„Kuties“ packen im Backhaus mit an

Weil das Zwiebelkuchenfest des TV Haslach in diesem Jahr nicht stattfinden konnte, haben die Verantwortlichen kurzerhand umdisponiert: Aus der Hocketse wurde eine „Holetse“. Nebenbei warben die H2Ku-Handballer für ihre Crowdfunding-Aktion.

Von Berkan Cakir

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Rund 200 Zwiebelkuchen buken die Ehrenamtlichen für die „Holetse“ GB-Foto: Holom

Rund 200 Zwiebelkuchen buken die Ehrenamtlichen für die „Holetse“ GB-Foto: Holom

Bis einen Tag vor dem Verkauf am Samstag gingen bei Jan Rhotert noch zahlreiche Anrufe ein. Irgendwann musste der Vorsitzende des TV Haslach aber einen Schlussstrich ziehen. Etwas mehr als 200 Bestellungen waren bis dahin eingegangen. Wäre es nach der Nachfrage gegangen, hätten es noch locker 40 oder 50 mehr sein können, so Rhotert. „Aber uns war klar, dass der Zwiebelkuchen irgendwann ausverkauft ist. Deshalb habe ich die Bestellungen ablehnen müssen.“ Jedes Jahr veranstalten die Verantwortlichen des TV Haslach im örtlichen Backhaus am zweiten Sonntag im Juli die Zwiebelkuchen-Hocketse. In diesem Jahr hat das Fest aus rechtlichen Gründen das erste Mal an einem Samstag stattgefunden – und noch dazu ohne das übliche gemütliche Beisammensein.

Aus diesem Grund war das Fest streng genommen keine klassische Hocketse. Bier oder Most trinken, Kuchen oder Wurst essen, sich unterhalten – das konnte der TVH unter den aktuellen Pandemie-Umständen nicht bieten. Den Zwiebelkuchen, den es im Herrenberger Teilort ohne Speck, dafür wahlweise mit getrockneten Holunderblüten gibt, gab es aber trotzdem – und zwar zum Abholen. Deshalb benannte das Organisationsteam die Veranstaltung passend in „Holetse“ um. Wer den Haslacher Zwiebelkuchen wollte, musste sich dafür bei TVH-Vorstand Rhotert anmelden. Für die Abholung gab es zwei einstündige Zeitfenster am Mittag und am späten Nachmittag, damit es zu keinen größeren Ansammlungen kam. Den Bestellungen nach zu urteilen, beeinträchtigt das nicht die Lust auf Zwiebelkuchen: Laut Rhotert wurden so viele verkauft wie sonst auch.

Vor und zwischen den Zeitfenstern zum Abholen waren mehrere Helfer im Backhaus in der Ortsmitte kräftig am Backen. Schon am Vorabend stand Rolf Marquardt bereit, um die zwei Steinöfen für den Verkaufstag vorzuheizen. Der Haslacher, Vater von Oberliga-Kreisläufer Sascha Marquardt und bei den Heimspielen der SG H2Ku Herrenberg als Kampfrichter tätig, hat dafür mehrere „Büschele“ verbrannt – ein Bündel aus mehreren dünnen Ästen. „Am nächsten Morgen ist der Ofen dann immer noch heiß. Wir heizen ihn vor dem Backen noch mit sechs bis acht Büschele auf 200 Grad hoch“, so Marquardt. Dann kommen die Zwiebelkuchen in den Ofen und brauchen rund zehn bis 15 Minuten, bis sie fertig sind. Ein kleiner Nachteil in diesem Jahr: „Sie sind nicht alle warm, weil sie auf ihre Abholung warten“, so Marquardt. „Aber man kann sie daheim ja kurz in den Backofen schieben.“

Als Unterstützung waren auch Handballer und Handballerinnen der Spielgemeinschaft H2Ku Herrenberg dabei – der TV Haslach ist einer von drei Stammvereinen. Im Rahmen eines Trainingslagers in der Haslacher Halle gingen zwischendurch unter anderem Saskia Hiller und Neuzugang Annika Blanke den Helfern zur Hand. „Wir haben angepackt, wo wir gebraucht wurden“, so Blanke, die vom Erstligisten Frisch Auf Göppingen zum Team dazugestoßen ist. Selbst backen mussten die beiden „Kuties“ nicht. Im Anschluss stand gleich die nächste Trainingseinheit an.

Bei der Gelegenheit warben die Spielerinnen auch für die Crowdfunding-Initiative des Handballvereins (der „Gäubote“ berichtete). Vor zwei Wochen startete – angestoßen von den H2Ku-Spielern Alexander Zürn und Nicolas Rhotert – die Kampagne auf einer Internet-Plattform, wo mittlerweile rund 26 000 Euro zusammengekommen sind. Wer einen Betrag zahlt, bekommt je nach Höhe auch eine entsprechende Prämie dafür. Beispielsweise signierte Trikots, ein Training mit der Oberliga-Männermannschaft oder ein Kabinenfest mit den Damen. Als Ziel sind 30 000 Euro ausgegeben. Wird die Grenze nicht erreicht, gibt es auch kein Geld.

Auf digitalen Plattformen wie Facebook und Instagram hatte die SG H2Ku bereits kräftig geworben. „Wir wollten heute noch mal werben, weil viele ältere Menschen kommen, die kein Internet haben und von der Kampagne vielleicht nichts mitbekommen haben“, erläuterte Rhotert. Deshalb gab es zu dem abgeholten Kuchen einen Flyer dazu. Da die Nachfrage nach den H2Ku-Prämien aber offenbar so groß ist wie die nach dem Haslacher Zwiebelkuchen, und bei der Aktion nach zwei von insgesamt vier Wochen bereits so viel Geld zusammengekommen ist, macht sich Rhotert keine Sorgen, dass der Verein das Geld am Ende auch bekommt. Der TVH-Vorstand kommentierte das in passendem Sportler-Duktus: „Jetzt ist Halbzeit. Die zweite Hälfte wird etwas leichter.“

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Erstellt:
13. Juli 2020

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