindelfinger Wurzeln

Der Neujahrsempfang der Gärtringer CDU hat richtig Tradition und findet bereits seit über 40 Jahren statt. Die Vorsitzende Elke Groß freute sich gestern in der Ludwig-Uhland-Schule, dass es den Gärtringer Christdemokraten erneut gelungen war, einen profunden Redner zu gewinnen.

Von Uwe Priestersbach

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Michael Bauer war prominenter Redner bei der CDUGB-Foto: up

Michael Bauer war prominenter Redner bei der CDUGB-Foto: up

Denn mit Michael Bauer informierte der Standortverantwortliche und Leiter der Produktion im Sindelfinger Mercedes-Benz-Werk die zahlreichen Gäste über den aktuellen Transformationsprozess beim größten Arbeitgeber in der Region. Ursprünglich war es für den heute 50-jährigen „kleinen Bub vom Badischen“ unvorstellbar, auf der Karriereleiter zum Produktionsleiter aufzusteigen. Doch 2015 folgte seine Berufung nach Sindelfingen, wo rund 35.000 Mitarbeiter beschäftigt sind und jährlich über 300 000 Fahrzeuge das Werk verlassen.

Wie Michael Bauer deutlich machte, sei der Standort Sindelfingen mehr als nur die Produktion von Fahrzeugen, denn die „Technologie-Fabrik“ habe alles, um Autos zu entwickeln – von der Forschung und Entwicklung bis hin zum Design. „Jeder Mercedes auf der Welt hat seinen Ursprung in Sindelfingen“, so der Standortverantwortliche. Daneben verfüge Sindelfingen über das modernste Crash-Zentrum der Welt“ – und stolz sei man ebenfalls darauf, dass der Standort das Kompetenzzentrum für die Luxus- und Oberklasse sei.

Allerdings sei vor vier Jahren auch klar gewesen, dass man das Werk in Sindelfingen transformieren müsse, „weil wir sonst wirtschaftlich nicht mehr mithalten können“. Um künftig wettbewerbsfähig zu sein, müsse „man auch Themen umsetzen, die weh tun“ – und weil Autobau nur mit Menschen gehe, wolle man diesen Prozess gemeinsam mit der Belegschaft meistern. So seien die Zeiten vorbei, dass Daimler- Autos verteilt werden, jetzt müssten sie verkauft werden. Mit Blick auf die aktuellen Entwicklungen betonte der Wirtschaftsingenieur, „wir hängen auf Gedeih und Verderb von der Verbrenner-Limousine ab“. Ziel müsse es sein, die Verbrenner noch effizienter zu machen und Michael Bauer erntete Beifall für seinen Hinweis, „es gibt keinen besseren Antrieb als den Diesel“. Auf der anderen Seite weiß der Produktionsleiter aber ebenso, dass der Konzern ohne Elektromobilität zum „Sterben auf Raten“ verurteilt wäre.

Deshalb wird sich auch in Sindelfingen etwas ändern, denn nach vielen Diskussionen soll hier künftig ein Elektromodell produziert werden – und zwar im selben Rohbau wie die S-Klasse. „Das ist ein Riesending, aber die alternativen Antriebe werden kommen und die Elektromobilität ist derzeit vorne“, weiß Bauer, dass nur so künftige Kunden generiert werden können. Zudem wurde auf dem Werksgelände Platz für eine Batteriefabrik geschaffen. Vor diesem Hintergrund ist der Produktionsleiter überzeugt: „Sindelfingen kann beides – Elektromobilität und Verbrenner“. Nachdem in den vergangenen vier Jahren „Riesenschritte in die Zukunft“ gemacht wurden, zeigte sich Bauer „extrem stolz“ auf seine Mannschaft. Denn die Belegschaft sei bereit gewesen, Risiken einzugehen – und es sei ein „neuer Spirit eingekehrt“. Klar ist für ihn: „Wenn Sindelfingen stabil läuft, haben wir die Beschäftigung in der Region erhalten.“

Biadacz ist gespannt
auf die 20er Jahre

Der CDU-Bundestagsabgeordnete Marc Biadacz wünschte den Gärtringern ein „Powerjahr“ – und er ist selbst gespannt, „was die 20er Jahre bringen werden“. Mit Blick auf den Vortrag des Mercedes-Produktionsleiters äußerte er seine „feste Überzeugung, dass das Auto eine große Zukunft hat“. Zudem lebe der Landkreis von der Mobilität und Biadacz warnte vor einem ideologischen Wahlkampf - denn die Arbeitsplätze der Zukunft und Mobilität müssten im Landkreis Böblingen erhalten bleiben.

Für die musikalische Untermalung in der Mensa der Ludwig-Uhland-Schule sorgte wie schon im Vorjahr Peter Lewys-Preston, wobei der Schauspieler und Sänger mit Gärtringer Wurzeln Jazz- und Swingtitel präsentierte – „um beschwingt ins neue Jahr zu kommen“.

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Erstellt:
21. Januar 2020

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