Lebendige Vergangenheit

Von Kassandra Fischer

Lesedauer: ca. 2min 52sec
Moderne Werkzeuge sind tabu: Auf dem Campus Galli wird wie im Mittelalter gearbeitet GB-Foto: gb

Moderne Werkzeuge sind tabu: Auf dem Campus Galli wird wie im Mittelalter gearbeitet GB-Foto: gb

Wer Geschichte einmal anders erleben möchte, ist auf dem Campus Galli in Meßkirch genau an der richtigen Adresse. Denn bei der Klosterbaustelle handelt es sich um ein Ausflugsziel, das seinen Besuchern einen einzigartigen Zugang zur Geschichte des frühen Mittelalters bietet: Hier entsteht nämlich Tag für Tag ein Stück Mittelalter. Handwerker und Ehrenamtliche haben es sich zum Ziel gemacht, mit verschiedenen Mitteln des neunten Jahrhunderts ein Kloster auf Grundlage des St. Galler Klosterplans zu erschaffen. Dieser Plan ist eine ganz besondere Überlieferung, da bislang kein anderer Bauplan aus dem frühen Mittelalter bekannt ist. Gezeichnet wurde die älteste überlieferte Architekturzeichnung des Abendlandes vor 1 200 Jahren von Mönchen auf der Insel Reichenau. Da er ursprünglich für den Ort St. Gallen geschaffen wurde, ist er schließlich auch nach diesem benannt worden. Auf dem Campus Galli finden die Besucher somit ein Projekt, dessen Anfänge bereits weit in der Vergangenheit liegen.

Maschinen oder modernes Werkzeug werden auf der Baustelle in der Nähe der baden-württembergischen Kleinstadt Meßkirch im Landkreis Sigmaringen nicht verwendet. Stattdessen ziehen dort Ochsen die Baumstämme zur Baustelle und Holzbalken werden mühsam mit Äxten behauen. Bei einem Besuch des außergewöhnlichen Ausflugziels wird die Zeit Karl des Großen dadurch nicht nur sichtbar, sondern hautnah erfahrbar. Es geht zwar alles etwas langsamer voran als auf den modernen Baustellen der heutigen Zeit, dennoch hat sich seit der Eröffnung im Jahr 2013 schon einiges entwickelt. Das aktuell größte Gebäude auf dem Gelände ist die Holzkirche, deren Bau am Anfang der Saison 2014 begonnen wurde. Ein künftiges Projekt ist der Bau einer großen Scheune, welche sogar noch größer als die Holzkirche werden soll.

Auf dem Gelände können die Besucher außerdem unzählige Handwerker bei ihrer Arbeit beobachten. Ob in der Weberei, beim Drechsler oder dem Schmied – überall finden sich spannende Einblicke in die handwerklichen Berufe, die rund um die Baustelle benötigt werden. Für Naturinteressierte lohnt sich sicherlich auch ein Besuch des Kräutergartens, der Tierhaltungen oder der Imkerei auf dem Gelände. Neben der Option, das Gelände frei zu erkunden, gibt es ebenso die Möglichkeit, an einer geführten Rundwanderung teilzunehmen. Hierbei erklären Experten mehr zur Idee hinter dem Projekt, über die Entstehungszeit des Klosterplans im frühen Mittelalter sowie viel Interessantes zu den verschiedenen Handwerken und zum Bau der Klosteranlage. Wer schließlich vom Hunger geplagt wird, findet auf dem Campus Galli auch passende kulinarische Angebote und kann sich bei Gerichten wie einem Linseneintopf, einer Karolingischen Wurst im Brötchen oder einem Dennetle stärken.

Die besondere Vorgehensweise auf dem Gelände der Klosterbaustelle macht das Ausflugsziel somit gleichermaßen zu einem Freilichtmuseum wie auch zu einem Forschungsprojekt. Durch die tägliche, handwerkliche Auseinandersetzung mit der längst vergangenen Zeit des Mittelalters kommen nämlich ständig neue Fragen zu damaligen Herangehensweisen auf. Jede Entwicklung birgt ihre neuen Herausforderungen auf dem Weg zur Karolingischen Klosterstadt, was jedoch auch jeden Tag auf dem Campus Galli sowohl für die Angestellten als auch für die Besucher einzigartig macht.

Info – Die diesjährige Saison der Mittelalterbaustelle geht noch bis zum 3. November. Geschichtsinteressierte können den Campus Galli in dieser Zeit von Dienstag bis Sonntag zwischen 10 und 18 Uhr besuchen. Lediglich am Montag besteht ein Ruhetag mit der Ausnahme von Feiertagen. Weitere Informationen zu den Angeboten und Veranstaltungen auf dem Campus Galli gibt es im Internet unter der Adresse www.campus-galli.de

Gewinner – Eine Führung durch die Mercedes-Benz-Arena machen mit: Julia Flister (Bondorf), Heiko Renz, Claudia Hätinger (Oberjesingen), Christine Albert (Gärtringen), Melanie Müller (Herrenberg), Gabi Reutter (Öschelbronn), Alexander Stäbler (Mötzingen), Hildegard Knecht (Hildrizhausen),

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Erstellt:
2. August 2019

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