Plansch in der Ammer soll Bürger sensibilisieren

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Auf Delfin, Einhorn und noch mehr: Eine sommerliche Fahrt auf der Ammer GB-Foto: Holom

Auf Delfin, Einhorn und noch mehr: Eine sommerliche Fahrt auf der Ammer GB-Foto: Holom

Sie hat schon bessere Tage gesehen, nicht nur was die Wasserqualität und die Erlebbarkeit anbelangt. Mit einer Aktion für Kinder und Familien wollen Katrin von Hochmeister und Heinrich Kittel in Poltringen wieder mehr Bewusstsein für die Ammer schaffen.

Mal auf einem Orca reiten, sich wie ein Faultier, das alle Viere von sich streckt, einfach treiben lassen oder auf einem kunterbunten Einhorn galoppieren, bei Schwimmtieren scheinen der Fantasie keine Grenzen gesetzt zu sein. Mancher will da aber lieber auf einem aufblasbaren Düsenjet durch die Ammer gleiten oder auf einer Pizzaschnitte durch den Fluss driften. Dabei halten auch schon einmal Besen als Paddel her.

Der Ritt durch die Ammer beginnt bei der St.-Stephanus-Kirche in Poltringen. Dort gibt es bei einer Brücke noch einen begehbaren Zugang zum Gewässer. „Es gibt viel zu wenige“, befindet Heinrich Kittel. Dem Poltringer sind jede Menge gemeinnützige Arbeitsstunden aufgebrummt worden, mit denen möchte er etwas für die Ammer machen.

Neben dem Vergnügen werden Kinder und Eltern auf ihrer Tour Müll einsammeln. Vom Müll in der Ammer kann Katrin von Hochmeister ein leidiges Lied singen. Die Leiterin des Gültsteiner Waldorfkindergartens wohnt mit ihrer Familie in Poltringen direkt am Fluss. Regelmäßig ziehen Hochmeisters Müll aus der Ammer heraus. Neben dem üblichen Plastikmüll war da von der Flaschenpost über den Campingstuhl bis zum Kinderwagen schon vieles, was dort nichts zu suchen hat, mit dabei.

„Wir heißen Ammerbuch, die Ammer liegt mitten drin“, betont Katrin von Hochmeister und beklagt den sorglosen Umgang mit dem Gewässer. Ein Erfahrungsraum, der quasi vor der Haustüre liegt, den sowohl die Kita-Leiterin als auch Heinrich Kittel wieder mehr ins achtsame Blickfeld der Bevölkerung bringen wollen. Die Kinder werden an diesem Tag in der Ammer baden und spielen, kleine Dämme bauen, nach dem Biber Ausschau halten, der Fluss wird für sie zum Erlebnis werden. Über Spiel und Spaß möchte Ka-trin von Hochmeister bei den Kindern, die hier leben, ein Bewusstsein für die Ammer schaffen. „Was Kinder lieben, das schätzen sie auch“, weiß die Poltringerin. Der Ammer-Plansch mit sich anschließendem Gartenfest soll ein Anfang sein. Schlussendlich geht es aber um mehr, um Umweltschutz und Nachhaltigkeit, darum, die Ammer sauber zu halten, zu renaturieren und wieder erlebbarer zu machen.

Einen Anfang hatte die Gemeinde vor einigen Jahren in Pfäffingen gemacht. Dort wurde die Ammer im Gewann Auchtert naturnah umgestaltet. Katrin von Hochmeister und Heinrich Kittel ist das als Maßnahme viel zu wenig. Beide hätten gerne Biologen vor Ort, die das Wasser auf Giftstoffe und deren Herkunft untersuchen sollen. „Früher hatte die Ammer eine Eins-a-Wasserqualität, ja eine Trinkwasserqualität, die wir heute nicht mehr haben“, erinnert sich von Hochmeister. Für Entwicklung und Unterhalt eines Gewässers ist die Gemeinde zuständig. Die Ammer fließt auf ihrem Weg von Herrenberg nach Tübingen durch vier Ammerbucher Teilorte.

Mit leeren Händen steht die Gemeinde nicht da, vor Jahren wurde bereits ein Gewässerentwicklungsplan erstellt. Das Thema scheint jedoch angesichts der vielen Großprojekte, die derzeit am Laufen sind, nicht die höchste Priorität zu haben und erst einmal vom Tisch zu sein. So hakte der Altinger Ortschaftsrat mehrfach bei der Gemeindeverwaltung hinsichtlich einer naturnahen Umgestaltung des Ammerabschnitts, der durch den zweitgrößten Teilort fließt, nach. Passiert sei bis heute nichts, obgleich das Land solche Maßnahmen bis zu 85 Prozent der anfallenden Kosten fördere. Katrin von Hochmeister und Heinrich Kittel wollen nun einen Schritt über den Ammer-Plansch hinausgehen, wenn möglich, einen Verein gründen. Der soll sich der Thematik annehmen. „Es gibt bereits viele Unterstützer“, merkt Kittel noch an. RÜDIGER SCHWARZ

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Erstellt:
3. August 2019

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