Vieles liegt im Dunkeln

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Die Pfahlbauten wurden zwischen 4300 und 800 vor Christi Geburt errichtet GB-Foto: gb

Die Pfahlbauten wurden zwischen 4300 und 800 vor Christi Geburt errichtet GB-Foto: gb

Jahrtausendealte Kultur zum Greifen nah – möglich ist dies im Pfahlbaumuseum in Unteruhldingen am Bodensee. Hier werden Zeugnisse der Stein- und Bronzezeit lebendig und eröffnen den Blick auf die Menschen eines längst vergangenen Zeitalters. Im Rahmen der heutigen „Familien-Tour“ schickt der „Gäubote“ Leser auf eine spannende Entdeckungsreise an den Bodensee.

Im Jahr 1922 eröffnet, zählt das Pfahlbaumuseum in Unteruhldingen heute zu den größten Freilichtmuseen Europas, fast 300000 Besucher jährlich sind zu verzeichnen. Die Pfahlbauten selbst sind dabei bei weitem kein Phänomen, das sich rein auf das „Schwäbische Meer“ bezieht, vielmehr erstreckte sich diese Wohnform auf alle größeren Voralpenseen in der Schweiz, Italien, Frankreich und Deutschland. Vereinzelt ist diese Art der Siedlungsform sogar bis nach Spanien, Lettland und Litauen nachzuweisen. Neueste Daten beziffern den Zeitraum, innerhalb dem die Pfahlbauten errichtet wurden, auf die Periode zwischen 4300 und 800 vor unserer Zeitrechnung – er umfasst dabei Jungstein- und Bronzezeit.

Vermutlich waren Wasserstandsschwankungen der Alpenvorlandseen in Abhängigkeit vom alljährlichen Wasserzufluss der Grund, warum sich die Menschen dazu entschlossen, ihre Behausungen auf Pfählen zu errichten. Dadurch waren sie unabhängig von möglichen Veränderungen der Uferlinie aufgrund von Sedimentation und Erosion. Weitere Vorteile ergaben sich durch die günstige Lage zudem für Handel und Transport, Kommunikation, den Fischfang, aber auch die einfache Abfallentsorgung. Ständige Reparaturen waren vermutlich vonnöten, um die Lebensdauer eines Hauses auf Pfählen zu verlängern, die entscheidend durch die äußeren Einflüsse geprägt wurde. Zehn- bis 15, selten einmal 30 Jahre lang hielt ein Gebäude der Stein- und Bronzezeit vermutlich nur.

Die ältesten Häuser des Unteruhldinger Pfahlbaumuseums trotzen nun schon seit rund 90 Jahren in ihrem oberen Aufbau zumindest nahezu unverändert der Witterung. Sie stellen dabei eine Moorbausiedlung aus Federseemoor/Riedschachen dar. Verschiedene Häuser komplettieren das Museumsensemble und fokussieren dabei unterschiedliche Aspekte der jeweiligen Zeitgeschichte. So stellt das Dorf, das nach den Ausgrabungsergebnissen der Pfahlbausiedlungen von Konstanz und Unteruhldingen sowie Bad Buchau am Federsee errichtet wurde, Werkzeuge bereit. Hier warten auch die Werkstatt des Töpfers und des Bronzegießers sowie das Haus des Hirten und des Dorfoberhauptes auf neugierige Besucher. Das Steinzeitdorf Sipplingen hingegen fokussiert die Welt von Bauern, Fischern und Händlern rund um den Bodensee. Grundlegende Bedürfnisse – wie das Entzünden eines Feuers, Ackerbau, Fischfang und Viehzucht – werden hier anschaulich vermittelt.

Dennoch: Viele Aspekte des täglichen Lebens, die die Menschen, die in den Pfahlbauten lebten, auf Schritt und Tritt begleiteten, liegen auch heute noch im Dunkeln. Das Fehlen schriftlicher Quellen verschleiert etwa Erkenntnisse zu Religion und Kult der Bewohner, aber auch der Frage, welche Völker letztendlich in den Häusern auf dem Wasser lebten. Nichtsdestotrotz versucht das Haus der Fragen im Pfahlbaumuseum Antworten zu geben auf die 50 häufigsten Fragestellungen, die die Besucher des Museums umtreiben. Bunte Illustrationen und Infotexte garantieren eine anschauliche Vermittlung einer Lebensweise, die in unserer durch modernste Kommunikationsmittel geprägten Gesellschaft nur schwer vorstellbar erscheint.

Direkt am Ufer gegenüber den Pfahlbauten gelegen, komplettieren zwei Museumsgebäude die Zeitreise am Bodensee, im historischen lässt sich dabei seit 2012 die Sonderausstellung „Das Erbe der Pfahlbauer – Faszination Weltkulturerbe“ besuchen. Im neuen Museumsgebäude fand indes das „Archaeorama“ Platz, das das Phänomen Pfahlbauten erstmals auch unter Wasser sicht- und erlebbar macht. Hier können die Besucher der Geschichte im wahrsten Sinne des Wortes „auf den Grund gehen“ und erfahren, nach welchen Methoden die Taucharchäologie arbeitet. CHRISTIANE HORNUNG

Das Pfahlbaumuseum ist von April bis September täglich von 9 bis 18.30 Uhr geöffnet, im Oktober täglich von 9 bis 17 Uhr, genaue Informationen zu den Öffnungszeiten im November und Dezember sowie zum Museum im Allgemeinen finden sich im Internet unter www.pfahlbauten.de

Eintrittskarten für den Campus Galli bei Meßkirch haben gewonnen: Elke Keller, Felix Klein, Saskia Stucke (alle Herrenberg), Andrea König, Tim Leitmann (beide Affstätt), Benjamin Schulz (Ammerbuch), Matthias Weisser (Bondorf), Achim Geiger, Gerhard Seiler (beide Deckenpfronn), Martina Hildebrandt, Maren Kaiser (beide Gärtringen), Johanna Dettinger, Jürgen Haller, Gaby Rothfuß (beide Gäufelden), Evi Koepp, Markus Mezger (beide Jettingen), Kim Trefz (Mötzingen), Mathias Ulmer (Nufringen), Erika Burgun und Erika Röhm (beide Wildberg). Tickets für den Baumwipfelpfad bei Bad Wildbad und die dazugehörige Rutschbahn können nun einlösen: Monika Kreis, Andreas Ruf (beide Herrenberg), Jenny Eitelbuß (Bondorf), Hans Bradler (Gärtringen), Annette Grom (Jettingen) und Dieter Biesinger (Nufringen). Die „Gäubote“-Redaktion sagt herzlichen Glückwunsch – und wünscht einen schönen „Familien-Tour“-Ausflug!

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Erstellt:
9. August 2018

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