Politik-Tagesablauf macht Schüler sprachlos

Gäufelden: Gemeinschaftsschule erhält Besuch von Dr. Florian Toncar, FDP-Bundestagsabgeordneter und zugleich Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesfinanzministerium.

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Dr. Florian Toncar (im Sakko) stellte sich den Fragen der Neuntklässler an der Gemeinschaftsschule. GB-Foto: gb

Dr. Florian Toncar (im Sakko) stellte sich den Fragen der Neuntklässler an der Gemeinschaftsschule. GB-Foto: gb

Zu einem Besuch an der Gemeinschaftsschule Gäufelden fand sich Dr. Florian Toncar, FDP-Bundestagsabgeordneter und Parlamentarischer Staatssekretär im Finanzministerium, vergangenen Freitag ein. Zehntklässler und Schulabgänger Matteo Pucci gab dem Politiker zuerst eine Schulhausführung, wo sich Toncar von der Architektur beeindruckt zeigte, die eine offene Lernatmosphäre schaffe. Im Anschluss fand in der Aula die Begegnung mit den Schülern der Klasse 9a statt.

Toncar erzählte von seiner Arbeit als Bundestagsabgeordneter. Sprachlos machte er die Schüler, als er von seinem Tagesablauf erzählte. Toncar erläuterte, dass er auf einen geregelten Tagesablauf nur während seinen Arbeitsphasen in Berlin zurückgreifen könne, da es hier klar gesetzte Termine gäbe. Seine Arbeit im Wahlkreis jedoch verlange von ihm sehr viel Flexibilität ab, wie auch seine Ausführungen zum aktuellen Tag zeigten. Der Freidemokrat stellte sich offen nicht nur privaten, sondern auch kniffligeren politischen Fragen.

Politik muss mehr tun
für reale Chancengleichheit

Die Diskussion um die Geschwindigkeitsbegrenzungen auf Autobahnen hält Toncar zum Beispiel für eine Debatte, die nur deshalb geführt wird, weil sie jeder versteht. Er führte weiter aus, dass jedoch aus Studien bereits hervorginge, dass eine Begrenzung der Geschwindigkeit keinen nennenswerten Effekt aufzeigen würde. Im Hinblick auf die aktuelle Ukraine-Krise zeigte sich Toncar sehr bestürzt. Auf die Frage, ob er wie Präsident Wolodymyr Selenskyj ebenfalls in der Ukraine verblieben wäre, beteuerte der Abgeordnete, dass er froh sei, dass er nicht wisse, wie er gehandelt hätte. Selenskyj sei es auch, der ihn als Politiker des 21. Jahrhunderts sehr beeindrucke, den er jedoch bei dessen Amtsantritt noch sehr unterschätzt hätte. „Mein erster Gedanke war, dass es doch so wäre, als würden wir nun Oliver Pocher an die Spitze unseres Landes stellen“, berichtete der Freidemokrat über den ukrainischen Präsidenten, der vor seiner politischen Laufbahn als Kabarettist und Schauspieler aktiv gewesen war.

Auch beim Thema Chancengleichheit schlug Toncar kritische Töne an. Die Politik müsse noch mehr dazu tun, eine reale Chancengleichheit herzustellen, aber auch das Elternhaus sei gefragt, immer kritisch zu hinterfragen, wie es seine Kinder erziehe.

Zum Abschluss des 45-minütigen Gesprächs wurde Dr. Florian Toncar noch nach seiner Einschätzung, ob man während der Pandemie alles für die Unterstützung der Schüler getan habe, gefragt. Auch hier schloss er mit kritischen Worten: „Wir haben zwei Dinge nicht richtig eingeschätzt. Erstens, dass wir die Digitalisierung im Vorfeld versäumt haben, auszubauen. Zweitens, dass wir nicht im Blick hatten, was Schulschließungen und die damit verbundenen mangelnden Kontakte zu Freunden, aber auch Lehrkräften, bei euch als Schülerinnen und Schülern für Auswirkungen haben würden“, so Toncar. -gb-

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Erstellt:
8. Juli 2022

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