Sie lässt sich noch ein Hintertürchen offen

Seit 2014 ist Ivana Fuso fester Bestandteil diverser Juniorinnenteams des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Genau 42 Länderspiele hat die in Sindelfingen groß gewordene Stürmerin im deutschen Nationaltrikot absolviert, steht nun aber unmittelbar vor ihrem Debüt für die brasilianische A-Nationalmannschaft.

Von Edip Zvizdiç

Lesedauer: ca. 3min 17sec
Ivana Fuso: Seit ihrem Wechsel zu Manchester United überschlagen sich die Ereignisse und auf der Homepage-Aufstellung der brasilianischen Nationalmannschaft steht sie in einer Reihe mit Weltstar Marta (erste Reihe von unten) GB-Fotos/Screenshot (Archiv): gb

Ivana Fuso: Seit ihrem Wechsel zu Manchester United überschlagen sich die Ereignisse und auf der Homepage-Aufstellung der brasilianischen Nationalmannschaft steht sie in einer Reihe mit Weltstar Marta (erste Reihe von unten) GB-Fotos/Screenshot (Archiv): gb

Beim „SheBelieves Cup“ in Orlando/Florida trifft die ehemalige Fußballerin der SV Böblingen zwischen dem 18. und 24. Februar auf die Nationalteams Argentiniens, der USA sowie Kanada.

Von Zeit zu Zeit muss sich Ivana Fuso selbst zwicken. Nicht um sich selbst zu geißeln, sondern einfach, um sicherzugehen, dass sie nicht vielleicht doch am Halluzinieren ist. „Was sich seit vergangenem Sommer alles getan hat, das ist – ehrlich gesagt – gar nicht so einfach zu verarbeiten“, bemerkt die 19-Jährige nachdenklich, um dann aber umgehend ihr ansteckendes Lächeln aufzusetzen. „Aber ich möchte auch keine Minute davon missen.“ Seit ihrem Wechsel vom FC Basel zum englischen Spitzenteam Manchester United überschlagen sich nämlich die Ereignisse im Leben der ehemaligen Nachwuchskickerin der SV Böblingen. Vorläufiger Höhepunkt für Ivana Fuso ist die Nominierung für die brasilianische A-Nationalmannschaft, mit der sie ab kommenden Montag bis zum 25. Februar in Orlando/Florida weilen wird.

So groß die Freude bei der in Sindelfingen aufgewachsenen Stürmerin vor ihrem Debüt für Brasilien aber auch ist, steckt sie doch auch ein wenig im Dilemma. „Ich habe Deutschland alles zu verdanken, deshalb habe ich es auch immer abgelehnt, in den brasilianischen Juniorinnen-Nationalmannschaften aufzulaufen, obwohl sie mich beispielsweise für die Weltmeisterschaft haben wollten. Ein Wechsel wäre aber nicht fair gewesen, da ich taktisch stets eingeweiht war. Ich wollte keine Verräterin sein.“

Im Aktiven-Bereich verhält sich das nun aber ganz anders. Dennoch will sich Ivana Fuso auch hier noch nicht festlegen, auch wenn sie nun vor dem Debüt für das Heimatland ihrer Mutter steht. „Da das Turnier in Orlando kein offizielles Fifa-Event ist, laufe ich nicht Gefahr, mich festzuspielen“, weiß Ivana Fuso und lässt sich ein Hintertürchen offen, sollte sich Deutschlands Nationaltrainerin Martina Voss-Tecklenburg in absehbarer Zeit doch noch bei ihr melden. „Ich werde mir genau überlegen, was für mich am besten ist“, will sie das weitere Vorgehen mit ihrem Beraterteam um Mario Eggimann von der Sindelfinger Agentur Sporttransfer besprechen.

Zunächst aber will Ivana Fuso den Moment genießen – und der heißt nun mal Brasilien. Mitbekommen hat die in Sindelfingen aufgewachsene Halb-Brasilianerin ihre Nominierung zufällig. „Ich habe auf Youtube die Pressekonferenz des brasilianischen Verbandes geschaut, als plötzlich mein Name fiel. Ich war zunächst völlig baff, bin dann aber vor Freude förmlich an die Decke gesprungen. Und danach habe ich mir die Pressekonferenz noch ein paar Mal angeschaut, um sicherzugehen, dass ich das nicht geträumt habe.“

Als sich Ivana Fuso schließlich überzeugt hatte, nicht im Land der Träume zu wandeln, teilte sie die Neuigkeiten auf ihren sozialen Kanälen. Mit Folgen. „Danach stand mein Telefon nicht mehr still“, muss die 19-Jährige immer noch lachen. Unter den ersten Gratulanten waren – wie nicht anders zu erwarten – SVB-Abteilungsgründerin Evelyn Klumpp sowie die langjährige Mitspielerin Greta Stegemann (SV Böblingen und SC Freiburg). „Sie haben sich riesig für mich gefreut und mir für das Turnier in Orlando alles Gute gewünscht.“

In Florida trifft Ivana Fuso mit Brasilien zum Auftakt auf den südamerikanischen Erzrivalen Argentinien, gefolgt vom Duell gegen den Rekord-Weltmeister USA, ehe zum Abschluss noch die Partie gegen Kanada auf dem Programm steht. Dass der brasilianische Kader gespickt ist mit etlichen Legenden, bereitet der Wahl-Engländerin keine Sorgen, im Gegenteil. „Ich treffe auf Marta, Cristiane und Formiga, das sind meine Kindheitsidole“, gerät Ivana Fuso vorab schon ins Schwärmen.

Bei Manchester United will sie danach die Basis für alles Weitere legen. Bislang konnte Ivana Fuso das, bedingt durch zwei herbe Verletzungen, noch gar nicht richtig. Erst drei Saisonspiele stehen zu Buche, stets als Einwechselspielerin. „Ich hatte mega Pech zu Beginn, erst einen Muskelfaserriss, dann noch einen Innenband-Teilriss. Vor ein paar Wochen bin ich erst wieder ins Training eingestiegen.“ Nun aber will die Stürmerin durchstarten beim Tabellenzweiten, sich an die Startformation heranpirschen und dazu beitragen, im Titelrennen den FC Chelsea sowie den Lokalrivalen Manchester City hinter sich zu lassen. Den Schritt nach England hat sie zu keinem Zeitpunkt bereut. „Ich fühle mich pudelwohl hier, trotz der langen Pause. Die Mannschaft hat mich super aufgenommen, und meine Trainerin Casey Stoney baut auf mich. Auch abseits des Fußballs habe ich mich sehr gut eingelebt, so bereitet mir auch der Linksverkehr mittlerweile keine Probleme mehr. Das sah anfangs ganz anders aus, da habe ich in jeder Kurve hinter dem Lenkrad geschrien wie am Spieß.“

Sie lässt sich noch ein Hintertürchen offen
Ivana Fuso: Seit ihrem Wechsel zu Manchester United überschlagen sich die Ereignisse und auf der Homepage-Aufstellung der brasilianischen Nationalmannschaft steht sie in einer Reihe mit Weltstar Marta (erste Reihe von unten) GB-Fotos/Screenshot(Archiv): gb

Ivana Fuso: Seit ihrem Wechsel zu Manchester United überschlagen sich die Ereignisse und auf der Homepage-Aufstellung der brasilianischen Nationalmannschaft steht sie in einer Reihe mit Weltstar Marta (erste Reihe von unten) GB-Fotos/Screenshot(Archiv): gb

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Erstellt:
13. Februar 2021

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