Oberbürgermeister protestieren gegen Gäubahn-Kappung: „Wir fühlen uns verschaukelt“

Kreis Böblingen: Acht Oberbürgermeister protestieren gegen die Pläne, die Gäubahn ab April 2026 und im Sommer 2026 die Stammstrecke zu sperren.

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Oberbürgermeister protestieren gegen Gäubahn-Kappung: „Wir fühlen uns verschaukelt“

Die Oberbürgermeister der Städte entlang der Gäubahn reagieren empört auf die neueste Ankündigung der Deutschen Bahn, wonach bei einer Kappung der Gäubahn in Stuttgart-Vaihingen vorerst keine S-Bahn-Anbindung für die Fahrgäste der Gäubahn zur Verfügung stehen wird. „Wir fühlen uns gehörig verschaukelt. Und das ist noch milde ausgedrückt! Schon die Unterbrechung in Stuttgart-Vaihingen mit Umstieg auf die S-Bahn in Richtung Stuttgart Hauptbahnhof ab Frühjahr 2026 ist ein Unding. Dass die Verantwortlichen jetzt fast beiläufig mitteilen, selbst diese Notlösung nicht hinzubekommen, ist eine verkehrspolitische Bankrotterklärung“, heißt es in einem Schreiben, das acht Oberbürgermeister unterzeichnet haben – unter anderem Nico Reith (Herrenberg) und Dr. Stefan Belz (Böblingen). Nach jetzigem Stand wird die oberirdische Gäubahn ab April 2026 in Stuttgart-Vaihingen abgehängt, und in den Sommerferien wird zudem die unterirdische Stammstrecke gesperrt. „Beim Volksentscheid hatten viele Menschen entlang der Gäubahn für Stuttgart 21 gestimmt und darauf vertraut, dass die Gäubahn selbstverständlich weiterhin an den Stuttgarter Hauptbahnhof angebunden bleibt und dass sich die Bahnverbindungen insgesamt verbessern. Wenn jetzt die Gäubahn vom Hauptbahnhof abgekoppelt wird und sogar die Überbrückung per S-Bahn nicht wie versprochen steht, dann ist jegliches Restvertrauen zerstört. Und egal, was uns jetzt demnächst wieder als sogenannte Übergangslösung aufgetischt wird – das glaubt kein Mensch mehr.“

Guido Wolf: „Man lässt die Fahrgäste im Nichts landen“

Auch der Landtagsabgeordnete Guido Wolf, Vorsitzender des Interessenverbands Gäu-Neckar-Bodensee-Bahn, bekundet seinen Unmut: „Es ist unbegreiflich und empörend“, erklärte mit Blick auf die aktuelle Aussage der Deutschen Bahn AG in der Verbandsversammlung des Interessenverbandes, wonach in den ersten Monaten der Unterbrechung kein S-Bahn-Anschluss von Stuttgart-Vaihingen zum Stuttgarter Hauptbahnhof bestehen soll. „Man lässt die Fahrgäste im sprichwörtlichen Nichts stranden und nimmt bewusst in Kauf, dass die Gäubahn als Verkehrsmittel massiv an Bedeutung verliert“, so Wolf weiter. Er fordert, die Unterbrechung so kurz wie möglich zu gestalten: „Jede zeitliche Verschiebung nach hinten ist ein Gewinn.“ Besonders erfreulich sei, dass es nun eine Perspektive gebe, den Anschluss an den Stuttgarter Kopfbahnhof bis Ende 2026 aufrechterhalten zu können. Ursprünglich war die Unterbrechung bereits ab Mai 2025 geplant. „Seit Beginn der Planungen wurde den Fahrgästen versprochen, dass in Stuttgart-Vaihingen ein komfortabler Umstieg mit eng getakteten S-Bahn-Verbindungen zur Verfügung stehen wird, um die Auswirkungen der Unterbrechung abzufedern“, betonte Wolf. Umso größer sei nun das Entsetzen, dass offenbar aufgrund der Bauarbeiten im S-Bahn-Netz in den ersten Monaten der Unterbrechung kein Anschluss von Stuttgart-Vaihingen an den Hauptbahnhof bestehen werde. „Das ist völlig unverständlich, inakzeptabel und macht mich fassungslos“, so Wolf weiter. „Für die Menschen entlang der Gäubahn muss ab dem ersten Tag der Unterbrechung ein verlässlicher und optimal abgestimmter Anschluss an das S-Bahn-Netz sichergestellt sein. Dieses Versprechen wurde der Bevölkerung von Anfang an gegeben“, erinnerte Wolf. Er kündigte an, sich mit Nachdruck für eine Lösung einzusetzen: „Wir werden alles daransetzen, dieses Abhängen der Region zu verhindern – notfalls auch gegenüber der neuen Bundesregierung.“

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Erstellt:
13. Mai 2025

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