Stammtisch zum Erfahrungsaustausch

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Setzen auf Elektromobilität: Klaus-Peter Thierer (links) und Hajo Schörle GB-Foto: Bäuerle

Setzen auf Elektromobilität: Klaus-Peter Thierer (links) und Hajo Schörle GB-Foto: Bäuerle

Sie teilen die Leidenschaft für Elektromobilität, kommen dabei aber aus ganz unterschiedlichen Richtungen: Während bei Klaus-Peter Thierer der Fahrspaß ganz eindeutig im Vordergrund steht, sind für Hajo Schörle vor allem Umwelt und Klima die wesentlichen Gründe, sich für ein Elektrofahrzeug zu entscheiden. Vor zwei Jahren haben die beiden Nagolder die Initiative „Pro-Emobil“ gegründet, die in regelmäßigen Abständen zu Stammtisch und E-Mobil-Brunch einlädt.

Damit wollen sie zum einen ein Forum schaffen, in dem E-Mobilisten und solche, die es werden wollen, sich austauschen können. Zum anderen wollen sie das Thema Elektro-Auto in der Öffentlichkeit präsenter machen und die Akzeptanz für die alternativen Antriebe erhöhen. Zudem setzen die beiden sich aktiv für den Ausbau des Ladenetzes ein.

Um das Thema auch in Familien zu tragen und auch die nächsten Generationen dafür zu sensibilisieren, hat Hajo Schörle ein Büchlein zum Thema verfasst. Es heißt „… und nicht alle Autos verbrennen Strom“, hat die Größe eines Pixi-Buchs und erklärt anhand einer kleinen Geschichte, wie ein Elektroauto aufgebaut ist und wie es funktioniert. Der Werbefachmann ist schon seit Jahrzehnten fasziniert vom Thema E-Mobilität, stellt aber klar, dass es ihm und seinen Mitstreitern nicht um die Abschaffung der Verbrennungsmotoren geht, sondern darum, bewusst Alternativen dazu auszubauen. Familien, die mehr als ein Auto haben, sollten vor allem für die Kurzstrecken ein Elektroauto in Erwägung ziehen, meint er.

„Immense Überkapazitäten“

Die Vorteile der E-Mobilität erläutern die drei Initiatoren von Pro-Emobil gerne und ausführlich. Ebenso gern stellen sie sich dem Gespräch mit Skeptikern und erklären ihre eigene Sichtweise auf landläufige Behauptungen wie etwa „Wenn das alle machen, bricht das Stromnetz zusammen.“ Dieses Argument gewinnt den beiden nur ein müdes Lächeln ab. „Das hat man bei der Einführung der Elektroherde auch schon prophezeit, aber es ist nicht passiert“, weiß Thierer. „Es gibt im Stromnetz derzeit immense Überkapazitäten. Berechnungen zufolge ließen sich mit dem bereits produzierten Strom, der nicht genutzt wird, etwa die Hälfte der bestehenden Verbrennungsfahrzeuge elektrisch betreiben“, argumentiert Hajo Schörle. „Als ich 2009 mein erstes Elektroauto kaufte, habe ich einen Eigenversuch gestartet, habe im Büro überall Energiesparlampen installiert und ein paar Stromfresser vom Netz genommen. Dadurch war meine Stromrechnung niedriger als vorher – trotz des E-Autos, mit dem ich etwa 12 000 Kilometer im Jahr gefahren bin.“ Sein erstes elektrisches Fahrzeug, ein grasgrüner SAM EV II, war ein echter Hingucker und in Nagold stadtbekannt. „Der war sehr spartanisch eingerichtet, hatte nur ein Radio und einen USB-Anschluss für MP3-Player, aber immerhin schon eine Reichweite von rund 90 Kilometern“, erinnert sich Schörle und klingt dabei fast ein wenig wehmütig. Aber nur ein wenig, denn sein derzeitiges E-Auto ist zwar eher Mainstream, dafür kommt er damit mit einer Tankladung bis zum Bodensee.

Auch zum derzeitig vieldiskutierten Reichweite-Thema haben die beiden einiges zu sagen. Den meist gut informierten E-Mobilisten sei klar, dass die Reichweite ihres Fahrzeugs von Faktoren wie Außentemperatur abhänge, sind sie überzeugt. Im Übrigen gelte das auch für Verbrennungsfahrzeuge, kaum jemand gehe davon aus, die vom Hersteller angegebene Reichweite auch tatsächlich zu erreichen. „Wir haben unsere Initiative gestartet, um zu zeigen: Das Thema ist größer als das gängige Gegeneinander-Aufrechnen“, erklärt Hajo Schörle. „Mit jedem Benziner kauft man außerdem auch gleich das Öl für die nächsten zehn Jahre mit, denn für die Verbrennung wird Öl als Rohstoff benötigt. Beim Stromantrieb hat man immerhin die Wahl: Petrochemie oder Sonne, Wasser und Wind.“ Seit vier Jahren ist Klaus-Peter Thierer elektrisch unterwegs. Ursprünglich war das E-Auto als Zweitwagen gedacht, für die kurzen Strecken in der näheren Umgebung. „Da wird ein Verbrennungsmotor ja noch nicht mal warm. Aber das Fahren mit dem E-Auto macht so viel Spaß, dass der Verbrenner ganz schnell zum Zweitwagen wurde. Der kommt nur noch bei längeren Strecken zum Einsatz“, erklärt Thierer. Doch auch dafür nutzt er gerne seinen i3, denn er schätzt die Herausforderung, genießt die Planung, die in elektrisch zurückgelegte Langstrecken fließt und den Rest Abenteuer, der dabei dennoch bleibt. Bis zum Atlantik ist er schon gefahren, 1000 Kilometer in zehn Etappen.

Die nächste größere Tour ist im September geplant, dann geht es in die Normandie. „Bisher ist alles gut gegangen, nur die Freischaltung der Ladesäulen kann manchmal trickreich sein. Für lange Strecken macht es auf jeden Fall Sinn, im Vorfeld zu recherchieren.“ Es sei immer gut, einen Plan B zu haben, falls mit dem Laden mal etwas nicht funktioniere, stimmt Hajo Schörle zu. „Man verändert definitiv sein Fahrverhalten. Zum Beispiel plant man bei weiteren Strecken Ladungen ein – und damit Pausen!“

Der nächste E-Mobil-Brunch findet am Sonntag, 21. Oktober, um 11 Uhr auf dem Nagolder Wolfsberg, Lise-Meitner-Straße 9, statt. Zur Anmeldung und für weitere Infos dient im Internet die Adresse www.pro-emobil.de

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Erstellt:
31. August 2018

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