Autohaus Weeber

Spanische Fachkräfte als Erfolgsrezept

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Juan Fancisco Gazaba Royon (links), Gonzalo Caro de HaroGB-Foto: gb

Juan Fancisco Gazaba Royon (links), Gonzalo Caro de HaroGB-Foto: gb

Spanier in der Bundesliga? Eine Bereicherung, oft der entscheidende Trumpf wie Thiago bei den Bayern. Spanier in der Autowerkstatt? „Genauso“, sagt Daniel Kargl, Serviceleiter beim Autohaus Weeber in Leonberg. Vier hat er derzeit unter Vertrag. Und in der Werkstatt ist es dabei wie auf dem Fußballfeld: „Spanische Fachkräfte zeichnen sich durch eine gute Ausbildung aus und beherrschen ihr Fachgebiet.“ Allerdings sind Spanier im Team auch keine Selbstläufer: „Wer sie einsetzen will, muss sich schon darum kümmern, dass sie mit den Gegebenheiten in Deutschland auch zurechtkommen.“ Und sprachlich zulegen. Das Autohaus Weeber hat dafür eine Agentur im Einsatz: „Kostet etwas, rechnet sich unterm Strich aber“, bringt Daniel Kargl es auf den Punkt. Und der Einsatz verschafft Vorteile auf einem umkämpften Arbeitsmarkt: „Die Konkurrenz um Fachkräfte und der Kampf gegen die Industrie im Autobereich ist in unserer Region schon brutal.“

Felipe Weber-Sainz ist so etwas wie der Thiago des Autohauses Weeber. Der 27-Jährige ist seit Anfang des Jahres festangestellt („einfach aufgrund seiner Bewerbungsunterlagen“) und Ankerpunkt für seine drei Kollegen, die momentan ein Praktikum machen, zwei als Kfz-Mechatroniker, einer als Karosseriebauer. Das Praktikum hilft beiden Seiten, sagt Daniel Kargl, der auch Kreisvorsitzender der Kraftfahrzeuginnung Region Stuttgart ist: „Die drei sehen, ob es ihnen bei uns gefällt. Und wir sehen, wie das Zusammenspiel funktioniert.“

Die erste Halbzeit dieses Praktikums ist vorbei und „unsere Erfahrungen sind positiv“, sagt Markus Reichert, der Standortleiter des Autohauses in Leonberg. Es klappt auch deswegen, weil Felipe Weber-Sainz „VW“ spricht. Sprich, die Sprachbarriere bei Menschen, die im VW-Konzern ausgebildet werden, ist etwas niedriger, weil weltweit meist gleiche Begriffe verwendet werden. „Wenn Felipe und seine Kollegen an den Werkstattbildschirmen sitzen und die Ersatzteillisten aufrufen, kommen sie damit gut klar.“ Der Unterschied in der Ausbildung zwischen Spanien und Deutschland: „In Deutschland werden Kraftfahrzeugmechatroniker parallel in der Berufsschule und in der Werkstatt ausgebildet. In Spanien werden Kraftfahrzeugmechatroniker zuerst komplett theoretisch ausgebildet und machen zum Abschluss ihrer Ausbildung ein sechsmonatiges Praktikum“, fasst Daniel Kargl zusammen. Das Praktikum ist auch in Deutschland möglich, „das wird anerkannt“. Zur Prüfung geht’s nach Spanien. Und dann, so hofft Kargl, zurück und endgültig ins Autohaus Weeber: „Wir haben allen bei Bestehen eine Festanstellung zugesagt.“

Das Engagement des Autohauses endet aber nicht an der Werkstatttür. Deswegen nutzt man die Dienste der Agentur MTA Personal von Carl-Friedrich Bischoff aus Heiningen: „Die Agentur hat sich als deutsch-spanisches Unternehmen auf die Personalvermittlung von spanischen Fachkräften nach Deutschland spezialisiert. Die gucken nach Unterkünften, wie WGs oder Ein-Zimmer-Wohnungen und sorgen auch für soziale Kontakte. Dazu kommt ein Deutschkurs, dessen Kosten wir übernehmen.“

Im Gegenzug ist die Erfahrung, dass Juan Royon, Roberto Trillo und Gonzalo de Haro unter der Anleitung von Felipe Weber-Sainz „mit einer ganz anderen Motivation an die Arbeit gehen, als wir das von vielen deutschen Praktikanten gewohnt sind. Die bringen viel Einsatz“, sagen Markus Reichert und Daniel Kargl. Die Hoffnung ist, „dass wir um die 30 Prozent unseres Fachkräftebedarfs in der Werkstatt mittelfristig auf diesem Weg decken können“. Wobei anzumerken ist, dass diese Arbeitsplätze sonst wohl unbesetzt bleiben würden. Die Innung beobachtet den Testlauf auch interessiert: „Wir hoffen, dass ein Best-Practice-Beispiel herauskommt, das auch anderen Betrieben hilft“, sagt Innungsgeschäftsführer Christian Reher. Sprich „ein Erfolgsrezept den Fachkräftemangel abzumildern“.

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Erstellt:
7. November 2019

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