Polizei warnt vor einer neuen Masche

In Hildrizhausen kam es am Mittwochnachmittag zu einer neuen Betrugsmasche. Eine Frau, die deren Opfer werden sollte, berichtete davon dem „Gäubote“. Ein Mann gab an der Haustür vor, in dessen Namen und dem einer Bäckerei, die kommende Woche eröffne, zu agieren. Der „Gäubote“ distanziert sich von dieser Handlung. Die Polizei mahnt bei Interaktionen an der Haustür zur Vorsicht.

Von Jochen Stumpf

Lesedauer: ca. 2min 41sec

Es klingt eigentlich wie ein ganz toller Service. Ein junger Mann, Mitte 20 und adrett gekleidet, lächelt einem an der Haustür entgegen und kündigt an, dass die Bäckerei Schmid, die kommende Woche in Holzgerlingen eröffne, gemeinsam mit dem „Gäubote“ aus Herrenberg zu diesem Anlass Brötchen und die Zeitung an die Tür bringen werde. So schildert es eine Hildrizhausenerin gegenüber der Redaktion und der Polizei. Doch keine dieser Ankündigungen des Mannes entspricht der Wahrheit.

„Er sprach von einer PR-Aktion und gab mir zu verstehen, dass er ein Mitarbeiter des ’Gäubote’ sei“, berichtet die Frau. „Ich dachte erst: Oh, Brötchen und Zeitung an der Haustür, das ist aber nett.“ Ihre Nachfragen habe er allerdings mit dem Hinweis abgetan, dass sich das ganz leicht im Internet finden lasse, wenn man nach der TV-Sendung „Galileo“ suche.

„Gäubote“ distanziert sich
von dieser vermeintlichen PR-Aktion

Dieser Hinweis führt derweil genauso ins Leere wie eine Recherche nach einer Bäckerei Schmid, die neu eröffnet. Weder der Gemeindeverwaltung in Hildrizhausen noch deren Kollegen bei der Stadt Holzgerlingen ist eine solche Neueröffnung, geschweige denn eine etablierte Firma dieses Namens, bekannt.

Auch der „Gäubote“ hat mit diesem angeblichen PR-Gag überhaupt nichts zu tun. „Wir distanzieren uns in aller Deutlichkeit von dieser Handlung“, bezieht „Gäubote“-Verleger Elmar Schöllkopf Stellung. „Im Namen des Verlags sind weder eigene Mitarbeiter noch Fremdfirmen für eine solche Aktion unterwegs.“

Das Verhalten des ungebetenen Besuchers lässt die Frau, die in Hildrizhausen die Tür öffnete, vermuten, dass der Mann ihr Haus ausspionieren wollte. Bis vor kurzem habe dort nämlich noch eine ältere Frau gewohnt – das geplante Opfer, auf das es dieser mutmaßliche Trickbetrüger aller Wahrscheinlichkeit abgesehen hatte. Nach Angaben der Frau hatte der Mann eine Namens- und Adressliste bei sich.

Die Polizei geht davon aus, dass es sich um eine neue Masche handelt, um sich Zugang zu Häusern und Wohnungen zu beschaffen. Der Mann, der klingelte, ist ein Kundschafter. Er versucht, so viele Informationen wie möglich herauszufinden, die er dann an den eigentlichen „Besucher“ weitergibt. Der wäre in der kommenden Woche dann vielleicht in der Tat mit Zeitung und Brötchen erschienen. Und auch noch so freundlich gewesen, sie bis zum Küchentisch zu tragen. „Grundsätzlich gilt: An der Haustüre auf keinen Fall persönliche Angaben gegenüber Fremden machen“, rät daher Stefan Hermann, Sprecher des Polizeipräsidiums Ludwigsburg. Selbst aus der kleinsten Information etwa zu Gewohnheiten, Personenzahl, Alter, Namen und Lebensumständen können Trickbetrüger Nützliches für den eigentlichen Besuch ziehen. Grundsätzlich empfiehlt die Polizei daher auch, Unbekannte niemals in das Haus oder die Wohnung zu lassen. „Es gibt gar keinen Grund, das zu tun“, sagt der Polizeisprecher, der Höflichkeit an dieser Stelle nicht für angebracht hält.

Kommen einem Zweifel ob der Ehrlichkeit und Rechtschaffenheit des ungebetenen Besuchs auf, hat Hermann einen Tipp parat: „Fragen Sie nach dem Ausweis“, sagt der Polizeisprecher. „Mitarbeiter von Hilfsorganisationen, die beispielsweise Spenden sammeln, führen in der Regel einen Mitarbeiterausweis mit sich.“ Und schließlich kann jeder, der solchen Hausbesuch bekommen hat, sich und seine Nachbarn schützen, indem er die Polizei informiert und das Gespräch und die Vorgehensweise an der Haustür schildert.

Die Polizei Herrenberg nimmt Zeugenhinweise zu diesen Vorkommnissen in Hildrizhausen unter der Telefonnummer (0 70 32) 2 70 80 entgegen.

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Erstellt:
9. Januar 2020

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