Raumnot als große Herausforderung

Seit Januar dieses Jahres leitet Meike Reese die Geschicke der Gärtringer Volkshochschule. Die wurde im Rahmen eines neuen Kooperationsvertrages an die Herrenberger Volkshochschule angebunden und wird nun als Außenstelle geführt. Im Verwaltungsausschuss des Gemeinderats zog die Außenstellenleiterin eine erste Zwischenbilanz und richtete dabei auch den Blick nach vorne.

Von Rüdiger Schwarz

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Neben der VHS zieht auch ein Teil des Ordnungsamtes in die ehemalige Apotheke um GB-Foto (Archiv): Bäuerle

Neben der VHS zieht auch ein Teil des Ordnungsamtes in die ehemalige Apotheke um GB-Foto (Archiv): Bäuerle

„Die Situation war ein bisschen erschlagend. Da war schon viel Wirbel drin“, räumte Meike Reese ein. Die Anbindung an das Online-Anmeldesystem und die organisatorischen Strukturen der Herrenberger Volkshochschule stellten sich als kleiner Kraftakt heraus. „Drei bis vier Monate bin ich da drangesessen“, sagte die Diplom-Betriebswirtin. Der Aufwand hat sich gelohnt. Durch die Digitalisierung kamen Kurse eher zustande, weil sie nun auch von auswärtigen Interessenten gebucht wurden. Dies zog einen weiteren schönen Nebeneffekt nach sich. „Das Kursangebot ist eher breiter geworden“, freute sich Meike Reese, die seit 2011 in Gärtringen lebt. Da das Layout des Programms an das der Herrenberger VHS angelehnt wurde, eröffneten sich mehr Gestaltungsmöglichkeiten. Im Gegensatz zu ihrem Vorgänger Thomas Luft ist die neue Außenstellenleiterin nicht bei der Gemeinde, sondern bei der Stadt Herrenberg angestellt. Vieles erledigt die Mutter zweier Kinder von zu Hause aus. Seit Januar verfügt sie aber auch über ein eigens in der Ortsbücherei eingerichtetes Büro. „Das hat viel gebracht. Kursteilnehmer, aber auch Dozenten können nun wen vor Ort ansprechen“, betonte Meike Reese.

Doch die Tage der Geschäftsstelle in der Ortsbücherei sind schon wieder gezählt. „Die Kooperation hat sich nicht so bewährt“, erklärte Hauptamtsleiter Norbert Sünder. Das Büro von Meike Reese wird zusammen mit einem Teil des Ordnungsamtes in die alte Apotheke in der Wilhelmstraße umziehen. Die Gemeinde hat das Gebäude angemietet und richtet es gerade her, um dort Räume für die Verwaltung zu schaffen. Ein kleiner Raum, der einen eigenen Zugang hat, wird für die Verwaltungsarbeit nicht benötigt und kann somit als neue Geschäftsstelle der Gärtringer VHS-Außenstelle genutzt werden.

Überhaupt ist die Raumsituation eines der großen Themen, mit der sich die Außenstellenleiterin herumschlagen musste. Seitdem sich die Ludwig-Uhland-Schule zur Gemeinschaftsschule ausgewachsen hat, sind einige Räume, die die Gärtringer VHS von Anbeginn nutzte, weggebrochen. Die Schulleitung trat an die Außenstellenleiterin mit dem Wunsch heran, dass sie gerne entlastet werden würde. „Es ging um die Präventionskurse“, erzählte Meike Reese. Mit diesen Kursen wich man mittlerweile in die Turnräume der örtlichen Kitas aus. Mit dieser Lösung sollen zudem regelmäßige Kursausfälle in der Aula der Ludwig-Uhland-Schule aufgefangen werden. Neben den Kindergärten Kayertäle, Brunnweiher und Kirchstraße konnte nun noch die Kita in der Schönbuchstraße gewonnen werden. Meike Reese klopfte aber auch bei den Schulen an. Die Schulleitung der Theodor-Heuss-Realschule gab unlängst grünes Licht für die Nutzung von Fachklassenzimmern durch die VHS. In der Rohrauer Joseph-Haydn-Schule wurde man ebenfalls fündig. Dort sollen in einem dafür geeigneten Schulzimmer Kreativkurse für Kinder angeboten werden. Die Raumsuche an Schulen ist aus Datenschutzgründen nicht ganz so einfach, können doch nur Fachklassenzimmer als Kursräume genutzt werden.

Die VHS-Außenstelle möchte sich nun mit neuen, kreativen Angeboten in die Ganztagsbetreuung an den Schulen einbringen. Neben den Backhäusern und der Villa Schwalbenhof nutzt die Volkshochschule auch das Samariterstift. Seit es dort eine neue Tagespflege gibt, hat sich jedoch vor allem am Vormittag die Raumsituation verschärft. Das Kursangebot stagniert. Klärungsbedarf gab es mit dem TSV Gärtringen. Da sowohl der Verein als auch die Volkshochschule Präventionskurse anbieten, kam man sich gegenseitig ins Gehege. Man kam überein, so nicht mehr fortfahren zu wollen. „Wir wollen die Nischen nutzen und fehlende Plätze ausgleichen“, stellte Meike Reese mit Blick auf das Angebot des TSV Gärtringen klar. Bestehende Präventionskurse wolle man aber weiterlaufen lassen. Eventuell will man nun gemeinsam einen Gesundheitstag angehen. Gespräche führte die Außenstellenleiterin auch mit dem Verein „Menschen kommen an“, der sich um Flüchtlinge kümmert. Zusammen sammelte man Ideen, wie Geflüchtete und Gärtringer Bürger zusammengebracht werden könnten. Meike Reese dachte da etwa an Begegnungstage. Zudem sucht man nach Lösungen, die jungen Frauen mit kleinen Kindern den Zugang zu Deutschkursen ermöglichen sollen. Vor nicht allzu langer Zeit hat die VHS einen Französischkurs angeleiert, außerdem soll mit einer sogenannten „Bildungswerkstatt“ eine neue Veranstaltungsreihe ins Leben gerufen werden. Die soll zum Selbstläufer werden. Hat sich erst einmal eine Gruppe gefunden, entscheidet diese selbst, was sie machen will. Das Themenspektrum kann von der kulturellen Veranstaltung über den politischen Vortrag bis zur Exkursion reichen. „In anderen Städten wird das gut angenommen“, wusste die Diplom-Betriebswirtin. Die ließ noch kurz Zahlen sprechen. So fanden im ersten Semester 2019 insgesamt 105 Kurse mit 769 Teilnehmern statt. Gut laufen vor allem Babykurse, Yogakurse, Wirbelsäulengymnastik und Malkurse.

Für ihre Arbeit, die viel frischen Wind in die Volkshochschule brachte, erntete Meike Reese von allen Fraktionen viel Lob. „Ich bin sehr froh, dass wir bei der VHS Herrenberg geblieben sind. Im Vergleich zu vorher ist das viel professioneller“, befand Inge Friedrich (Grüne). Man wäre ja schon eher auf dem Scheidungstrip gewesen. Matthias Bock (FW) merkte noch an, dass eine Volkshochschule unverzichtbar für eine Gemeinde auf dem Weg zur Stadt sei.

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Erstellt:
28. November 2019

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