Olaf Niemann: „Davon geht die Welt nicht unter“

Jugendliche Frische kombiniert mit Erfahrenheit der Älteren. Diese Mischung macht die Gärtringer Frauen-Faustballmannschaft aus, die momentan um den Klassenerhalt in der Ersten Bundesliga Süd kämpft. Die beiden Heimspiele am Sonntag verlor das Team und rutschte damit wieder auf einen Abstiegsrang.

Von Jenny Schwartz

Lesedauer: ca. 3min 21sec
Nicky Heldmaier (am Ball) legt für Hauptangreiferin Kim Niemann auf GB-Foto: Holom

Nicky Heldmaier (am Ball) legt für Hauptangreiferin Kim Niemann auf GB-Foto: Holom

Die Spannung in der Gärtringer Theodor-Heuss-Halle ist groß am Sonntag, als die Bundesliga-Faustballerinen des TSV Gärtringen dem Tabellenfünften TV Obernhausen gegenübertreten. Spielertrainerin Nicky Heldmaier ruft ihre Mädels zu einem Kreis zusammen, gibt noch ein paar letzte Anweisungen und beruhigt mit motivierenden Worten. Dann legen die Damen ihre Hände aufeinander. „Donderladdich“, donnern sie in einem Chor ihren Kampfschrei in die Halle. Das Spiel kann losgehen.

Das Ziel? Ein Sieg natürlich. Denn damit könnten die vor dem Spieltag auf Rang sieben platzierten Frauen einen großen Schritt in Richtung Klassenerhalt machen. Kein Wunder, dass die Mienen angespannt sind. „Die wollen gewinnen“, hört man es aus den Zuschauerreihen raunen. Ein Vorhaben, das sich nicht so leicht in die Tat umsetzen lässt. Den ersten Satz können die Gärtringerinnen mit 11:8 für sich entscheiden, danach hat jedoch der Gegner zweimal mit 11:5 die Nase vorn. Auch der vierte Satz scheint in Richtung Obernhausen zu gehen, doch plötzlich holt Gärtringen gewaltig auf. Drei Punkte Rückstand. Zwei Punkte Rückstand. Ausgleich. 10:10 steht es, der Jubel der Fans ist groß. Doch auch Obernhausen lässt nicht locker und nutzt kleine Fehler der Gärtringerinnen sofort aus, womit auch der vierte Satz ganz knapp mit 13:11 dann doch noch an die Gäste geht. „3:1 für Obernhausen“, seufzt TSV-Abteilungsleiter Olaf Niemann niedergeschlagen. „Schade, das hätte auch anders ausgehen können.“

„Wir hatten eigentlich einen Sieg eingeplant“, gibt auch Nicky Heldmaier ein bisschen enttäuscht zu. Schließlich hatten die Gärtringerinnen das Hinspiel gegen Obernhausen vor einigen Monaten für sich entschieden. „Aber es hat leider diesmal an ein paar Kleinigkeiten gehapert.“ Die Stimmung in der Kabine sei nun zwar ein wenig enttäuscht, unterkriegen lassen sich die Gärtringerinnen von der Niederlage aber nicht. Schließlich wissen sie selbst, woran es gelegen hat. „Einige Spielerinnen hatten mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen“, erklärt Heldmaier. „Und wir sind mit dem gegnerischen Ball nicht gut zurechtgekommen.“ Das sei zur Zeit auch noch ein Manko des Gärtringer Teams. „Wir sind zu sehr auf unsere eigenen Bälle festgefahren, sobald ein Ball zu leicht oder zu schwer ist, bringt uns das durcheinander.“

Aber auch wenn es mit dem geplanten Sieg nicht geklappt hat: Noch ist nichts verloren. In ein paar Stunden steht schließlich noch ein zweites Spiel gegen den TSV Ötisheim an. Leichter werde dieses Duell allerdings nicht, befürchtet Nicky Heldmaier. „Ötisheim hat momentan deutliche Ambitionen auf den dritten Tabellenplatz“, erklärt sie und soll recht behalten. Trotz optimistischer Einstellung müssen die Gärtringer Faustballerinnen das Feld gegen Ötisheim mit einer 2:3-Niederlage verlassen. „Wir lagen mit 0:2 Sätzen in Rückstand und haben dann auf 2:2 aufgeholt“, ist Olaf Niemann trotzdem stolz auf die TSV-Damen. 6:11, 1:11, 11:9, 11:9 gingen die ersten vier Durchgänge aus Gärtringer Sicht aus. Erst im fünften Satz konnten die Ötisheimerinnen mit einem 11:9 den Sack zumachen. „Das ist schade, weil unser direkter Konkurrent Tannheim heute beide Spiele gewonnen hat“, bedauert Niemann. „Das heißt, es wird jetzt ganz arg schwierig mit dem Klassenerhalt. Die Truppe ist aber noch so jung, die haben ihre aktive Karriere ja noch vor sich“, meint Olaf Niemann. „Es ist schade, aber davon geht die Welt nicht unter.“

Dass es in dieser Saison schwierig wird, war den Gärtringer Faustballerinnen bewusst. „Die Liga ist so ausgeglichen wie noch nie“, sagt Nicky Heldmaier. „Bis auf den Erstplatzierten kann eigentlich jeder jeden schlagen.“ Neben dem großen Kampfgeist, zeichnet sich das Team durch einen ganz eigenen Charakter aus. „Wir sind eine ziemlich witzige Mannschaft“, schmunzelt die Spielertrainerin. „Unsere jüngste Spielerin ist 15 Jahre alt, die älteste ist 48.“ Genau darin liege auch die Stärke der Mannschaft. „Wir haben alles, von jugendlicher Kraft und Sprintfähigkeit bis zur Erfahrung der Älteren.“ Die besondere Stärke liege vor allem im Angriff. „Da haben wir mit Kim Niemann ja eine Jugendnationalspielerin“, nickt Nicky Heldmaier. „Und auch Hannah Suhleder ist sehr talentiert, da fehlt nur noch ein bisschen die Erfahrung.“ Allerdings wäre eine dritte, starke Angreiferin wichtig, falls eine der beiden verletzungsbedingt nicht auf der Höhe sei. Und es ist auch nicht von Nachteil, dass viele der jüngeren Spielerinnen schon in der Jugend zusammengespielt haben oder es noch tun, Vertrauen und Zusammenhalt sind dementsprechend groß. Das ist auch auf dem Feld zu sehen. Egal ob das Team am Ende gewinnt oder verliert. Am kommenden Sonntag trifft das Team am letzten Spieltag in Schwieberdingen auf den gastgebenden Tabellenletzten und den Tabellenzweiten TSV Calw.

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Erstellt:
27. Januar 2020

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