Von den Faustball-Minis zur Vize-Präsidentin

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Das professionelle Fotografieren hat sich Susanne Löhnert selbst beigebracht GB-Foto: Schwartz

Das professionelle Fotografieren hat sich Susanne Löhnert selbst beigebracht GB-Foto: Schwartz

Als Susanne Löhnert ihren Sohn Jan vor Jahren beim Faustball anmeldete, hätte sie wohl nie gedacht, welch großen Platz der TSV Gärtringen in ihrem Leben einmal einnehmen würde. Inzwischen ist der Sohnemann erwachsen und Susanne Löhnert Vizepräsidentin für Öffentlichkeitsarbeit, Übungsleiterin der Faustball-Minis und Vereinsfotografin.

Wer die Homepage des TSV Gärtringen im Internet aufruft, der hat sofort die Arbeit von Susanne Löhnert vor Augen. Seit etwa 15 Jahren ist die Gärtringerin für die Öffentlichkeitsarbeit des TSV zuständig, hegt und pflegt die Homepages des Hauptvereins und der Abteilung Faustball, fotografiert die Faustballspiele und trainiert die Faustball-Minis. Das Besondere dabei: Aktiv Faustball gespielt hat Susanne Löhnert nie. Stattdessen war es Sohnemann Jan, der ihr die Tore zum TSV Gärtringen öffnete.

22 Jahre ist es nun her, seit Susanne Löhnert mit ihrer Familie von Stuttgart nach Gärtringen gezogen ist. „Damals habe ich noch im IT-Bereich bei der IBM in Ehningen gearbeitet“, erzählt die heute 55-Jährige. „Ich wollte wegen unserer Kinder einen kürzeren Arbeitsweg haben.“ Als Sohn Jan schließlich älter wurde, suchte Susanne Löhnert nach einer geeigneten Sportart für ihn. „Bis dato hatte ich Faustball noch gar nicht gekannt“, schmunzelt Löhnert. Aber der TSV Gärtringen bot schon damals die Kindergruppe „Faustball-Minis“ an, in der die Kindergarten- und Grundschulkinder ihre ersten Grundlagen im Ballsport lernen können. Jan Löhnert ließ sich für Faustball schnell begeistern und spielt noch heute für die Aktive Herrenmannschaft.

Susanne Löhnert hat dafür mittlerweile die Faustball-Minis zusammen mit Katja Boog übernommen. „Der Verein hatte die Mini-Gruppe eine Weile auf Eis gelegt“, erzählt Susanne Löhnert. „Aber dann gemerkt, dass es ohne diese Kindergruppe ganz schwierig ist, Nachwuchs zu bekommen.“ Da es bei den Kleinen weniger um Faustball, als um grundlegende Sporttechniken geht, fiel es Susanne Löhnert nicht schwer, die Übungsleitung zu übernehmen. „Wir haben natürlich einige Ausbildungen durchlaufen und Tipps von den Trainern bekommen“, erklärt die Wahl-Gärtringerin. „Aber hauptsächlich lernen die Kinder bei uns spielerisch, wie man ein Gefühl für den Ball bekommt, prellt oder erste Anschläge macht.“ Eigentlich würden Löhnert und Boog die Aufgabe nach 16 Jahren inzwischen auch gerne weitergeben. „Unsere ersten Mini-Kids sind inzwischen Teenager“, schüttelt Löhnert ungläubig den Kopf. „So lange machen wir das schon.“ Eine Nachfolge für die Leitung der Minis habe sich aber bislang nicht gefunden. „Und da steckt zu viel Herzblut drin, um es einfach aufzugeben.“

Die Faustball-Minis sind aber nicht das Einzige, in das Susanne Löhnert Herz und Seele hineinsteckt. „Irgendwann hatten die Faustballer den Ehrenamtlichen verloren, der immer für die Homepage zuständig war“, erinnert sie sich. „Und da ich ja durch die IBM Erfahrungen im IT-Bereich hatte, habe ich mich angeboten.“ Als der Hauptverein einige Jahre später die Stelle des Vizepräsidenten für Öffentlichkeitsarbeit neu zu vergeben hatte, war es wieder Susanne Löhnert, die schüchtern die Hand hob. „Und wie das in Vereinen ist, hebt man den Finger, hat man den Job“, grinst die Mutter zweier Söhne.

Doch Susanne Löhnert ist nicht nur technisch begabt, sondern auch ehrgeizig. Im vorigen Jahr absolvierte sie eine Ausbildung zur Trainerin für Toleranz und Demokratie im Sport, davor ließ sie sich bereits zur Referentin für öffentliche Arbeit im Verein schulen. „Ab und zu muss ich ja auch Berichte für die Zeitungen schreiben und damit hatte ich gar keine Erfahrung“, erklärt Susanne Löhnert und fügt schmunzelnd hinzu: „Der Aufbau eines Zeitungsartikels ist ja schon etwas anderes, als ein Schulaufsatz.“ Meist berichtet Susanne Löhnert über Aktionen des Vereins, Spielberichte schreibt sie eher selten. Dafür finden immer wieder Faustball-Fotos von Susanne Löhnert den Weg in die Zeitung. „Ich habe extra mein Foto-Equipment aufgerüstet, um Sportfotografie überhaupt machen zu können“, erzählt Susanne Löhnert. Eine Fotoausbildung hat die Gärtringer Gemeinderätin nicht. „Das habe ich mir alles selbst beigebracht“, sagt sie.

Einige der Fotos kann man auch auf der Facebook-Seite bewundern, die Susanne Löhnert ins Leben gerufen hat. Oder auf dem Instagram-Account, bei dem die ITlerin aber Unterstützung von den Kindern der Faustball-Familie Niemann bekommt. „Mit den ganzen sozialen Medien wird es inzwischen einfach zu viel“, gibt Susanne Löhnert zu. „Ich bin froh, dass wir dafür jetzt so ein junges Team haben.“ Unterstützung holt sich Susanne Löhnert auch bei Projekten rund um die 100-Jahr-Feier des TSV Gärtringen, die 2021 ansteht. Hier plant die engagierte Ehrenamtliche nämlich, den Auftritt des Vereins ein bisschen aufzufrischen, und hat dafür eine Grafikdesignerin engagiert. „Wir wollen neue Farbkombis ausprobieren, dem Verein optisch ein Facelifting verpassen“, verrät Löhnert. „Damit der TSV für die nächsten 100 Jahre gerüstet ist.“

Durch den TSV Gärtringen hat Susanne Löhnert das Gefühl bekommen, in Gärtringen heimisch zu sein und bezeichnet die Faustball-Abteilung inzwischen als Familie. „Ich kann jedem, der neu in einer Gemeinde ist empfehlen, einem Verein beizutreten“, betont sie. „Dadurch lernt man sofort neue Leute kennen und gehört dazu.“ Inzwischen ist Susanne Löhnert auch nicht mehr nur beim TSV tätig, sondern engagiert sich auch ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe für den Arbeitskreis Ankommen, gehört zum Vorstand des Gärtringer Gewerbeforums und ist Gemeinderätin für die Grüne Liste.

Auch hier betreut und bastelt Löhnert die Homepages. Ein Talent, das sie inzwischen auch selbstständig als Hauptberuf ausübt. „Mir macht es einfach Spaß, mitgestalten zu können“, zuckt Susanne Löhnert die Schultern. „Ich will nicht nur rumbruddeln, sondern aktiv etwas bewegen.“ JENNY SCHWARTZ

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Erstellt:
23. Januar 2020

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