Mehr Schüler interessieren sich für Ausbildung
Nach der zehnten Klasse haben Realschüler meist ihren Abschluss. Aber was dann? Studium oder Ausbildung? Kaufmann oder Krankenpfleger? Um einen ersten Überblick zu bekommen, hat die Gärtringer Theodor-Heuss-Realschule einen Berufsinformationstag veranstaltet, bei dem sich lokale Betriebe präsentierten.
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Volles Foyer: 40 Betriebe und Schulen stellen sich in der Theodor-Heuss-Realschule vor GB-Foto: Bäuerle
Mit großen Augen schieben sich die Schüler am Samstagvormittag durch die Gänge der Theodor-Heuss-Realschule, die sich in einen Markt von Berufsinformationen verwandelt hat. 40 Betriebe und Schulen stellen hier aus und werben für ihr berufliches Angebot. Und um neue Auszubildende auf sich aufmerksam zu machen, scheuen die Arbeitgeber keine Kosten und Mühen. Vorträge, Werbegeschenke oder kleine Arbeitsproben aus den Werkstätten sollen die Kids neugierig machen – mit Erfolg. „Wir sind echt zufrieden, es kommen jede Menge Schüler, die ehrlich interessiert sind“, freut sich Markus Rathke vom Ehninger „Holzwerk Keck“. Die Firma bietet zum Beispiel Ausbildungsberufe im Bereich Holzbearbeitungsmechaniker an und ist schon seit Jahren auf dem THR-Berufsinfotag vertreten. Mit Patrick Baumann ist heute sogar ein ehemaliger THR-Schüler vor Ort, der durch die Informationsveranstaltung vor einigen Jahren beim Holzwerk Keck seinen Ausbildungsberuf gefunden hat. „Die Veranstaltung ist eine super Form der Darstellung für uns“, betont Markus Rathke. „Damit die Schüler sehen können, dass es solche Berufe auch gibt.“
Firmen erhalten das Rundum-sorglos-Paket
Auch das Herrenberger Zentrum Zahn ist dankbar für die Gelegenheit, sich hier präsentieren zu dürfen. „Wir sind heute zum ersten Mal überhaupt auf so einer Veranstaltung“, verrät Tanja Salvemini, die für den Beruf des zahnmedizinischen Fachassistenten wirbt, „und sind ganz erstaunt, wie groß das Interesse auch von den Jungs für den Beruf ist.“ Die Zahnarztpraxis suche händeringend nach neuen Leuten, die auch in dem Berufsfeld bleiben möchten. „Der Berufszweig ist leider seit ein paar Jahren etwas negativ belastet“, erklärt Tanja Salvemini. „Dabei bietet er so viele Möglichkeiten.“
Das Zentrum Zahn ist nicht die einzige Firma, die für die Präsentationsgelegenheit in Gärtringen sehr dankbar ist. Schließlich findet das Informationsevent inzwischen schon zum 24. Mal statt und ist dementsprechend etabliert. „Wir bieten den Firmen hier ein Rundum-sorglos-Paket“, hebt Schulleiterin Brigitte Dammenhain hervor. Das reiche von kostenloser Verpflegung bis zu Schülern, die beim Auf- und Abbau der Stände helfen.
Mit Prominenten wie Gärtringens Bürgermeister Thomas Riesch zeige die Gemeinde außerdem ihre Anerkennung für die Veranstaltung. „Das freut uns total, denn es ist uns sehr wichtig, dass sich die Firmen hier wohlfühlen“, betont Brigitte Dammenhain. „Schließlich opfern die Leute dafür ihren Samstag oder schließen zum Teil ihre Geschäfte für einen Vormittag, um hierherzukommen.“
Aber schließlich lohne sich die Veranstaltung ja auch. „Wir haben sehr gute Erfahrungen gemacht“, meint Brigitte Dammenhain. Im vergangenen Jahr hätten zum Beispiel alle Schulabgänger in ihrem letzten Jahr einen Beruf oder Schulplatz gefunden. „Und heute haben wir schon viele ehemalige Schüler getroffen, die ihren Beruf bei dieser Veranstaltung gefunden haben.“ Was wohl die beliebtesten Berufe bei den Kids sind? „Die Jungs wollen gerne in den Industriebereich“, hat THR-Lehrer und Beauftragter für Berufsorientierung Bernd Heinrich beobachtet. „Die Mädchen interessieren sich meist für den kaufmännischen oder sozialen Bereich.“ Eine erfreuliche Entwicklung sei, dass sich die Tendenz wieder zugunsten der Ausbildungsberufe entwickelte. „Dieses Jahr haben sich 40 Prozent der Schulabgänger für eine Ausbildung entschieden“, nickt Bernd Henirch. „Davor hat sich das immer auf ein Drittel Ausbildung und zwei Drittel weiterführende Schule verteilt.“
Damit sich die Schüler vom weitreichenden Berufsangebot nicht erschlagen fühlen, hat die THR Fragebögen ausgeteilt, anhand derer sich die Schüler entlanghangeln können. Oft wissen die baldigen Schulabgänger aber auch schon ganz genau, was sie wollen und erfahren möchten. „Ich will weiter zur Schule gehen“, meint zum Beispiel der 15-jährige Elias Veith. „Aber Landschaftsbau hat sich hier auch sehr interessant gehört.“ Sein Kumpel Fabian Motteler zieht dagegen eher eine Ausbildung zum Mechatroniker vor und hat sich dementsprechend beim Berufsinformationstag umgehört. „Die Veranstaltung ist gut organisiert“, lobt der 15-Jährige. „Da sieht man, was es alles im Landkreis Böblingen gibt.“
Auch Aimée Brogle zieht es vor, nach ihrem Abschluss die Schule weiter zu besuchen. „Aber da sind heute ja einige vertreten“, freut sich die Zehntklässlerin. Ihre Freundin Lorena Vlad hat sich dagegen im Ausbildungsbereich der Krankenpflege umgehört. „Da bringt die Veranstaltung auch einiges“, findet die 16-Jährige. „Weil man so mit vielen Firmen in direkten Kontakt kommt.“ Ob die beiden nervös sind, was das Ende ihrer Realschulzeit anbelangt? „Oh ja“, betonen sie einstimmig. „Aber das wird schon irgendwie.“