„Übergebe den VfL Nagold auf dem Höhepunkt“
Fußball: Der scheidende Trainer Armin Redzepagic dürfte bei erfolgreich verlaufender Relegation nicht so schnell in Vergessenheit geraten. Am Samstag steht um 15 Uhr das nächste Spiel gegen den VfR Heilbronn an.
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Das war’s für den FC Wangen (am Boden liegend): Christos Thomaidis hat am Mittwoch im ersten Relegationsspiel für seinen VfL Nagold mit dem Treffer mit dem 2:0 den Deckel draufgemacht. GB-Foto: Ulmer
Herr Redzepagic, das Ende ihrer
Trainertätigkeit beim VfL Nagold naht.
Sind Sie traurig?
Armin Redzepagic: „Nein, gar nicht. Ich habe diese Entscheidung ja bewusst gefällt. Der Verein, aber auch ich brauchten nach sieben gemeinsamen Jahren etwas Neues. Deshalb haben wir uns im vergangenen Winter geeinigt, dass wir getrennte Wege gehen werden. Das Schöne ist, dass ich den VfL nicht irgendwo im Niemandsland stehend übergebe, sondern auf dem Höhepunkt. So ist garantiert, dass ich als Trainer nicht einfach so in Vergessenheit geraten werde. Mehr noch, wir können gemeinsam sogar für etwas ganz Besonderes sorgen und Geschichte schreiben, denn wir haben immer noch die Chance, in die Verbandsliga aufzusteigen.“
Das heißt, Sie haben Ihre Entscheidung,
die Zelte in Nagold abzubrechen, auch
nicht mehr hinterfragt?
„Doch, das habe ich sogar mehrfach. Vor allem in den vergangenen Wochen ist mir seitens der Verantwortlichen, Fans und Spieler viel Liebe entgegengebracht worden. Wehmut schwingt nach jeder Trainingseinheit, nach jedem neuen Spiel bei mir mit. Aber die Entscheidung ist gefallen und ich stehe auch dazu, weil sie richtig ist. Auch für die Spieler wird es von Vorteil sein, dass sie nach sieben Jahren neue taktische Sachen kennenlernen, neue Ansprachen hören und sich auch selbst ganz neu aufstellen können. Meine Zeit beim VfL Nagold neigt sich dem Ende entgegen.“
Verabschiedet wurden Sie bereits
vor zwei Wochen im Heimspiel
gegen den TV Darmsheim.
Sie sind aber immer noch da.
„Ja, so leicht bekommt man mich hier nicht weg. Spaß beiseite, wir haben auf den letzten Drücker Rang zwei und damit die Teilnahme an der Relegation zur Verbandsliga sichergestellt. Diese Überstunden nehme ich liebend gerne in Kauf. Und wenn ich sehe, was am Mittwoch in Dagersheim während unseres 2:0-Erfolgs gegen den FC Wangen los war, dann habe ich Lust auf noch mehr. Morgen Nachmittag geht es in der nächsten Runde in Neckarsulm gegen den VfR Heilbronn. Sollten wir auch dieses Spiel für uns entscheiden, geht es eine Woche später in das große Relegationsfinale gegen den TV Echterdingen. Ich will mitnehmen, was möglich ist.“
Sie haben also immer noch
die Schlüssel zum Nagolder
Trainingsgelände?
„Witzigerweise habe ich die Schlüssel schon ein paar Mal abgegeben, aber dann auch schnell wieder zurückbekommen. Irgendwie hat sich das im Saisonendspurt als gutes Omen herausgestellt, deshalb würde ich das morgen nach dem Spiel gegen Heilbronn gerne wieder so handhaben – und die Schlüssel hoffentlich dann auch gleich wieder zurückbekommen.“
Das morgige Spiel findet in Neckarsulm
statt, was durch die Nähe zum VfR
Heilbronn ein deutlicher Nachteil für
Ihre Mannschaft darstellt.
„Die Ansetzung wechselt Jahr für Jahr zwischen den einzelnen Bezirken, das ist in unserem Fall einfach nur Pech. Was ich aber nicht verstehe, ist, dass Heilbronn in vier Tagen zweimal in Neckarsulm spielen darf. Da hätte sich der Verband auch etwas anderes einfallen lassen können. Aber sei’s drum, wir werden nicht groß lamentieren und uns dem favorisierten Gegner stellen, der darüber hinaus auch von Fan-Seite aus klar im Vorteil sein wird. Sogar zwei Fan-Bases, die sich nach der Neugründung des Vereins im Jahr 2018 nicht besonders mögen, haben sich angekündigt. Des Weiteren sollen auch die Eishockey-Fans der Heilbronner Falken vor Ort sein. Für uns wird das ein klassisches Auswärtsspiel werden.“
Nervös klingen Sie deshalb
trotzdem nicht?
„Nein, wieso auch? Das Spiel wird auf dem Platz entschieden, nicht auf der Tribüne. Uns gefällt die Außenseiterrolle gegen diesen ambitionierten Gegner ungemein. Heilbronn hatte am Mittwoch auch seine liebe Müh und Not gegen Weilimdorf und hat sich erst spät mit 1:0 durchgesetzt. Ich habe mir Informationen von Haris Krak, dem Trainer des TV Oeffingen, eingeholt, der dem VfR Heilbronn mit seinem Team am letzten Saisonspieltag den direkten Aufstieg vermasselt hat. Wir wissen, was zu tun ist. Und wir wollen dafür sorgen, dass man sich in Nagold noch viele Jahre an diese Relegationsspiele erinnern wird.“
Haben Sie trotzdem Bedenken
hinsichtlich der zu erwartenden
Kulisse?
„Einige meiner Jungs kennen solche Zuschauerzahlen aus vergangenen Pokalduellen mit den Stuttgarter Kickers, Reutlingen oder Balingen. Für den Rest gilt: Einfach nur genießen! Nicht jeden Tag spielt man vor vielleicht 2 000 Fans. Aber der Vorgeschmack im Dagersheimer Waldstadion am vergangenen Mittwoch mit knapp 900 Zuschauern war auch nicht so schlecht. Sobald der Ball rollt, werden wir das ausblenden.“
Wie geht es eigentlich bei Ihnen selbst
nach dieser Runde weiter?
„Auch wenn ich noch kein neues Traineramt habe, Fußball wird weiterhin eine große Rolle bei mir spielen. Mein ältester Sohn Calvin spielt in Gechingen, mein dritter Sohn Dennis wechselt in diesem Sommer vom TuS Ergenzingen zu den U-17-Junioren der SV Böblingen. In die Richtung werde ich vorerst meinen Fokus legen. Aber ich bin offen für Neues. Die Oberliga würde mich reizen, denn in der Verbandsliga habe ich alles gesehen. Im vergangenen Herbst hatte ich ein paar Flirts mit hiesigen Oberligisten, aber ich war ja noch beim VfL Nagold gebunden und wollte nicht mitten in der Runde weg. Aber der nächste Herbst kommt auch wieder. Dann werde ich bereit sein.“

Armin Redzepagic