Markus Schäfer beendet seine Karriere

Nach 25 Jahren auf dem Feld ist Schluss: Markus Schäfer geht in der kommenden Saison nicht mehr für den RV Gärtringen in der Zweiten Radball-Bundesliga auf Punkte-Jagd. Sein bisheriger Partner Patrick Schäfer spielt ab sofort mit Kevin Seeber, der vom RSV Wendlingen zum RV Gärtringen kommt.

Von Robert Stadthagen

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Markus Schäfer (rechts) verzichtet auf einen Start in der zweiten Liga an der Seite von Patrick Bühler GB-Foto (Archiv): Bäuerle

Markus Schäfer (rechts) verzichtet auf einen Start in der zweiten Liga an der Seite von Patrick Bühler GB-Foto (Archiv): Bäuerle

Die Entscheidung steht, so richtig angekommen ist sie bei Markus Schäfer aber wohl noch nicht. „Ich kann es noch gar nicht sagen“, antwortet er auf die Frage, wie die Gefühlslage nach dem Entschluss ist. Lange schwankte er zwischen den Optionen, es nach zwei Jahrzehnten auf hohem Niveau gut sein zu lassen, und noch einmal anzugreifen. „Bei mir war schon der Gedanke gereift, den Fokus noch einmal auf den Sport zu legen“, sagt der zweifache Vater, der neben Familie, Job und Hausbau auch den Sport nicht aufgeben mochte. Vor allen Dingen nicht nach der überaus erfolgreichen Hinrunde in der Südstaffel der Zweiten Bundesliga, die Schäfer und sein Partner Patrick Bühler als Tabellenführer beendeten. „Ich wollte Platz eins verteidigen und die DM mitnehmen“, gibt Schäfer einen Einblick in seine Gedanken. Die ganz großen Ambitionen hatte er längst zu den Akten gelegt, aber durch die Erfolge noch einmal Blut geleckt. Dann beendete die Corona-Pandemie alle Gedankenspiele für das Jahr 2020 – die Saison wurde ohne Wertung abgebrochen.

Schäfer trug sich nach diesem abrupten Ende durchaus mit der Idee, noch eine Saison in der Zweiten Bundesliga ranzuhängen. Es war dann eine Anfrage von außen, die eine andere Dynamik in die Sache brachte. Kevin Seeber vom RSV Wendlingen war auf der Suche nach einem neuen Partner. Seit Jahren hat der 27-Jährige einen engen Draht zum RV Gärtringen und fragte einfach mal nach, wie es bei Patrick Bühler und Markus Schäfer weitergeht. Alles ganz offen. „Wir kennen uns lange und gut“, sagt Markus Schäfer.

Der 36-Jährige setzte sich mit Patrick Bühler zusammen und besprach die Situation. Die Karten wurden offen auf den Tisch gelegt. „Ich habe Paddy gesagt, dass er weiß, was er mit mir bekommt“, so Schäfer. Der Routinier wäre einmal in der Woche ins Training gekommen und hätte die Bundesliga-Saison durchgezogen. Weitere Turniere und den Deutschland-Pokal dagegen hätte Schäfer – wie schon zuletzt – nicht gespielt. Die beiden Athleten einigten sich zusammen mit Trainer Dieter Rauser darauf, dass Bühler und Seeber in Trainingseinheiten abklopfen, ob es eine Basis für eine gemeinsame Zukunft gibt. „Die beiden könnten zusammenpassen“, glaubt Schäfer. Und diese Chance sehen Bühler und Seeber auch. Bühler entschied sich dafür, mit einem neuen Partner in die kommende Saison zu gehen. Schäfer nimmt das mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Das Herz blutet, der Kopf sagt, dass es die richtige Entscheidung ist. „Ich hätte das vielleicht noch ein oder zwei Jahre gemacht. Paddy braucht mehr. Ich bin froh, dass es für ihn nun eine gute Lösung gibt.“

Für Schäfer selbst bedeutet das den Rückzug als Stammspieler auf nationaler Ebene nach zwei Jahrzehnten. Frank Wohlbold holte ihn einst an seine Seite in der Zweiten Bundesliga. Später spielte er mit seinem Bruder Kai Schäfer in der zweiten und ersten Liga. 2013 verpassten die Brüder im Rahmen der DM in Baunatal den Aufstieg in die Erste Bundesliga knapp, 2016 übernahmen sie den Platz von Matthias König und Uwe Berner in der obersten deutschen Spielklasse, nachdem König Ende 2015 seinen Rücktritt erklärt hatte. Uwe Berner trat mit seinem Bruder Andy Berner in der Zweiten Bundesliga an. Als Tabellensechster verpassten Markus und Kai Schäfer den Sprung zur Endrunde der deutschen Meisterschaft in der ersten Liga nur knapp – und trennten sich.

2017 war dann für Schäfer an der Seite von Uwe Berner das erfolgreichste seiner Karriere im Zweier-Radball. Als Bundesliga-Vierter schaffte das Duo des RV Gärtringen die Qualifikation für die beiden Final-Five-Turniere und die deutsche Meisterschaft. Im Deutschland-Pokal holte das Team Platz drei, beim zweiten Final-Five-Turnier wurden sie Zweite. Und bei der DM schrammten Schäfer und Berner knapp an der Bronzemedaille vorbei, als sie das Spiel um Platz drei in Hamburg mit 2:3 gegen den RV Obernfeld II verloren. „Die Saison mit Uwe war schon ein Highlight“, sagt Markus Schäfer und blickt zufrieden auf seine Karriere. Vielleicht wäre ein wenig mehr drin gewesen. „Aber ich muss auch schauen, wie viel ich investiert habe und wie viel ich rausgeholt habe“, meint Schäfer, der mit dem RV Gärtringen etliche deutsche Meistertitel im Fünfer-Radball feiern konnte.

Markus Schäfer wird es nun radballerisch ein wenig ruhiger angehen lassen. „Ich möchte schon noch ein- bis zweimal in der Woche ins Training gehen“, sagt er. Als Ersatzspieler wird er weiter zur Verfügung stehen. Und der große Abschied ist für das Dreikönigsturnier Anfang Januar geplant. Dann wird Schäfer noch einmal zusammen mit Patrick Bühler aufs Feld fahren.

Zur Zusammenstellung der weiteren Gärtringer Teams gibt es zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Informationen.

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Erstellt:
1. September 2020

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