WM-Chancen für Marquardt/Vordermeier steigen

Die Weltmeisterschaft vor 6 000 Zuschauern in der ausverkauften Stuttgarter Porsche-Arena – das ist in diesem Jahr auch das Ziel der beiden Kunstradfahrerinnen Selina Marquardt und Helen Vordermeier (RV Oberjesingen/Sportkultur Stuttgart). Und die Chancen des Duos, beim internationalen Saisonhöhepunkt dabei zu sein, sind gestiegen.

Von Robert Stadthagen

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Helen Vordermeier (links) und Selina Marquardt steigen erst im Juni in die Saison ein GB-Foto (Archiv): Stoll

Helen Vordermeier (links) und Selina Marquardt steigen erst im Juni in die Saison ein GB-Foto (Archiv): Stoll

Vor einigen Tagen haben die amtierenden Weltmeisterinnen im Zweier-Kunstradfahren der Frauen ihre Karriere beendet. Frisch zur Mannschaft des Jahres in Rheinland-Pfalz gekürt, gaben die Schwestern Lena und Lisa Bringsken vom RCV Böhl-Iggelheim auf der Bühne ihren Abschied vom Leistungssport bekannt. Zum einen aus beruflichen Gründen. „Ich möchte mich gerne weiterbilden, Lisa hat ihren Abschluss vor sich. Der würde genau auf die nächste Saison fallen“, erklärte Lena Bringsken einem verdutzten Reporter des Südwestrundfunks. Und die 24-Jährige schob hinterher: „Und wir haben gesagt: Sportlich haben wir alles erreicht.“ Beide hätten sich nie erträumt zweimal Weltmeister zu werden. Zudem habe man den Aufwand und die Entbehrungen, die der Leistungssport mit sich bringt, nun lange genug auf sich genommen. „Das reicht jetzt“, meinte Lena Bringsken mit einem Lächeln. 15 Jahre lang haben die beiden Schwestern dem Kunstradfahren die Treue gehalten. Ihre Laufbahn krönten sie mit den beiden Weltmeistertiteln in den beiden vergangenen Jahren in Lüttich und Basel. Bundestrainer Dieter Maute hat der Schritt nicht völlig überrascht. „Ich hatte im Kopf, dass es passieren kann“, sagt er. „Wir verlieren natürlich ein Paar, das Weltklasse war.“

Bei beiden vergangenen Weltmeisterschaften waren Selina Marquardt und Helen Vordermeier als Ersatzteam gemeldet. Sie hätten einspringen dürfen, wenn eines der beiden deutschen Duos im Vorfeld ausgefallen wäre. In diesem Jahr nun findet die Hallenradsport-Weltmeisterschaft vom 27. bis zum 29. November zum dritten Mal nach 2010 und 2016 in der Stuttgarter Porsche-Arena statt. Für Marquardt/Vordermeier bietet sich die große Chance, vor der eigenen Haustür zum ersten Mal bei diesem Event auf die Wettkampffläche zu gehen. „Die Chance auf die WM in Stuttgart ist da. Aber man muss aufpassen, dass man sich da nicht zu sehr reinsteigert“, erklärt Selina Marquardt.

Für den Bundestrainer Dieter Maute aus Albstadt sind Marquardt und Vordermeier logische Kandidaten auf einen Platz im deutschen WM-Team. „Selina und Helen waren in den vergangenen beiden Jahren auf Rang drei. Wenn man das weiterdreht, wäre jetzt eventuell ein Platz bei der WM in Stuttgart frei. Das ist ein riesiger Anreiz für sie.“ Aber es wird für das Duo kein Selbstläufer.

Favoriten auf einen Startplatz in Stuttgart sind Caroline Wurth und Sophie-Marie Nattmann vom RSV Gutach, die zuletzt zweimal in Folge deutsche Meister geworden sind, bei den Weltmeisterschaften dann aber den Bringsken-Schwestern den Vortritt lassen mussten. Als drittes Duo kommen Henny Kirst und Antonia Bärk (RSF Bonn-Duisdorf) ins Spiel, die in der vergangenen Saison verletzungsbedingt pausieren mussten. Und Dieter Maute rechnet auch Sarah von Querfurth und Janine Puls vom Liemer RC Chancen aus. Der Rest der deutschen Zweierteams hat zurzeit noch einen zu großen Abstand, um in das Rennen um die WM-Plätze eingreifen zu können. „Die Spitze ist nicht sehr breit, aber wir haben in der Masse ein Feld, das sich sehen lassen kann“, sagt Maute. „Wir haben drei bis vier Paare auf Weltklasse-Niveau. Unsere Aufgabe ist es, Paare aus dem mittleren Bereich in die Spitze zu bringen. Wir haben bei den Juniorinnen Paare, die das Potenzial haben, aber die brauchen noch ein paar Jahre.“

Für Selina Marquardt und Helen Vordermeier begänne die Saison eigentlich am 2. Februar, wenn in Oberjesingen die Kreismeisterschaft der Elite und der Junioren ausgetragen wird. Doch diesen Termin werden die beiden Athletinnen ebenso auslassen wie den ersten Weltcup am 29. Februar in Österreich. Beide Wettkämpfe kommen zu früh, nachdem vor allen Dingen Vordermeier zuletzt aus beruflichen und privaten Gründen kürzertreten musste. Der erste hochkarätige Wettkampf der Saison ist für sie das Weltcupturnier am 27. Juni in der Slowakei.

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Erstellt:
22. Januar 2020

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