Pay-TV-Abos im Schneeballsystem
Kreis Tübingen: Die Polizei nahm sieben Verdächtige fest.
Lesedauer: ca. 2min 01secBei einem großangelegten Einsatz sind sieben Tatverdächtige unter anderem wegen des Verdachts des gemeinschaftlichen banden- und gewerbsmäßigen Computerbetrugs festgenommen worden. Fünf Personen befinden sich zwischenzeitlich in Untersuchungshaft. Bei Durchsuchungen an insgesamt zwölf Objekten wurde unter anderem umfangreiches Beweismaterial beschlagnahmt.
An den Einsatzmaßnahmen waren insgesamt rund 150 Beamte beteiligt. Dem jetzigen Einsatz waren langwierige, größtenteils verdeckte Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Tübingen und der Spezialisten für Cyberermittlungen der Kriminalpolizeidirektion Esslingen vorausgegangen, die mit einer Anzeige eines Pay-TV-Anbieters im Sommer 2022 ihren Ursprung genommen hatten. Das Unternehmen hatte Hinweise auf Sharing-Server im Internet festgestellt. Die Ermittlungen führten zu einer Gruppe von aktuell elf Beschuldigten, die seit mindestens eineinhalb Jahren arbeitsteilig, banden- und gewerbsmäßig in erheblichem Umfang illegale Stream-Sharing-Dienste unterschiedlichster Art einer noch unbekannten Anzahl von zahlenden Kunden zur Verfügung gestellt haben sollen. Hierzu bauten sie vorwiegend an Privatanschriften ein Netzwerk von Servern und ein schneeballähnliches Vertriebssystem auf. Nach jetzigem Kenntnisstand sollen drei der Beschuldigten einzelne, legal erworbene Pay-TV-Abonnements dazu genutzt haben, Sendeinhalte zu entschlüsseln, über eigene Server zu streamen und gegen Bezahlung mehreren Komplizen zur Verfügung zu stellen. Diese sollen ihrerseits die entschlüsselten Sendeinhalte wiederum gegen eine Gebühr einer beliebigen Anzahl von Endkonsumenten zur Verfügung gestellt haben.
Bei Durchsuchungen wurden viele Geräte beschlagnahmt
Auf richterliche Anordnung wurden am Dienstag unter anderem die Wohnungen der Beschuldigten durchsucht. Dabei wurde umfangreiches Beweismaterial wie PCs, Notebooks, Server, Datenträger und Handys aufgefunden und beschlagnahmt. Mit der Zerschlagung des kriminellen Netzwerks wurden auch die illegalen Pay-TV-Zugriffe der Konsumenten beendet. Die Polizei geht davon aus, dass bundesweit oder auch im Ausland eine Vielzahl von entsprechenden Kunden die Dienste der Beschuldigten in Anspruch nahmen. Die Höhe des unterschiedlichen Pay-TV-Unternehmen durch entgangene Abonnementgebühren entstandenen Schadens kann noch nicht beziffert werden, dürfte aber mindestens im hohen sechsstelligen Bereich liegen. Zur Abschöpfung der von den Beschuldigten in beträchtlicher Höhe erzielten, illegalen Gewinne wurden entsprechende Finanzermittlungen eingeleitet. Zwei hochwertige Pkw und ein Motorrad wurden bereits beschlagnahmt. -pb-