Von Kassier, Programmierer bis Uhu-Dirigent

Mit 13 Jahren kam Bernd Napholz zum Musikverein Öschelbronn, um Posaune zu lernen. 42 Jahre ist das inzwischen her. Bald wurde ihm klar, dass ein Verein nur dann funktioniert, wenn es Mitglieder gibt, die nicht „nur konsumieren, sondern auch geben.“ An seiner Einstellung hat sich bis heute nichts geändert, seine Ehrenamtsliste kann sich sehen lassen.

Von Maria-Dolores Bloching

Lesedauer: ca. 3min 27sec
Kennt kein Leben ohne den Musikverein Öschelbronn: Bernd Napholz GB-Foto: Bäuerle

Kennt kein Leben ohne den Musikverein Öschelbronn: Bernd Napholz GB-Foto: Bäuerle

1977 war das Freizeitangebot für Jugendliche in Öschelbronn bei weitem noch nicht so vielfältig wie heute. Fußball und Musik standen damals zur Wahl. „Ich habe zunächst mit Fußball begonnen, musste aber schnell feststellen, dass das nicht meins ist“, erzählt Bernd Napholz schulterzuckend. Weil einige seiner Freunde bereits im Musikverein waren, „bin ich mal mit, und da es mir relativ schnell gefallen hat, bin ich dabeigeblieben“. Die Posaune wurde sein Instrument, bald spielte der Ur-Öschelbronner in der Jugendkapelle. Nur wenige Jahre später lernte er ein zweites Instrument, das Eufonium, das er inzwischen aber nicht mehr spielt.

Es dauerte nicht lange, bis Bernd Napholz für sich selbst eine Entscheidung traf. „Ich möchte hier nicht nur mein Instrument spielen, sondern mich im Musikverein Öschelbronn auch engagieren.“ Mit 23 Jahren, also zehn Jahre nachdem er Mitglied wurde, ließ sich Bernd Napholz als Beisitzer in den Ausschuss wählen. „Das ist ja das Amt, das oft am Anfang einer Ehrenamtskarriere steht.“ Auch beim inzwischen 54-Jährigen war das nicht anders. Nachdem er musikalisch die Jugendkapelle hinter sich gelassen hatte, um ins Aktive Orchester zu wechseln, übernahm er 1989 dort die ehrenamtliche Funktion des Musikervorstands, „das ist quasi der Klassensprecher der Kapelle“.

Alle Umstellungen
im Verein mitbegleitet

In den 90er Jahren dann änderte sich schließlich die Jugendausbildung beim Musikverein in Öschelbronn. Der Instrumentalunterricht lief fortan über die Musikschule Herrenberg, und die Gebühren wurden eingezogen. Als studierter Elektrotechniker, der inzwischen als Entwicklungsingenieur in der Automobilbranche arbeitet, liegt Bernd Napholz die Mathematik natürlich nicht fern, auch wenn er von sich behauptet, dass er kein Mann der Zahlen sei. Fasziniert und begeistert hat ihn aber ohne Zweifel das Thema Computer und Programmierung. „1992 wurde ich stellvertretender Kassier, habe die Umstellung der Jugendausbildung begleitet.“

Nur zwei Jahre später, 1994, folgte der konsequente Schritt: Napholz ließ sich zum Kassier wählen. Und eins stand für ihm von Anfang an fest. „Ich wollte kein handgeschriebenes klassisches Kassenbuch mehr benutzen, wie es meine Vorgängerin bis dahin gemacht hatte. Weil PCs genau mein Ding sind, war es eine Herausforderung die Kasse auf Computer umzustellen, die ich gerne angenommen habe“, betont Napholz. Im ländlichen Raum habe Anfang/Mitte der 90er der Trend zur Umstellung begonnen. „Das hat mich gereizt, es selber zu machen. Buchungsprogramme habe es nur wenige gegeben. „Deswegen habe ich ein eigenes Programm geschrieben und programmiert, das benutze ich auch heute noch. Zwar habe ich es im Lauf der Jahre weiterentwickelt, aber die Grundzüge sind die gleichen wie damals.“ Die Mitgliederverwaltung habe er gleich mit übernommen, genauso wie die Archivierung aller Besitztümer des Vereins.

Mit Buchhaltung allerdings hatte Napholz damals nichts am Hut. Lothar Knopp, Musikerkollege und Banker, kannte sich in diesem Metier besser aus „und gab mir einen inhaltlichen Background zur doppelten Buchführung“. Seit 1994 ist Bernd Napholz ehrenamtlich ununterbrochen für die Finanzen des Musikvereins verantwortlich, nächsten Monat allerdings wird ein Nachfolger die digitalen Kassenbücher übernehmen. Rund 200 Buchungen fallen jährlich an, schließlich wollen Musiklehrer und Dirigent pünktlich bezahlt werden, Gebühren müssen eingezogen werden, Reparaturen und neue Instrumente müssen bezahlt werden, genauso wie Noten. „Nebenbei geht das nicht, schließlich setzt der Verein einiges an Geld um, so dass der Kassier eine große Verantwortung hat. Deswegen verwalte ich das Geld besser, als wenn es mein eigenes wäre.“ Auch eine gewisse Disziplin sollte ein Kassier mitbringen. „Ich muss regelmäßig etwas machen, zwei Stunden pro Woche fallen ungefähr an. Rechnungen und Honorare können schließlich nicht warten.“

Seine Entscheidung, sich ehrenamtlich zu engagieren, hat der Öschelbronner nie bereut. „Nur wenn man Verantwortung übernimmt, hat man auch die Möglichkeit seinen Verein nach seinem Gusto zu lenken.“

Als vor zehn Jahren die „Uhus“ gegründet wurden, ein Freizeitensemble für die unter Hundertjährigen, war auch Bernd Napholz bei der ersten Probe im November 2009 mit dabei. „Kosten für einen professionellen Dirigenten sollten hier natürlich nicht entstehen, deswegen habe ich mich gemeldet.“ Seitdem leitet er die „Uhus“ ehrenamtlich und daran soll sich auch in nächster Zeit nichts ändern. „Ich habe bis vor zwei Jahren im Aktiven Orchester gespielt, viel mitbekommen, deswegen habe ich mir zugetraut das Ensemble auf dem Anfängerniveau zu leiten, schließlich steht der Spaß im Vordergrund.“ 21 Musiker sind inzwischen dabei, Napholz legt fest, welche Stücke gespielt werden, sagt, was falsch ist „und mache das Gleiche wie ein Dirigent, nur eben auf einem anderen Niveau“.

„Das Einbringen in die Gemeinschaft, die Kameradschaft, die Freundschaften, das gefällt wir, deswegen sind auch 32 Jahre ehrenamtliches Engagement zusammengekommen“, fasst Napholz zusammen. Ein Leben ohne den Musikverein, für ihn „unvorstellbar, das kenne ich ja auch gar nicht, ich bin ja dabei, seitdem ich 13 bin“.

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Erstellt:
19. Januar 2019

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