Mit Feuer und Leidenschaft die Tradition leben

Bei strahlendem Sonnenschein und inmitten alter Bäume hießen die Kirchengemeinden Reusten und Altingen am Sonntag ihren neuen Pfarrer willkommen. Weit gereist, findet Maximilian Schmid-Lorch in den beiden Ammerbucher Teilgemeinden nun eine neue Heimat.

Von Nadine Dürr

Lesedauer: ca. 2min 36sec
Der Herrenberger Pfarrer Ulrich Behrendts sowie die Kirchengemeinderatsvorsitzenden Andrea Schöttke (Reusten) und Daniel Spengler (Altingen) begleiteten den neuen Pfarrer Maximilian Schmid-Lorch beim Gottesdienst GB-Foto: Vecsey

Der Herrenberger Pfarrer Ulrich Behrendts sowie die Kirchengemeinderatsvorsitzenden Andrea Schöttke (Reusten) und Daniel Spengler (Altingen) begleiteten den neuen Pfarrer Maximilian Schmid-Lorch beim Gottesdienst GB-Foto: Vecsey

Gleich bei seinem Antritt durfte der 29-jährige Albstädter einen so stimmungsvollen wie traditionsreichen Reustener Ort kennenlernen: den Kirchberg. „Über Jahrhunderte“, erläuterte Pfarrer Ulrich Behrendts aus Herrenberg, „hat die Gemeinde hier oben Gottesdienst gefeiert.“ Glücklich schätzen dürfe Schmid-Lorch sich mit seinem neuen Dienstort, denn auf dem Land sei die Welt noch in Ordnung: „Hier wissen die Leute noch, wo die Kirche steht.“ Dennoch befinde sich auch in den beschaulichen Kirchengemeinden Altingen und Reusten einiges im Umbruch. Für die Gestaltung dieses Veränderungsprozesses wünschte Behrendts dem neuen Pfarrer alles Gute und erteilte ihm den Segen.

Mit Ehefrau und drei Kindern
im Reustener Pfarrhaus

Nicht länger wollte Maximilian Schmid-Lorch die versammelte Gemeinde dann auf die Folter spannen und beantwortete proaktiv die im Raum stehende und von ihm selbst formulierte Frage: „Was isch au dees für oiner?“ In Albstadt, gab der Pfarrer bekannt, sei er geboren und aufgewachsen, habe nach dem Schulabschluss ein Vorpraktikum in Äthiopien gemacht und dann in Tübingen Theologie studiert. Die Vikariatszeit führte den jungen Geistlichen nach Mühlheim am Bach, wo er auch am Kloster Kirchberg lernen und mitarbeiten durfte. Die beiden Ammerbucher Gemeinden betreut der frischgebackene Pfarrer nun für zunächst drei Jahre – „und wenn die Reustener und Altinger lieb sind“, meinte er mit einem Augenzwinkern, „dann bleibe ich auch hier“. Im Pfarrhaus lebt der Geistliche indes nicht allein, seine Frau Sandra und die drei Kinder Rukundo-Christof (7), Ashaba-Christian (5) und Atwiine-Daniel (3) sind mit ihm eingezogen. „Sandra habe ich schon in der ersten Klasse kennengelernt, sie ist meine Jugendliebe“, berichtete Schmid-Lorch. 2011 feierte das Paar Hochzeit.

Der Geist, der mit der neuen Pfarrfamilie in die beiden Ammer-Gemeinden einziehen wird, sprach aus der dann folgenden Antrittspredigt. Maximilian Schmid-Lorch befasste sich mit der Figur des Oberzöllners Zachäus aus Lukas 19 und stellte fest: „Ich bin Zachäus.“ Jeder Mensch, so der Geistliche, weise eine nicht ganz so gesellschaftsfähige Seite auf und tappe mitunter im Dunkeln. Dennoch dürfe er darauf vertrauen, von Jesus geliebt und angenommen zu werden – wie auch der biblische Zachäus.

Theologisch liegen die Schwerpunkte Schmid-Lorchs auf der Geschichte und Theologie der Reformation, der ostafrikanischen Kirchengeschichte und dem Abendmahl. „Im Kern meiner Arbeit“, betont der Pfarrer auf „Gäubote“-Nachfrage, „steht das Evangelium. Ich bin sehr dafür, die Tradition zu leben – mit Feuer und Leidenschaft.“ Zugleich sei seine Haltung geprägt von einer großen Offenheit. Welche Angebote er vor Ort entwickeln wird, macht Schmid-Lorch so von den Wünschen und Bedürfnissen der Gläubigen abhängig. „Persönlich hätte ich Lust, mit Flüchtlingen zu arbeiten“, verrät er, zunächst gelte es jedoch, in Altingen und Reusten anzukommen und abzuwarten, wie sich die Corona-Pandemie fortentwickelt.

Die beiden Kirchengemeinden jedenfalls sind glücklich, dass im Pfarrhaus nun wieder Licht brennt. Als Willkommensgruß übergaben die Reustener Kirchengemeinderatsvorsitzende Andrea Schöttke und ihr Altinger Kollege Daniel Spengler dem neuen Pfarrer einen Geschenkkorb mit lokalen Spezialitäten und eine Rose für den Pfarrgarten. Die Schola und die Ammer-Combo unter der Leitung von Markus Eberle umrahmten den Begrüßungsgottesdienst mit fröhlichen Klängen und Rhythmen.

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Erstellt:
15. September 2020

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