Lohnende Investition in saubere Energie

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Bürgermeister Bernd Dürr setzt sich für einen bewussten Umgang mit Energie ein GB-Foto: Bäuerle

Bürgermeister Bernd Dürr setzt sich für einen bewussten Umgang mit Energie ein GB-Foto: Bäuerle

Ob Hausbesitzer oder Gemeinde: Wer Energie sparen will, hat meist zwei Hauptmotivationen: Zum einen geht es darum, Klima und Umwelt zu entlasten, indem Ressourcen geschont und der Ausstoß klimaschädlicher Gase und anderer Stoffe nach Möglichkeit reduziert wird. Zum anderen lässt sich damit auch bares Geld sparen. Für eine Gemeinde ist Letzteres natürlich wichtig, muss sie ihre Ausgaben doch rechtfertigen und aufzeigen, dass die kommunalen Mittel sinnvoll eingesetzt werden. Doch hat sie auch Vorbildfunktion. Da sie für ihre Gebäude und Dienstleistungen viel Energie verbraucht, ist zudem das Einsparpotenzial relativ hoch. Wie es umgesetzt werden kann, ist von Fall zu Fall unterschiedlich. In Bondorf setzt man dafür vor allem auf Fotovoltaik und genaues Monitoring. Auf insgesamt vier gemeindeeigenen Gebäuden sind PV-Anlagen installiert.

Bereits 2004 wurde auf Initiative der Gemeinde eine von Bondorfer Bürgern getragene PV-Anlage auf das Schuldach installiert. Die Bondorf-Solar-Aktiv GbR formierte sich, die Investitionskosten wurden in 114 Anteile à 1000 Euro gesplittet, von denen jeder Bürger einen oder mehrere erwerben und GbR-Mitglied werden konnte. Der von der 21,3 kWp starken Anlage erzeugte Strom wird ins öffentliche Netz eingespeist. „Für damalige Verhältnisse war das eine riesige Anlage“, erinnert sich Bürgermeister Bernd Dürr, der selbst einer der Anteilseigner ist. „Das war toll damals, viele haben sich beteiligt und einen oder mehrere Anteile erworben.“ Seither hat die Anlage rund 261 000 Kilowattstunden sauberen Strom produziert und der Umwelt damit jährlich 15 Tonnen CO2 erspart. Diese Zahlen kann man im Eingangsbereich der Schule ablesen, ebenso wie die aktuelle Leistung der Anlage in genau dem Moment. Pädagogisch klug, denn so können die Schüler nachvollziehen, wie auf dem Dach ihrer Schule Energie aus Sonnenlicht erzeugt wird.

Die erste gemeindeeigene PV-Anlage wurde im Juni 2013 auf dem Jugendhaus installiert und deckt dessen Grundverbrauch an Elektrizität ab. Sie schlägt mit 19,3 Kilowatt peak zu Buche. Im Dezember 2014 kam eine 7,5 kWp starke Anlage auf das Dach des Rathauses. „Sie ist so ausgelegt, dass der hier erzeugte Strom auch fast komplett hier verbraucht wird“, erklärt Bernd Dürr. Eine Rechnung, die auch in der Praxis aufgeht. Der Energiebericht zeigt, dass rund 90 Prozent des auf dem Dach produzierten Stroms für den Eigenverbrauch genutzt wurden. Insgesamt deckt der eigene Strom rund ein Drittel des Gesamtbedarfs ab. Jüngstes „Kind“ in der Bondorfer PV-Familie ist die mit 39 kWp größte Anlage, die 2016 auf dem Dach des Schülercafés angebracht wurde und sowohl das Schülercafé selbst als auch die daneben befindliche Gäuhalle mit Energie versorgt. Der Eigenverbrauch liegt auch hier bei rund 90 Prozent. Was nicht selbst verbraucht wird, geht ins öffentliche Stromnetz und wenn gerade kein Sonnenstrom verfügbar ist, muss zugekauft werden. Seit 2016 bezieht die Gemeinde dafür klimaneutral produzierten Strom von den Stadtwerken in Rottenburg und konnte ihre durch Strom bedingten CO2-Emission damit auf Null absenken.

Verbrauch verringern

Für Bürgermeister Bernd Dürr ist diese Investition in saubere Energie nicht in erster Linie eine, die sich unbedingt finanziell rechnen muss. „Wenn bei der Wirtschaftlichkeitsberechnung eine schwarze Null herauskommt, halte ich es trotzdem für richtig, eine Anlage zu erstellen“, erklärt er bestimmt.

Zusätzlich zur Energieerzeugung unternahm die Gemeinde in den vergangenen Jahren auch einige Maßnahmen, die den Energieverbrauch verringern. So wurden im Zuge von Sanierungen die Gebäudehüllen von Rathaus, Bauhof und einem gemeindeeigenen Wohnhaus in der Benzstraße gedämmt. Der zuvor gänzlich ungedämmte Sitzungssaal erhielt eine Außendämmung. „Das A und O bei jeder Sanierung ist es, zu gucken, wie man mit möglichst wirtschaftlichen Mitteln Energie einsparen und das Raumklima angenehm gestalten kann – möglichst so, dass auch die Amortisationszeit im Rahmen bleibt“, betont der Schultes. Im Zuge der Modernisierung wurden auch alle Straßenlampen mit energiesparenden Leuchtmitteln bestückt, ein Großteil davon mit LED.

Last but not least hat die Gemeinde vor zwei Jahren ein effektives Instrument für sich entdeckt. Der jährliche Energiebericht ist für Bernd Dürr ein ganz wichtiges und sinnvolles Mittel, um Ziele bei der Energieeinsparung zu definieren und zu erreichen. „Das ist ein sehr gutes Kontrollinstrument für uns als Verwaltung. Wir sehen alle Verbräuche und damit auch Einsparmöglichkeiten. Wir sehen auch, wenn etwas nicht rund läuft und können schneller eingreifen. Handlungsbedarf wird sichtbar, das hilft uns dabei, unsere Ziele zu formulieren“, fasst er zusammen. Ein weiteres Ziel ist es auch, einen bewussten Umgang mit Energie zu propagieren. „Wir wollen die Nutzer sensibilisieren und zum überlegten Handeln veranlassen.“ Indem sie ihre eigenen Verbräuche offenlegt, will die Gemeinde auch die Diskussion anregen und ihre Bürger zum Nachdenken über dieses wichtige Thema anregen. JUTTA KRAUSE

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Erstellt:
28. Februar 2018

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