Schaumstoffpolster in den Löchern

Die Mitglieder des Golfclub Domäne Niederreutin in Bondorf waren schon voller Vorfreude, groß dann die Enttäuschung, als die Politik vergangene Woche nicht nur dem Golfsport in Baden-Württemberg Lockerungsbeschränkungen versagte und das Spielverbot bis zunächst zum 11. Mai bestehen bleibt. Definitiv abgesagt sind die beiden Mai-Spieltage für die Zweitliga-Herren.

Von Thomas Volkmann

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Der neue Geschäftsführer Markus Eblen hatte aufgrund der Corona-Krise noch keine Zeit, die Mitglieder richtig kennenzulernen GB-Foto: Holom

Der neue Geschäftsführer Markus Eblen hatte aufgrund der Corona-Krise noch keine Zeit, die Mitglieder richtig kennenzulernen GB-Foto: Holom

„Natürlich haben wir die Zeit der Schließung intensiv genutzt, um unsere Anlage in Schuss zu halten, vor allem, um alle erforderlichen Maßnahmen vorzubereiten, durch die ein coronakonformer Spielbetrieb gewährleistet ist“, sagt Markus Eblen, seit diesem Jahr neuer Geschäftsführer beim Golfclub Domäne Niedereutin. Für die sechs in Vollzeit für die Platzpflege der 110 Hektar großen Golfanlage zuständigen Greenkeeper einer Firma aus Ammerbuch hatte sich durch die Schließung eigentlich kaum etwas geändert. „Die Bahnen und Grüns wurden wie bei normalem Spielbetrieb gepflegt. Rasen mähen, wässern, sanden, aerifizieren, Bunkerkanten schneiden – das ist tägliche Routine. Der schöne Nebeneffekt für die Greenkeeper war, dass sie dies alles ungestört vornehmen konnten und dadurch auch mal das Wochenende frei hatten. Und sie hatten Zeit, Bunker neu- und umzugestalten oder veränderte Abschläge anzulegen. Einzig das Versetzen der Löcher und Fahnenpositionen auf den Grüns, wie es vor allem vor Turnieren immer wieder passiert, war in den vergangenen Wochen der Platzsperrung nicht nötig“, erläutert Golfbetriebswirt Eblen, der zuletzt Geschäftsführer des Golfclubs Obere Alp nahe Stühlingen im Grenzgebiet zur Schweiz gewesen ist und zwischen 2003 und 2013 die Gastronomie der Therme Böblingen leitete.

Den Start in seine erste Saison auf der Domäne Niederreutin hat sich der 53-jährige Nachfolger von André Kette ganz sicher anders vorgestellt. „Ganz massiv fehlt mir, dass ich die Mitglieder und Spieler bisher noch nicht kennenlernen konnte, auch die Mitgliederversammlung im März musste ja abgesagt werden. Durch den Lockdown gab es dann sehr vieles kurzfristig zu organisieren, auch mussten wir Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen unserer Geschäftsstelle in Kurzarbeit schicken. Seitdem ist es wie ein Fahren auf Sicht“, erzählt der gebürtige Stuttgarter.

„Wichtig für mich ist, dass die Mitglieder baldmöglichst zum Spielen kommen, sobald die Verordnungen dies zulassen, das steht absolut im Vordergrund. Wir haben deshalb auch beschlossen, sämtliche Sponsorenturniere bis zum Ende der Saison zu stornieren, sind gleichzeitig aber froh, dass unsere Sponsoren uns dennoch die Treue halten. Ebenfalls fantastisch finde ich es, dass von unseren über 1000 Mitgliedern nicht einmal ein Prozent angefragt hat, ob es eine Beitragsrückzahlung geben wird. Klar ist, dass wir durch die Platzpflege einen großen Fixkostenblock haben und uns auf der anderen Seite Einnahmen durch Greenfees und Golfkurse wegbrechen. Auch wurde der geschlossenen Gastronomie die Pacht gestundet“, so Markus Eblen.

Auch für den Ligaspielbetrieb haben sich coronabedingt einige Änderungen ergeben. Für das Herrenteam, das diese Saison gerne einen weiteren Anlauf zum Aufstieg in die Erste Bundesliga nehmen möchte, sind die ersten beiden Spieltage, geplant für den 17. Mai beim GC Kirchheim-Wendlingen und den 31. Mai auf eigener Anlage, bereits ersatzlos gestrichen worden. „Wenn auch der dritte Spieltag am 21. Juni in München abgesagt wird, würde dies auch die Absage der gesamten Spielrunde bedeuten“, sagt Markus Eblen.

Der Baden-Württembergische Golfverband (BWGV) hat bisher alle Turniere und Ligaspiele bis zum 23. August abgesagt. „Meine Befürchtung: Hier wird wohl keine Spielrunde mehr stattfinden“, vermutet Eblen. Für die Mitglieder der Golfvereine hat dies aber auch den Vorteil, dass ihre Anlagen bis Ende August nicht für Turnierveranstaltungen gesperrt sind. Beim GCDN dürfen Mitglieder ihre Startzeit vier Tage im Voraus buchen, Gäste frühestens einen Tag vorher – dies auch als Erfahrung aus Rheinland-Pfalz, wo laut Eblen vom Moment der Corona-Lockerung ruckzuck die Startzeiten für die folgenden 14 Tage ausgebucht gewesen seien.

Die umfangreichen Corona-Spielregeln für Golfer, die vom Abstellen des Fahrzeugs auf dem Parkplatz bis hin zur Nutzung von Golfcarts reichen, wurden den Mitgliedern vergangene Woche kommuniziert. Zur Kontaktvermeidung und dem möglichen Übertrag von Infektionen beim Herausfischen des eingelochten Golfballes wurden die Löcher zudem mit Schaumstoffeinsätzen ausgefüllt, außerdem muss die Fahne, die sonst beim letzten Putt herausgenommen werden darf, stecken bleiben. Bei voller Auslastung der Startzeiten zwischen 7 und 19 Uhr auf den drei Runden à neun Loch plus dem öffentlichen Sechs-Loch-Platz bedeutet dies, dass täglich bis zu 576 Golfer ihren Sport in Niederreutin ausüben können und sich stündlich bei einem zeitlichen Abstand von zehn Minuten pro Flight nicht mehr als 72 Personen über die einzelnen Bahnen der weitläufigen Anlage verteilen dürften. Das Thema „Abstand halten“ sollte für Golfer also das geringste Problem sein.

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Erstellt:
4. Mai 2020

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