Kreativität ist an vielen Ständen zu sehen

Ein wenig kleiner als in Jahren zuvor fallen das Feuer und die Kunst am Hildrizhausener Waldhaus aus, dafür gibt es nur praktische Gründe. Aber doch ist der kleine kulinarische Kunstmarkt am Waldrand ein schönes und geselliges Erlebnis: Der Lachs hängt am Brett, der Eintopf duftet, viele Stände bieten Kreativität, und wenn das Dunkel kommt, geschehen Wunder.

Von Thomas Morawitzky

Lesedauer: ca. 2min 32sec
Beim Kunsthandwerkermarkt war ein vorweihnachtliches Ambiente zu verspüren GB-Foto: Bäuerle

Beim Kunsthandwerkermarkt war ein vorweihnachtliches Ambiente zu verspüren GB-Foto: Bäuerle

Seit fünf Jahren verwandelt sich das Gelände am Waldhaus immer wieder in ein kleines Dorf aus Ständen, zwischen denen Gäste viel Kunsthandwerkliches finden, vielleicht das eine oder andere über die Arbeit der Einrichtung erfahren. Im Jubiläumsjahr des Waldhauses füllten gut 20 Stände den freien Raum zwischen den Waldhaus-Gebäuden, in allen anderen Jahren von „Kunst und Feuer“ – so der Name des Marktes – waren es zumindest 15. Dass nun am Samstagnachmittag lediglich zwölf Stände warten, hat einen einfachen Grund: Das Waldhaus baut, ein großer Teil des Geländes ist abgesperrt. Im Frühjahr 2020 wird das Gelände der Einrichtung ihr neues Gesicht feiern können.

Der Lachs braucht eine Stunde,
bis er durch ist

Im Spätherbst 2019 wird ein anderes Fest gefeiert. Im Fuchsbau, einem der Gebäude des Waldhauses, herrscht großer Betrieb, denn dort ist ein Café, dort werden Kuchen serviert und Kaffee, dort sitzen viele Menschen gesellig beisammen. Draußen liegen die Würste auf dem Grill, köchelt Chili con Carne im Topf, dampft der Wein, und ein kleines Stück weiter am Eingang zum Gelände verkauft Kurt Dinkelmann, sonst zuständig für die EDV im Waldhaus, den Lachs, der an einem Brett vom offenen Feuer gebeizt wird. „Eine Stunde dauert es, bis er durch ist. Wenn man ihn zu lange drauf lässt, wird er zu trocken.“ Auf der Freifläche im Waldhaus-Ensemble schlagen andere Flammen in die Höhe. Dort stehen viele Schalen aus Metall, in denen Feuer brennen, an denen sich die Besucher des kleinen Kunstmarktes bei etwas klarerer Kälte freilich gründlicher wärmen würden. An jedem der Stände, die sich an den Waldhauswänden hinziehen, warten kleine Kunstwerke auf ihre Käufer – Gemälde, Basteleien, Strickwaren. Hans Artschwager, Leiter des Waldhauses, ist in diesem Jahr in die Rolle eines Weinverkäufers geschlüpft. Schmuck und Steine liegen auf den Tischen, Malereien hängen an ihren Wänden, kleine Skulpturen stehen irgendwo; Eltern, Kinder, Großeltern spazieren plaudernd vorbei, Kinderwagen werden durch die Menge geschoben, die Stimmung ist gut und freundlich. Tannenzweige, Weihnachtsbäume aus Holz geschnitten, warten, Jacken, Pullover, Mützen.

„Die schönsten Sachen sind schon weg“, sagt Eckhardt Keusen, der am Waldhaus Schulverweigerer betreut, schwierige Jugendliche, oft verhaltensauffällig, oft Täter und Opfer beim Mobbing zugleich. Einfache Handwerksarbeiten, bei denen ihnen nur Stichsäge, Akkuschrauber zur Verfügung stehen, finden sich an ihrem Stand: der Baum, das Herz, aus Holz geschnitten, ein Herz auch, mit Epoxidharz in eine Baumscheibe hineingegossen, ein spannendes, anspruchsvolles Werkstück.

Später dann, wenn die Dunkelheit kommt, wird es Zeit für den Feuerzauber. Die Besucher des Waldhauses werden dann gemeinsam an den Ort geführt, an dem Thomas Haury und Barbara Widmann aus Bietigheim-Bissingen ihre Kunst zeigen. „Feuerwelten“ – so nennen sie sich, früher waren sie schon im Waldhaus zu Gast. Ist die Nacht erst da, werden sie Skulpturen aus Flammen entstehen lassen, mit ihren Feuerrequisiten spielen, Symbole, Ornamente in Brand strecken, die Flammen mit großer Geste magisch in den Raum hinausstellen.

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Erstellt:
25. November 2019

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