Vom Chancenplus kann sich der VfL nichts kaufen

Der VfL Herrenberg muss mit seinerB-Jugend auch im nächsten Jahr wieder in der Bezirksstaffel antreten. Die Elf von Trainer Erich Schrade scheiterte gestern mit einem 2:2 in der Aufstiegsrunde zur Verbandsstaffel am SKV Rutesheim (Bezirk Enz-Murr).

Von Andreas Gauss

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Maßarbeit: Marvin Özkan (rechts) spitzelt den Ball unter SKV-Keeper Maurice Zivny ins Tor GB-Foto: Bäuerle

Maßarbeit: Marvin Özkan (rechts) spitzelt den Ball unter SKV-Keeper Maurice Zivny ins Tor GB-Foto: Bäuerle

Es lief schon die 79. Minute, die letzte Spielminute in dieser B-Jugend-Partie, als der Rutesheimer Defensivmann Anastasios Vrakas kurz nach der Mittellinie an den Ball kam. Mutig umkurvte er zwei, drei VfL-Spieler, drang in den Strafraum ein, fasste sich nach einem über 30 Meter langen Solo ein Herz und wuchtete den Ball mit Karacho ins Herrenberger Tor. Nach diesem 2:2 brachen bei den Rutesheimern alle Dämme. Der Jubel kannte keine Grenzen. „Wir haben uns das Leben selber schwergemacht“, meinte hernach SKV-Trainer Patric Vaihinger. In der Tat: Nach dem klaren 4:1-Sieg im Hinspiel spielten die Gäste viel zu zaghaft.

Erich Schrade: „Wir hätten zur
Halbzeit 2:0 oder 3:0 führen können“

Bereits in der fünften Minute verpasste der Rutesheimer Torhüter Maurice Zivny einen weiten Ball, der aber kurz vor Überschreiten der Torlinie noch abgefangen wurde. Nach einer Viertelstunde setzte Herrenbergs Mika Kennke mit einem Steilpass Marvin Özkan in Szene, der den Ball zum 1:0 an Torwart Zivny vorbei ins Tor bugsierte. Nach 20 Minuten zielte Sven Schäfer mit einem Distanzschuss nur knapp vorbei. Dann hatte der Noch-C-Jugendliche Can Abalioglu zwei tolle Szenen über die rechte Seite, beide Male wurde das 2:0 verpasst. Ein Ball ging am langen Pfosten vorbei, den zweiten konnte Maurice Zivny parieren. In der 35. Minute legte Marvin Özkan auf Mika Kennke auf, doch dessen Schuss kam genau dorthin, wo der Torwart stand. Erich Schrade brachte die fulminante erste Hälfte seines Teams und das vergebene Chancenfestival auf den Punkt: „Wir hätten zur Halbzeit mit 2:0 oder 3:0 führen können. Wir waren die bessere Mannschaft, ich kann meinen Jungs keinen Vorwurf machen.“ Allein: Von ihrem deutlichen Chancenplus konnten sich die Herrenberger nichts kaufen. Die einheimischen Anhänger unter den rund 120 Zuschauern hofften auch nach Wiederanpfiff auf einen Sturmlauf ihrer Jungs. Doch als Mika Kennke wegen Nachschlagens am Boden liegen blieb (48.), löste sein aufs Feld geeilter Bruder Marvin Kennke (Co-Trainer im B-Jugend-Team) eine mittelschwere Rudelbildung aus, welche der wenig durchgreifende Schiedsrichter Maximilian Jäger (SV Bondorf) nur mit Mühe unterbinden konnte. Nach dieser Szene war die Dynamik auf Herrenberger Seite aber prompt für eine Weile verflogen. Erst eine famose Einzelaktion von Marvin Özkan, der einen fatalen Rückpass der SKV-Abwehr ergatterte und zum 2:0 (54.) vollendete, ließ die Hoffnung aufseiten der Gastgeber weiterleben. Bei einem 3:0 wäre das Ergebnis aus dem Hinspiel egalisiert gewesen. Doch ehe die nächste Herrenberger Drangphase beginnen konnte, gab es einen Eckball auf der anderen Seite. Einen hoch in den Fünfmeter-Raum geschlagenen Ball konnte der herauslaufende VfL-Keeper Marcel Welte nicht erreichen, dafür köpfte Tomas Gioia den Ball zum 1:2-Anschlusstreffer (60.) in die Maschen.

Die Herrenberger Elf um den agilen Julien Sauter gab allerdings nicht auf. Rutesheim verstärkte die Defensive und lauerte auf Konter. Am Ende gab es durch das Vrakas-Solo sogar noch den etwas glücklichen Ausgleich für die Rutesheimer. Dennoch zog Erich Schrade eine zufriedene Bilanz: „Vor rund zehn Wochen habe ich noch ans Aufhören gedacht. Da sind aber die Spieler auf mich zugekommen und nach einem gemeinsamen Gespräch und einem Elternabend ist dann ein Stein ins Rollen gekommen. Jetzt bin ich entschlossen, diese Jungs noch ins Aktivenlager zu führen.“ Die nächsten beiden Jahre will sich der Tailfinger als A-Jugend-Coach zur Verfügung stellen, als Co-Trainer an seiner Seite fungiert weiterhin Marvin Kennke. In der Vorbereitung schnuppert auch Max Fischer als Co-Trainer in die Betreuerrolle hinein, ehe er zu einem Auslandssemester antreten muss.

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Erstellt:
8. Juli 2019

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