Kuties befinden sich weiter auf Talfahrt

Die Talfahrt der Handballerinnen der SG H2Ku Herrenberg geht weiter. Auch gegen den TSV Nord Harrislee offenbarte das Team von Mike Leibssle vor 350 Zuschauern in der heimischen Markweghalle große Abwehrprobleme und musste sich letztlich klar mit 28:34 geschlagen geben. Nach nur einem Zähler aus den vergangenen sechs Partien ist der Zug in die obere Tabellenhälfte vorerst ohne die SG abgefahren.

Von Edip Zvizdiç

Lesedauer: ca. 3min 25sec
Ein Bild mit Symbolwert: Die SG H2Ku Herrenberg (Aylin Bok am Boden) ist am Samstag erneut gestolpert GB-Foto: Frank/Eibner

Ein Bild mit Symbolwert: Die SG H2Ku Herrenberg (Aylin Bok am Boden) ist am Samstag erneut gestolpert GB-Foto: Frank/Eibner

Zumindest der Abstand auf die Abstiegszone hat sich nicht verringert. Sechs Punkte beträgt der Vorsprung auf den ersten Abstiegsrang, den derzeit die SG 09 Kirchhof einnimmt. Eine Garantie, dass sich daran in den nächsten Wochen nichts ändern wird, hat die SG H2Ku Herrenberg aber nicht, im Gegenteil. Sollte die Defensive in den kommenden Wochen nicht mächtig zulegen, droht die Mannschaft von Mike Leibssle in den Abstiegskampf abzurutschen. Trotz nur eines Zählers aus den vergangenen sechs Partien wird der Herrenberger Coach nicht nervös: „Wir müssen nur wieder den Weg zurück in die Erfolgsspur finden.“

Leichter gesagt als getan. Denn die Fehler, die seine Spielerinnen in der Abwehr reihenweise produzieren, hinterlassen große Fragezeichen beim eigenen Anhang. Auch Mike Leibssle weiß, dass große Reden allein die Wende nicht erzwingen werden. „Schon im Training müssen wir wieder mit mehr Härte herangehen“, will der Herrenberger Trainer stattdessen die Zügel anziehen. „Die Mädels müssen sich der Situation, in der wir stecken, bewusstwerden und vor allem die Fehlerquote minimieren. Was wir auch heute wieder falsch gemacht haben, war enorm. Und die Niederlage hätte nicht sein müssen.“

In der Tat war nicht alles schlecht, was die SG-Kuties gegen den TSV Nord Harrislee auf den Platz brachten. Aber es wollte sich partout keine Sicherheit im eigenen Spiel einstellen. Insbesondere in den ersten 30 Minuten, in denen die Gastgeberinnen klar am Drücker waren, verpassten sie eine mögliche Vorentscheidung. „Wir lagen ständig mit zwei Toren vorne, hätten aber mit ein wenig mehr Konsequenz auch mit fünf Toren führen können“, trauerte Mike Leibssle den verpassten Chancen nach. Symptomatisch für den Auftritt der Herrenbergerinnen war die 17. Minute: Saskia Hiller hatte kurz zuvor die 10:8-Führung erzielt, die gute Dora Elbert daraufhin einen Siebenmeter von Janne Lotta Woch entschärft, als erneut Saskia Hiller frei vor dem Gäste-Tor auftauchte. Ihr Wurf prallte von einem Innenpfosten an den anderen und dann der TSV-Torhüterin Lea Tiedemann in die Arme. Im Gegenzug kassierte dann Szimonetta Toepelt-Gera zuerst eine Zeitstrafe, dann ihr Team den 9:10-Anschlusstreffer von Lotta Heider. Anstatt mit drei Toren zu führen, ließ die SG den Gegner wieder auf Tuchfühlung kommen.

Die Seiten wurden schließlich auch nur mit einer knappen 15:14-Führung gewechselt. Diese begann dann nach Wiederanpfiff schnell an zu bröckeln. Katharina Rahn brachte ihre Farben nach 35 Minuten erstmals wieder mit 18:17 in Führung. Sarka Marcikova zum 18:18 und Aylin Bok zum 19:19 (38.) gelang jeweils der Ausgleich für Herrenberg. Danach aber folgte bis zur 44. Minute Leerlauf. Die Damen von der dänischen Grenze enteilten auf 23:19 und hatten das Spiel fortan, ohne an ihre Reserven gehen zu müssen, klar im Griff. Was auch daran lag, dass die Abwehr der Herrenbergerinnen Auflösungserscheinungen offenbarte und den Gegner förmlich zum Toreschießen einlud. So konnte auch die gute Dora Elbert im SG-Tor nichts mehr ausrichten.

Ihre Vorderleute versuchten in der Schlussviertelstunde, noch mal alles in die Waagschale zu werfen, scheiterten aber schlichtweg an der fehlenden spielerischen Klasse. Was auch daran lag, dass mit Lea Neubrander die Anführerin gesundheitlich angeschlagen in das Spiel gegangen war. „Lea ist erkältet“, nahm Mike Leibssle seine sonst so treffsichere Rückraumspielerin in Schutz. Neubranders Pendant aufseiten des TSV Nord Harrislee, Merle Carstensen, hingegen konnte schalten und walten wie sie wollte. Die beste Feldtorschützin der Zweiten Bundesliga beendete die Partie mit sieben Treffern.

Am Ende stand eine deutliche 28:34-Abfuhr auf der Anzeigetafel der Markweghalle. Harrislees Teammanager Rainer Feddersen war verständlicherweise „sehr zufrieden“ mit dem Auftritt seiner Mannschaft, lässt seinen Blick aber weiterhin nach unten im Klassement schweifen. „Wir hatten uns heute extrem viel vorgenommen, weil das im Hinblick auf den Klassenerhalt ein Vier-Punkte-Spiel war.“ Lohn der Mühen für das Team aus dem äußersten Norden Deutschlands: Der TSV Nord Harrislee sprang auf Tabellenplatz sechs. Sphären, von denen die Kuties derzeit nur träumen können. Mike Leibssle bleibt trotzdem entspannt: „Ich befinde mich lieber in dieser Situation, zu wissen, dass meine Spielerinnen die Qualität haben, sie derzeit nur nicht abrufen zu können, als zu bangen, da die spielerische Qualität überhaupt nicht vorhanden ist. Wir werden diese Niederlage genau aufarbeiten und die richtigen Lehren daraus ziehen. Denn so wird es auch am kommenden Freitag in Waiblingen nicht reichen.“

SG H2Ku Herrenberg: Waldenmaier, Elbert (beide im Tor); Schoeneberg, Bissel (1), Tuc (4), Bok (1), Zilinskaite, Foth (9/6), Toepelt-Gera (4), Bühler, Neubrander (2), Hiller (1), Marcikova (2/1), Beddies (4)

TSV Nord Harrislee: Tiedemann, Fasold (beide im Tor); Natusch (3), Woch (4), Heider (2), Pleger (5), Frauenschuh, Carstensen (7), Lauf (2), Andresen (1), Rahn (6), Kautz, Jeß (4/2), Klingenberg

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Erstellt:
20. Januar 2020

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