Training light: Coaches können sich das vorstellen

Der Landessportverband Baden-Württemberg (LSV) hat einen Leitfaden für die Rückkehr zum Trainingsbetrieb erstellt. Unter anderem sollen zum Beispiel beim Fußball nur eine reduzierte Anzahl an Spielern auf einer klar begrenzten Fläche trainieren. Die allgemeinen Kontaktbeschränkungen und Hygieneregeln müssen eingehalten werden. Wir haben uns bei Vereinen im Gäu umgehört.

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Nur zu gerne würden die Kicker so schnell wie möglich wieder auf die Plätze GB-Foto: Schmidt

Nur zu gerne würden die Kicker so schnell wie möglich wieder auf die Plätze GB-Foto: Schmidt

Zielsetzung? – Bernd Gluiber, Trainer des Bezirksligisten SV Rohrau, könnte „sehr gut damit leben“, wenn er in Kleingruppen wieder auf dem Sportplatz trainieren dürfte. „Die Übungen könnte man so gestalten, dass man sich nicht in die Quere kommt. Generell wieder auf dem Platz stehen zu können, wäre natürlich gut“, sagt Gluiber. Ihm stellte sich allerdings vor dem Hintergrund, ob die Saison abgebrochen oder fortgesetzt wird die Frage, welche Zielsetzung ein Training haben könnte. Gluiber: „Ich würde liebend gerne wieder meinem Trainerjob nachgehen und würde mich freuen, mit den Jungs zu trainieren. Wir haben in Rohrau zwei Plätze zur Verfügung, da könnte man viele Dinge durchführen.“ Er könne sich denken, dass das ein erster Schritt wäre in Richtung Normalität. -tob-

Wichtiges Signal – „Das wäre ein Schritt in die richtige Richtung“, sagt Daniel Supper, Spielertrainer des Bezirksligisten SV Deckenpfronn, „das wäre ein wichtiges Signal an die Spieler und an die Trainer. Natürlich wären wir weiterhin weit weg von einem Spielbetrieb.“ Für den Verein wäre es eine Herausforderung, sich den angedachten Gegebenheiten zu stellen, auf die Vorschriften in Sachen Abstände und Hygiene zu achten. „Für mich entstehen daraus auch viele Aufgaben, beispielsweise, wer das überprüfen soll. Jeder Verein muss sich da an die eigene Nase fassen, für mich wären diese Maßnahmen noch mit vielen Fragezeichen verbunden“, sagt Supper. Wie beispielsweise sollen Vereine damit umgehen, die nur eine geringe Platzkapazität haben? „Für ein paar Wochen wäre das eine gangbare Lösung, dann aber wird es aus meiner Sicht problematisch. Fußball ist ein Kontaktsport, das ist dessen Wesen“, sagt Supper. Selbstverständlich würde er sich freuen, seine Spieler wieder sehen zu können. -tob-

Geduld gefragt – Vorsichtig optimistisch reagiert Ralf Richter auf die jüngsten Verlautbarungen des LSVBW. Der Spielertrainer des TSV Kuppingen ist aber weit davon entfernt, in Jubelarien einzustimmen. „Bis wir ein Spiel absolvieren können, wie wir es alle kennen und lieben, wird noch eine ganze Weile vergehen. In Richtung Wettkampfmodus brauchen wir gar nicht mit den Hufen scharren, aber ein modifiziertes Training sollte möglich sein.“ Deshalb befürwortet Ralf Richter die in Aussicht gestellte Öffnung der Sportplätze und sehnt sich nach Passformen, Schussübungen und Trainingsläufen. „Das ist zwar nur ein Teil des herkömmlichen Trainings, aber all das ist besser als gar nichts.“ Grundsätzlich sei, so der Kuppinger Spielertrainer weiter, „Geduld gefragt. Denn noch nicht einmal bei den Profis ist eine Entscheidung gefallen. Dennoch wäre es wichtig, dem Breitensport eine Möglichkeit zu bieten, überhaupt etwas zu tun. Natürlich alles unter Beachtung der Hygiene- und Abstandsregelungen sowie des Infektionsschutzes.“ Was Ralf Richter hingegen nicht versteht, dass alle Sportarten über einen Kamm geschert werden. „Ich bin zwar kein Golfspieler, aber was spricht gegen diese Sportart? Genau betrachtet ist Golf sogar der perfekte Sport in diesen ungemütlichen Zeiten, denn es gibt keinen direkten Kontakt der Spieler untereinander, man ist an der frischen Luft und bekommt so die nicht zu unterschätzende Ablenkung.“ -edip-

Tapetenwechsel ersehnt – Ähnlich wie Richter stuft auch Daniel Wahnsiedler den Vorstoß des Landessportverbandes Baden-
Württemberg ein. „Es wäre so unglaublich wichtig, dass die Menschen wieder zum Sport zurückkehren könnten“, sehnt der Trainer des SV Oberjesingen ein Ende der Sperrzeit herbei. Auch wenn er weiß, dass Spiele unter Wettkampfbedingungen noch in weiter Ferne liegen und auch bis auf Weiteres kein vollumfängliches Training möglich sein wird. „Aber alleine auf den Platz zu dürfen, sich ein paar Bälle zuzuspielen, zu flanken und auf das Tor zu schießen wäre einfach nur überragend.“ Der Tapetenwechsel ist aus Sicht von Daniel Wahnsiedler auch für das soziale Miteinander immens wichtig. „Alles ist besser, als nur daheim rumzusitzen.“ Deshalb hofft der Oberjesinger Coach, dass die große Politik bald dafür sorgt, dass „ein Stück Normalität zurückkehrt. Die Jungs wollen an den Ball und haben genug vom Laufen.“ Die unzähligen positiven Effekte des Sports sollte man ferner berücksichtigen, so Daniel Wahnsiedler weiter – natürlich immer unter Beachtung der Regeln zu Mindestabstand und Hygienevorgaben. „Was mich aber wundert, ist, dass Sportarten wie Tennis oder Golf bislang auch noch nicht frei sind. Da gibt es praktisch keinen Körperkontakt, warum sollte das also nicht möglich sein?“ -edip-

Wartestand nervt – „Gerade in den unteren Ligen spielen die Kameradschaft und das Gesellige im Fußball eine wichtige Rolle“, sagt Holger Schulz, Trainer des
B-Ligisten TV Gültstein. „Es wäre schön, die Kameraden wiederzusehen und sich nicht nur über WhatsApp zu unterhalten, das gehört zum Fußball einfach dazu“, sagt Schulz. Training auf zwei Spielhälften mit einer gewissen Anzahl an Akteuren pro Platzhälfte könne er sich sehr gut vorstellen. Passübungen, Spielformen mit den entsprechenden Abständen oder Torschüsse seien problemlos durchzuführen, die Ideen würden ihm nicht so schnell ausgehen. Schulz: „Das ist unsere Aufgabe als Trainer.“ Er würde sich jedenfalls sehr freuen, mit seiner Mannschaft wieder zu trainieren, die Zeit im Wartestand ginge allen allmählich auf die Nerven. Und er hoffe, dass seitens des Württembergischen Fußballverbands rasch eine Entscheidung getroffen wird, ob und wie die Runde weitergeht oder ob sie beendet wird.-tob-

Persönlicher Umgang fehlt – „Uns fehlt der Fußball, es fehlt uns, gemeinsam auf dem Platz zu stehen und den Sport auszuüben, den wir lieben und in den wir grundsätzlich sehr viel Zeit investieren“, sagt Cesare Lupo, Trainer des B-Ligisten SV Mötzingen. „Hauptsache, wir könnten wieder trainieren.“ Es sei selbstverständlich, dass sich die Vereine konsequent an die Richtlinien halten müssten, schon aus eigenem Interesse. „Es wäre eine gute Entscheidung, wenn wir wieder anfangen könnten, unseren Sport auszuüben. Das wäre ein wichtiger Schritt, natürlich geht aber die Gesundheit der Sportler vor“, erklärt der Coach. Torschussübungen seien ohne weiteres durchzuführen, Passübungen ebenso. Was Lupo derzeit vermisst, ist der persönliche Umgang mit seinen Spielern. -tob-

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Erstellt:
2. Mai 2020

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