„Kindertante Emma“ als stehender Begriff

Deckenpfronn: Zehntscheuer-Ausstellung zu „100 Jahre Kinderbetreuung“ in der Gemeinde eröffnet.Sie dienst zugleich als Begleitung der am Freitag, 7.Juli, stattfindenden Museumsnacht.

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In der Zehntscheuer bietet die Ausstellung Einblicke in ein Jahrhundert an Kinderbetreuung im Ort. GB-Fotos: gb

In der Zehntscheuer bietet die Ausstellung Einblicke in ein Jahrhundert an Kinderbetreuung im Ort. GB-Fotos: gb

In gleich vier Räumen der Zehntscheuer Deckenpfronn spiegelt sich die 100 Jahre alte Kindergartentradition des Gäudorfes. In der Haberkammer ist der historische Teil dieses langen Zeitraumes mit vielen alten Fotos dargestellt und endet dort mit der Schlussbetrachtung, dass Deckenpfronn im Jahr 2023 über eine hervorragende Ausstattung der Betreuung der ein bis sechs Jahre alten Kinder verfügt. Immerhin gibt es fünf Tageseinrichtungen mit 219 Krippen- und Kindergartenplätzen. Die älteste ist seit 1966 der Kindergarten Schulstraße, jetzt „Pusteblume“, mit dem Angebot der Ganztagsbetreuung. Im südlichen Neubaugebiet wurde 1993 der Kindergarten Mozartstraße mit zwei Gruppen eröffnet.

Als hilfreiches Zwischenspiel eröffnete Gemeinderätin und Erzieherin Renate Dongus 1988 „auf eigene Faust“ eine Kinderspielgruppe, die erst 2018 beendet wurde. Die Gemeinde ging ganz im Gegensatz zu den Anfangsjahren nach 1920 mutig und kostenträchtig weiter, eröffnete 2013 die Kinderkrippe „Sonnenhaus“ und nach der Erschließung des Baugebietes „Lüsse“ dort 2018 nochmals eine große Tagesstätte für Kinder von ein bis sechs Jahren. Schließlich meldete auch die Dorfgemeinschaft Tennental einen eigenen Bedarf an und eröffnete im Jahr 2011 im sogenannten Roten Haus einen Waldorfkindergarten mit 30 Plätzen, erinnert sich der ehemalige Bürgermeister Winfried Kuppler von der Kulturwerkstatt Deckenpfronn.

Gemeinde zeigte sich
anfangs fast ablehnend

Das alles spiegelt sich in der historischen Betrachtung der Ausstellung, die bis zur Einweihung eines Kindergartenraumes im neuen evangelischen Gemeindehaus nächsten Monat reicht und auch offenlegt, wie zögerlich und fast ablehnend im Gegensatz zur Gegenwart die Gemeinde war. Sie überließ damals der evangelischen Kirchengemeinde das Feld und diese war es auch, die es im Jahr 1928 endlich fertigbrachte, aus dem Mutterhaus Großheppach eine ausgebildete Kinderschwester nach Deckenpfronn zu holen. Es war Schwester Emilie Brösamle, die bis zum großen Dorfbrand am 21. April 1945 meist allein die rund 50 Kinder betreute.

Der Neubeginn der Kindergartenarbeit wurde nun aber energisch von der Gemeinde betrieben. Im Januar 1946 konnte in der Kinderschulbaracke die Betreuung aufgenommen werden, ab 1951 war es ein Raum in der neu erbauten Volksschule. Aber erst 1966 wurde schließlich im neuen evangelischen Gemeindehaus eine dauerhafte Partnerschaft von Gemeinde und Kirchengemeinde mit der Eröffnung eines zweiklassigen Kindergartens besiegelt. Bis dahin ist heute noch die „Kindertante Emma“ ein stehender Begriff, sie hatte nach dem Krieg die Kinderbetreuung übernommen und mit weiteren Hilfskräften bis zum 70. Lebensjahr vorbildlich erfüllt. Am vergangenen Sonntag wurde in der Zehntscheuer Deckenpfronn unter der Regie der Kulturwerkstatt und des Museumsteams vor etwa 30 Gästen die Ausstellung zur Geschichte der Kinderbetreuung in der Gemeinde eröffnet. Im Laufe des Nachmittages kamen rund 100 weitere Besucher hinzu. Ältere Einwohner suchten hierbei vor allem auf den vielen Fotos sich selbst, Kinder bestaunten in der Roggenkammer die von Renate Dongus, Theresia Stöffler und Bettina Sattler hochinteressante Spielzeugausstellung und wieder andere konnten gegenüber in der Dinkelkammer spielen oder auch malen. Für alle war damit ein großer Rahmen vorhanden, eigenen Interessen zu folgen.

Wer sich über die heutigen Tageseinrichtungen näher informieren wollte, fand in der Flachskammer sehr eindrückliche Darstellungen, die von den Fachkräften der jeweiligen Tagesstätte erarbeitet worden waren. An alle an dieser Ausstellung beteiligten Kräfte wurde ein herzlicher Dank und große Anerkennung für die immense Aufbauarbeit übermittelt. Diese Ausstellung ist praktisch die Begleitung der am Freitag, 7. Juli, stattfindenden Museumsnacht mit dem Motto „Für die Zukunft 100 Jahre Kinderbetreuung Deckenpfronn“ und wird bis kommenden Oktober geöffnet sein. Für die Kinder der Einrichtungen werden dazu auch Sonderführungen angeboten. -gb-

Das Spielzeug von einst fasziniert die kleinen Besucher.

Das Spielzeug von einst fasziniert die kleinen Besucher.

30 Betreuungsplätze finden sich im Waldorfkindergarten.

30 Betreuungsplätze finden sich im Waldorfkindergarten.

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Erstellt:
27. Juni 2023, 00:00 Uhr

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