„So lässt es sich aushalten“
36 Grad, und „Ulla“ bringt’s noch heißer: Die Hitze macht das Herrenberger Freibad zu einem idealen Zufluchtsort. Die Besucherzahlen steigen in dieser Woche rapide an. Rund um das Naturbecken tummeln sich die Massen.
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Salto rückwärts ins kühlende Nass des Herrenberger Naturbads GB-Foto: Bäuerle
Das Thermometer lügt nicht: 37,5 Grad Celsius zeigt es gestern Nachmittag an – und mindestens so fühlt es sich auch an. Erfrischend kühle 24,5 Grad hingegen vermerkt die Quecksilbersäule für das Wasser des Schwimmerbeckens. Das macht das Herrenberger Naturfreibad zu einem beliebten Ausflugsziel in diesen Tagen. Die laufende Woche hat sich angeschickt, die besucherstärkste in dieser Saison zu werden. Von Montag bis gestern Vormittag waren bereits 4459 Gäste im Kombibad. Die Stadtwerke Herrenberg, die das Frei- und das angrenzende Hallenbad betreiben, können aus technischen Gründen keine separaten Zahlen für die beiden Bäder ausweisen. Bei dieser Hitze dürfte der bisherige Wochenbestwert des Jahres von 6442 Besuchern in der ersten Juni-Woche schon am heutigen Donnerstag übertroffen sein.
Der Mittwoch dürfte der bislang beste Tag des Jahres sein
„Am besten Tag dieses Jahr hatten wir 2200 Besucher“, sagt Betriebsleiter Sascha Bösel. „Aber heute ist mehr los.“ Dabei geht der Meister für den Bäderbetrieb davon aus, dass sogar noch viel mehr Gäste möglich wären. „Vielen ist es aber wohl zu heiß, manche denken, hier ist es zu voll.“ Indes bieten sich auf der Liegewiese oder auch im Gastronomie-Bereich immer noch Plätzchen an. Manche sogar im Schatten.
Einen solchen hat Nicole Birnbaum ergattern können. Sie isst gerade genüsslich einen Salat aus dem Bistro. Die Hitze nimmt die Herrenbergerin ziemlich gelassen hin. „Im Sommer darf es auch mal heiß sein“, sagt sie – auch wenn mildere Temperaturen es vor allem ihr leichter machen würden, wie sie mit einem Blick auf ihren Babybauch anerkennt. „Ich bin viel im Wasser und viel im Schatten“, erzählt sie. „Ich war auch schon früh da, um mir einen Schattenplatz zu sichern, und habe in den vergangenen Tagen extra den Sonnenverlauf gecheckt.“ Kühles Nass, dunkler Schatten – Nicole Birnbaums Fazit ist sonnenklar: „So lässt es sich aushalten.“
Hitze hin oder her – Waltraud Beck aus Böblingen ist immer gerne im Herrenberger Freibad, wenn sie zwei Tage die Woche die Enkel hütet. „Eigentlich wollte ich ja heute nicht her“, bekennt sie. „Es ist sehr voll. Aber die Enkel wollten unbedingt.“ Die 77-Jährige zieht an heißen Tagen in der Regel die Mittagszeit dem Nachmittag vor. „Da sind noch nicht so viele da, und ich kann eine Stunde lang schwimmen.“ Seit der Einweihung kommt Waltraud Beck regelmäßig: „Ich bin total begeistert. Auch von der Wasserqualität.“
Vor allem die Wasserqualität in und nach Hitzephasen hatte den Stadtwerken Herrenberg immer wieder Sorgen bereitet. Schließungen waren die Folge. „Mit den aktuellen Werten sind wir sehr zufrieden“, sagt Werksleiter Karsten Kühn. Der Pfützenkeim Pseudomonas aeruginosa war in den vergangenen Jahren immer wieder im Naturbad der Spielverderber. Rund zehn Tage dauert es, bis ein Labor die Werte analysiert hat. Die letzte Probe stammt vom 12. Juni und weist kaum Enterokokken und Escherica coli auf. Mit 62 Koloniebildenden Einheiten auf 100 Milliliter sind an einer Prüfstelle, von denen insgesamt sieben in die Analyse gehen, zwar bei den Pseudomonas erhöhte Werte vorhanden. Der Grenzwert liegt bei 100 Koloniebildenden Einheiten.
„Wir warten mit Spannung auf die nächsten Ergebnisse“, sagt Sascha Bösel. Immer mittwochs werden Proben entnommen. „Ich bin aber sicher, dass wir keine Probleme haben werden.“ Denn für das saubere Wasser haben der Betriebsleiter und drei weitere Fachangestellte den Aufwand drastisch erhöht. Montags, dienstags und freitags putzen sie zwei Stunden lang morgens mit Spezialgerät das Becken. Abends wird ebenfalls den Algen der Kampf angesagt. „Ich bin zuversichtlich, dass wir ohne Schließung auskommen. Wir tun unser Bestmögliches“, sagt Sascha Bösel.“