Verbände schlagen den Saisonabbruch vor
Nach der mit Spannung erwarteten Pressekonferenz der drei Fußballverbände in Baden-Württemberg ist entschieden, dass noch nichts entschieden ist. Die Verbände schlagen zwar einen Saisonabbruch zum 30. Juni vor, darüber entscheiden soll allerdings erst ein außerordentlicher Verbandstag am 20. Juni.
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Noch sind einige Verbände unentschlossen, was einen Abbruch der Saison oder das Weiterspielen angeht GB-Grafik: FuPa
Den Ton vor über 100 bei der Konferenz zugeschalteten Medienvertreter gab gleich zu Beginn Ronny Zimmermann, Präsident des Badischen Fußballverbands (BFV) vor, indem er ausführte: „Kein Verband hat in seinem Regelwerk etwas vorgesehen wie jetzt bei Corona.“ Die Verbände hätten auf dem Weg, sich zu einer Entscheidung durchzuringen, wie es mit dem Spielbetrieb nun weitergeht, sich auf „völlig unbekanntes Terrain“ begeben müssen. Klar sei inzwischen, dass auch aufgrund rechtlicher Aspekte die Entscheidung eine solche Tragweite angenommen hat, dass dies in allen drei Verbänden, neben dem BFV noch der Württembergische Fußballverband (WFV) und der Südbadische Fußballverband (SBFV) nur durch einen außerordentlichen Verbandstag beschlossen werden kann.
Nur die Tabellenersten
werden aufsteigen können
Immerhin: Seit gestern liegt ein Vorschlag der Verbandsspitze auf dem Tisch. Dieser sieht einen Abbruch der Saison zum 30. Juni vor. Ferner gibt es von der Verbandsliga bis zur Kreisliga B in allen Staffeln nur einen Direktaufsteiger. Das sind in der Regel die Tabellenersten, wie sie sich zum Zeitpunkt des Abbruchs des Spielbetriebs am 15./16. März darstellten (siehe Tabellenübersicht auf Seite 20). Weisen die vorne platzierten Teams aber eine unterschiedliche Anzahl von Spielen auf, so dass die Tabelle ein verzerrtes Bild abgibt, dann wird ein Quotient aus erzielten Punkten und ausgetragenen Spielen ermittelt. Ist auch dieser gleich, kommt es auf die Tordifferenz oder letztendlich auf die Zahl der mehr erzielten Tore an. Eine Wertung der Hinrundentabelle stelle laut WFV auch noch eine Alternative dar. Die Tabellenzweiten gehen leer aus, da keine Aufstiegsspiele respektive Relegation gespielt werden können, damit gebe es für diese Teams auch kein Aufstiegsrecht.
Über alle Vorschläge der Verbandsspitze berät noch der WFV-Beirat am kommenden Freitag, 15. Mai. Bis 19. Mai haben auch die Vereine, die gestern Morgen die Beschlussvorschläge übers WFV-Postfach zugesandt bekamen, die Gelegenheit sich zu äußern. Die badischen Verbände haben schon ihre Clubs abgefragt. Thomas Schmidt, Präsident von Südbaden: „Bei uns haben zwei Drittel der Vereine für den Abbruch plädiert.“ Ronny Zimmermann: „Bei uns waren 60 Prozent für Abbruch, 30 Prozent für Weiterspielen und zehn Prozent konnten sich nicht entscheiden.“ Eine Fortsetzung der Runde zog auch WFV-Präsident Matthias Schöck in Zweifel und bezog sich auf den kürzlich veröffentlichen Stufenplan des Landes: „Es ist nicht absehbar, wann Mannschaftsport im eigentlichen Sinn wieder ausgeführt werden kann.“ Das Zeitfenster für die Vereinswechsel bleibt übrigens wie bisher, wenn am außerordentlichen Verbandstag in Württemberg am 20. Juni der Abbruch von den Delegierten endgültig besprochen wird. Dann würde die neue Runde 2020/21 am 1. Juli starten, einen Spielbetrieb vor dem 1. September halten die Verantwortlichen aber momentan für eher ausgeschlossen. Da es bei einem Saisonabbruch keine Absteiger gibt, werden sich die Staffelzahlen – auch im Bezirk Böblingen/Calw – für die Bezirksliga und A-Ligen auf 17 Mannschaften erhöhen, der Landesliga-Staffel 3 droht mit voraussichtlich 20 Teams aber ein Mammutspielbetrieb.
Bezirksvorsitzender Richard Armbruster (Bondorf) begrüßte den Vorschlag: „Es war abzusehen, dass es eine Verlängerung der Saison auch aus Gründen der Wettbewerbsverzerrung nicht geben würde.“ Denn aufgrund der möglichen Spielerwechsel hätte ein Team im Herbst oder Spätherbst bei einer Saisonfortsetzung einen ganz anderen Personalkader aufweisen können als zum Zeitpunkt des Abbruchs Anfang März. Mit dem Informationsfluss in den letzten Wochen zeigte sich der Bondorfer aber nicht einverstanden: „Wie die Strömungen und Meinungen bei den Vereinen sind, hätte man früher abfragen können, das ist jetzt ein wenig spät.“ Bezirksspielleiter Helmut Dolderer (Wildberg) gibt sich skeptisch: „Ich bin mir nicht sicher, ob wir ab 1. September schon wieder spielen können.“ Er gehe davon aus, dass wahrscheinlich der Meldetermin für die kommende Runde, er wäre am 12. Juni, noch mal verlängert wird, da der Verband ja erst am 20. Juni endgültig über den Abbruch befinden wird. Dass nunmehr einige Vereine nicht schon ihren Aufstieg feiern können, sieht Dolderer gelassen: „Aufgrund der Kontaktbeschränkungen bis 5. Juni hätte man dazu eh keine großen Menschenmassen bilden dürfen.“
