SV Sulz am Eck hat jetzt einen „Zehnjahresplan“

Der SV Sulz am Eck wagt den sportlichen Neustart in der Kreisliga B II mit einem ambitionierten Konzept – und einem alten Hasen auf der Trainerbank. Thomas Carle hat schon mehrfach bewiesen, dass er Vereine wieder nach oben führen kann.

Von Christian Ignatzi

Lesedauer: ca. 3min 07sec
Thomas Carle zum Sulzer Dasein in der BII: „Wir werden eine Philosophie gegen viele tiefstehende zweite Mannschaften benötigen“GB-Foto (Archiv): amk

Thomas Carle zum Sulzer Dasein in der BII: „Wir werden eine Philosophie gegen viele tiefstehende zweite Mannschaften benötigen“GB-Foto (Archiv): amk

Sechs Jahre lang stand Thomas Carle, der vor zwölf Jahren den VfL Herrenberg verlassen hatte, in Neuweiler an der Seitenlinie. Von der Kreisliga B führte er den Verein in die Bezirksliga, wobei zweimal der Klassenerhalt über die Relegation gelang – jeweils gegen den im Grund favorisierten A-Ligsten TSV Dagersheim (wir berichteten). Für den SV Sulz am Eck traf es sich da gut, dass der Fachmann in Sachen „Vereinssanierung“ im Winter beschlossen hatte, nach sechs erfolgreichen Jahren die Zelte in Neuweiler abzubrechen, um wieder neue Impulse zu setzen – für sein Team und sich.

Denn neue Wege wollten auch die Sulzer bestreiten, das wurde schon beschlossen, bevor der Abstieg aus der Kreisliga AI feststand. Trainer Timo Sauer verließ den Verein nach der Runde Richtung VfL Stammheim. Der Sulzer Abteilungsleiter René Hepp, erst seit dem Winter im Amt, hatte Sauer als eine seiner ersten Amtshandlungen mitgeteilt, dass der Verein sich neu orientieren möchte: „Ich kenne Timo persönlich seit der Jugend und mit ihm verlässt nicht nur ein Trainer, sondern ein Freund den SV Sulz“, betont Hepp, „aber der Wunsch nach einer Veränderung fand in der Mannschaft statt und ich habe diesen Wunsch nach meiner Amtsübernahme im Januar umgesetzt.“

Den Abstieg verhinderte dieser neue Impuls letztlich nicht mehr, doch mit seiner Übernahme der sportlichen Leitung hatte Hepp ein Konzept mitgebracht, das in der Kreisliga B nicht viele Vereine haben dürften: „Mir war wichtig, dass wir einen Plan haben. Also schielt man zu größeren Vereinen, auch in den Profifußball und als konzeptionell denkender Mensch habe ich dann etwas ausgearbeitet“, so Rene Hepp. Eine Präsentation, die einen Zehnjahresplan enthielt, der den SV Sulz bis in die Bezirksliga führen soll. Ein ambitionierter Plan, der ambitionierte Partner benötigt. „Man muss aber nicht ein Verein wie Maichingen sein, um in der Bezirksliga zu spielen“, sagt Hepp. Und so ging mit seiner Präsentation ebenso auf Sponsorensuche, wie er auf Trainersuche ging. Thomas Carle beeindruckte der Zehnjahresplan der Sulzer, wie er sagt: „Die Sulzer haben gut rübergebracht, dass sie den Verein nicht auf Dauer in der Kreisliga B sehen. Ich kenne in Sulz von früher noch einige Leute. Der Sportplatz hat eine gewisse Nähe zu meinem Wohnort Wildberg. Aber der Schlüssel ist, der Verein hat eine Struktur, da habe ich Spaß und Freude.“ Spaß und Freude – mit dieser Attitüde will Carle den Verein wieder nach oben führen.

Wobei das konkrete Ziel nicht der direkte Wiederaufstieg ist. Denn ein Zehnjahresplan bringt schon per Definition Zeit mit sich. Carle: „Wir müssen jetzt schauen, wie wir starten. Wir haben morgen das erste Training und müssen uns einen Überblick verschaffen. Das wird sicher zwei, drei Wochen dauern, bis wir wissen, was die Jungs spielen können.“ Danach müsse man etwas aufbauen, das zur Mannschaft passt: „Wir werden eine Philosophie brauchen gegen viele tiefstehende zweite Mannschaften.“ Dabei soll dem 58-Jährigen auch diesmal wieder seine berufliche Erfahrung als „Live-Coach“ zugutekommen. Der Berater redet viel mit seinen Spielern und kümmert sich auf psychologischer Ebene um den Erfolg.

Etwas, das der jungen Sulzer Mannschaft zuletzt zu oft gefehlt hat, was am Ende zum Abstieg führte. Hepp ist überzeugt, mit Carle wieder in die richtige Spur zu finden: „Er ist zum einen einer, der weiß, wie Fußball funktioniert“, sagt er. „Und durch seinen beruflichen Hintergrund kann er Leute fit im Kopf machen. Durch dieses Persönlichkeitsformen, das Bilden von Charakteren, kann man viel rausholen.“ Die Sulzer freuen sich auf die Saison, sagt Hepp, der es für verfrüht hält, von der Meisterschaft zu sprechen: „Wir wollen aber oben mitspielen.“ Nicht mehr mithelfen wird Florian Röhm, der auf eigenen Wunsch nach Gechingen gewechselt ist. Marcel Bellach (Fortuna Böblingen) wird die Sulzer auf der Torhüterposition dagegen verstärken. Neu hinzu kommt auch Patrick Ahsbeck aus Öschelbronn, der im Mittelfeld agiert. Zudem erhält der neue Trainer einen spielenden Co-Trainer. Hannes Rathgeber kommt gemeinsam mit Carle aus Neuweiler. Gemeinsam soll das neue Team perspektivisch nun den Betriebsunfall Abstieg reparieren.

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Erstellt:
16. Juli 2019

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