„Gäubote“-Weihnachtsaktion „Miteinander - Füreinander“: Spenden für „Menschenskinder!“

„Miteinander – Füreinander“ nimmt sich dieses Jahr unter dem Motto „Menschenskinder!“ der Jüngsten in der Gesellschaft an, um ihnen eine Zukunftsperspektive zu geben.

Von Jutta Krause

Lesedauer: ca. 5min 20sec
Kinder sind oft die größten Leidtragenden von familiärer und gesellschaftlicher Not.GB-Foto (Symbolbild): yavdat/ stock.adobe.com

Kinder sind oft die größten Leidtragenden von familiärer und gesellschaftlicher Not.GB-Foto (Symbolbild): yavdat/ stock.adobe.com

„Menschenskinder!“ – So lautet das Motto der diesjährigen „Gäubote“-Weihnachtsspendenaktion in Kooperation mit dem Arbeitskreis „Miteinander – Füreinander“. „Menschenskinder!“ steht für das Ziel, Kinder, aber auch Jugendliche, mit denen es das Schicksal nicht besonders gut gemeint hat, in der Zeit des Heranwachsens zu unterstützen und mitzuhelfen, ihnen eine Perspektive zu geben. Dem Arbeitskreis „Miteinander – Füreinander“ gehören neben dem „Gäubote“ und den Kirchen auch Vertreter der Stadt und der Bürgerstiftung an.

Kriege, Krisen und Corona – die vergangenen Jahre haben allen viel abverlangt. Vor allem Kinder und Jugendliche litten darunter. Sie mussten in dieser Zeit ordentlich zurückstecken. Das hat Spuren hinterlassen: Nicht nur Lerndefizite, auch psychische Probleme haben spürbar zugenommen. „Wir bemerken in den verschiedenen Bereichen, dass Kinder und Jugendliche durch die Pandemie und andere Faktoren in ihrer Entwicklung und ihrem Sozialverhalten deutlich zurückgeworfen sind und neue Erfahrungsräume mit anderen Gleichaltrigen brauchen“, betont Michael Groh, Bereichsleiter für kommunale Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit beim Waldhaus mit Sitz in Hildrizhausen.

Die Jugendhilfeeinrichtung betreut in mehreren Gemeinden Jugendhäuser und leistet Schulsozialarbeit. In verschiedenen Herrenberger Wohngruppen bietet sie Kindern und Jugendlichen ein geschütztes Umfeld. Groh: „Wir stellen eine deutliche Zunahme psychischer Probleme und eine Abnahme der sozialen Kompetenz fest. In der Schulsozialarbeit kommen vermehrt suizidale Gedanken, Depressionen und diffuse Ängste zur Sprache.“

Erziehungshilfen werden stark in Anspruch genommen

Auch die staatlichen Anlaufstellen im Kreis spüren den erhöhten Unterstützungsbedarf. Die Hilfen zur Erziehung des Kreisjugendamts werden vermehrt in Anspruch genommen. Waren 2021 noch 856 Kinder und Jugendliche in die ambulanten Hilfeleistungen eingebunden, so zählte die Behörde 2022 bereits 920 Mädchen und Jungen. Im stationären Bereich ist die Zahl der Hilfeempfänger im selben Zeitraum gar von 424 im Jahr 2021 auf 520 in 2022 gestiegen. „Wir haben immer mehr Kinder und Jugendliche, die in Schule und Alltag nicht ohne Unterstützung zurechtkommen“, resümiert Dusan Minic, Dezernent für Jugend und Soziales im Kreis Böblingen.

Doch auch Inflation, steigende Preise und der drohende (oder bereits erlebte) Wohlstandsverlust machen vielen Familien und mit ihnen Kindern zu schaffen. Laut dem aktuellen Schulbarometer der Robert-Bosch-Stiftung hat Kinderarmut in Deutschland deutlich zugenommen. Der repräsentativen Umfrage zufolge machen sich ein Drittel – in sozial benachteiligten Lagen sogar knapp die Hälfte – aller Schüler Sorgen um die finanzielle Situation der Eltern. Lehrkräfte beobachten zudem häufiger als in den Vorjahren, dass Schülern wichtige Schulmaterialien fehlen und dass viele ohne Frühstück in die Schule kommen. Auch bei der Teilnahme an Klassenfahrten und Mitgliedschaften in Vereinen zeigt sich ein deutlicher Rückgang. Der Grund: Familien mit geringem Einkommen sind aufgrund der gestiegenen Lebenshaltungskosten oft nicht mehr in der Lage, ihren Kindern die gewünschte Teilhabe am sozialen Leben zu ermöglichen. Tanzkurs, Schulausflug, Kino – für diese Annehmlichkeiten, die dem sozialen Gefüge Halt geben, ist kein Geld mehr da. „Wir stellen eine Zunahme bei den Anträgen auf Unterstützung bei der Finanzierung von Klassenfahrten fest. Wir versuchen, die Eltern zu unterstützen, aber das ist zunehmend schwierig, denn es gibt kaum mehr Fördertöpfe, auf die wir zurückgreifen können. Auch bei psychischen Schwierigkeiten stellen wir eine deutliche Zunahme fest. Das ist ein Riesenproblem, das von uns nur noch marginal aufgefangen werden kann“, meint dazu Pamela Placzek, Schulleiterin Vogt-Heß-Gemeinschaftsschule.

„Es gibt einen wachsenden Graubereich von Familien, deren Einkommen knapp über der Leistungsberechtigungsgrenze für Bürgergeld liegt und die trotzdem nicht genug zum Leben haben“, weiß Carolin Schlanderer, Leiterin des Hauses der Diakonie in Herrenberg und Bezirksgeschäftsführerin der Diakonischen Beratungsstelle. „Wenn es ums Überleben geht, fallen die Bedürfnisse der Kinder unter den Tisch.“

Spendenkonto:

Haus der Diakonie Herrenberg „Miteinander - Füreinander“

Kreissparkasse Böblingen

IBAN: DE98603501300001552519

BIC: BBKRDE6BXXX

Volksbank in der Region

IBAN: DE40603913100701552000

BIC: GENODES1VBH

Kommentar

Menschenskinder – was für eine Aktion!

Die Gesellschaft darf bei allen aktuellen Problemen die junge Generation nicht im Stich lassen.

Kindern gehört die Zukunft. So lautet ein alter Spruch. Doch in welcher Zukunft werden die Kinder von heute leben? Fakt ist: Immer mehr minderjährige Mädchen und Jungen stehen am Rand der Gesellschaft, obschon sie selbst am wenigsten dafür können. Da fällt der Blick nach morgen schwer. Was sind die Ursachen? Die Corona-Pandemie führte zu besonderen Belastungen. Der Unterstützungsbedarf ist weiterhin groß. Die Zahl der Kinder mit psychischen Auffälligkeiten stieg rapide an. Depressive Symptome, Angstzustände, Einsamkeit und psychosomatische Beschwerden, wie Kopf- und Bauchschmerzen, Konzentrationsschwierigkeiten oder Schlafstörungen schränken sie in ihrer persönlichen Entwicklung ein. Viele kommen aus Familien, die überfordert sind. Auch, weil es an allen Ecken und Enden fehlt. Nicht selten flüchten sich die Eltern in den Drogen- und Alkoholkonsum. Die Kinder werden zum Opfer ihres eigenen Zuhauses. Nicht zu vergessen aber auch all die Kinder, die unter den Folgen von Krieg und Migration leiden.

Die aktuelle „Gäubote“-Weihnachtsaktion mit dem Arbeitskreis „Miteinander – Füreinander“ will jedoch nicht allein nur materielle und finanzielle Hilfe leisten. Diese freilich ist nötiger denn je – denn nicht immer gibt es von staatlicher Seite die entsprechende Unterstützung. Hier greift dann der individuelle Ansatz der Aktion „Miteinander – Füreinander“, die aus ihrem Spendentopf zielgenau Menschen – und nun eben ganz konkret jungen Menschen – unter die Arme greifen kann. Oft für Dinge, die für die meisten selbstverständlich sind, aber eben längst nicht für alle: der Schulranzen für Erstklässler, Klassenfahrten, vielleicht auch mal der Zoobesuch oder der Ersatz für die Brille, die beim Spielen zu Bruch gegangen ist.

Aber es geht um mehr: Es geht darum, Kindern und Jugendlichen in einem gesellschaftlichen Umfeld ein gesundes Erwachsenwerden zu ermöglichen, ihnen Zwänge und Ängste zu nehmen, ihnen den Weg zur Qualifizierung zu ebnen und ihr Selbstwertgefühl zu stärken. Verbände, Institutionen und Initiativen, die sich dieser Aufgabe annehmen, verdienen daher ungebrochen Förderung. Zumal sie für ihre Arbeit seitens der öffentlichen Hand nicht immer die Hilfe erfahren, die es bräuchte.

Deshalb, liebe „Gäubote“-Leserinnen und -Leser: Bitte spenden Sie. Ihr Geld kommt da an, wo es benötigt wird. Und das direkt in unserer Region. „Menschenskinder!“– das kann gelingen!

dietmar.denner@gaeubote.de

Wie wird geholfen?

„Gäubote“-Weihnachtsaktion: Projekte im Fokus.

Mit den Spenden der „Gäubote“-Weihnachtsaktion „Menschenskinder!“ soll unter anderem die Schulsozialarbeit gefördert werden. Etwa die „Challenges“ des Jugendhilfevereins „Mevesta“ (früher: Verein für Jugendhilfe) an Herrenberger Schulen. Die „Challenges“ sollen die soziale Kompetenz der Schüler stärken helfen. Eine „Notfallkasse“ soll es den beiden Schulsozialarbeiterinnen an der Hilde-Domin-Schule ermöglichen, in akuten Notfällen schnell und unbürokratisch helfen zu können. In Gäufelden wiederum werden zwei kleinere Projekte gefördert: die „bewegte Pause“, die Schüler der Gemeinschaftsschule in ihren motorischen Fähigkeiten fördern soll, und die „gesunde Mittagspause“ als Alternative zum Fast Food.

Die Jugendhilfeeinrichtung Waldhaus will mit einer ihrer Wohngruppen in Herrenberg ein Gartenprojekt starten. Die Wohngruppen sind Teil der stationären erzieherischen Hilfen für Kinder und Jugendliche, die aus Familien kommen, in denen das Zusammenleben kaum oder nicht mehr möglich ist. Die Kinder wollen den Garten und die Terrasse nach ihren Vorstellungen gestalten. Ideen gibt es reichlich – etwa eine Grillstelle, eine Tischtennisplatte oder ein Bereich zum Chillen.

Vor allem Kinder mit Fluchterfahrung hat der Seehausverein aus Leonberg mit einem kunsttherapeutischen Projekt in Herrenberg im Blick. In geschütztem Rahmen und in einer kleinen Gruppe sollen sich Betroffene in einem kreativen Gestaltungsraum ihren traumatischen Erlebnissen oder Alltagsängsten stellen und so lernen, diese zu überwinden.

Auch das Herrenberger Jugendhaus, das spezielle Angebote für Kinder und Jugendliche entwickelt hat, wird von der diesjährigen Spendenaktion profitieren. So soll der Skatepark mit einer Förderung bedacht werden. Mittel werden vor allem für Materialien und die Aufsicht benötigt.

Ein Schwerpunkt der Aktion „Miteinander – Füreinander“ ist seit vielen Jahrzehnten die individuelle Hilfe für Menschen, die in prekäre Lebenslagen geraten sind und nicht unbedingt auf Unterstützung durch den Staat oder soziale Einrichtungen hoffen können. Hierfür soll ein Teil auch der diesjährigen Spenden verwendet werden. Dies vor allem mit dem Ziel, Kindern aus Familien mit geringem Einkommen die Teilhabe am sozialen Leben zu ermöglichen. Vor allem aber geht es darum, mit dem Geld akute Notsituationen von Kindern aufzufangen und zu lindern.

Gerne veröffentlicht der „Gäubote“ auch dieses Jahr wieder Namen und Wohnort der Spender. Hierzu bedarf es allerdings der ausdrücklichen Zustimmung bei der Banküberweisung. Bis zu einem Betrag von 300 Euro gilt der Einzahlungsbeleg als Nachweis für das Finanzamt. Für größere Einzahlungen erhalten die Spender automatisch eine Spendenbescheinigung, weshalb unbedingt die Adresse angegeben werden sollte. Jutta Krause

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Erstellt:
25. November 2023

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