Wetterextreme sorgen für eine kurze Saison

Was wäre ein Frühsommer ohne Erdbeeren? Die süß-aromatischen roten Früchtchen sind bei Jung und Alt gleichermaßen beliebt. Rund dreieinhalb Kilogramm frische Erdbeeren verzehrt jeder Bundesbürger durchschnittlich pro Jahr – dabei dauert die heimische Erntephase nur etwa sechs Wochen. In diesen Tagen neigt sich im Gäu die Erdbeersaison ihrem Ende zu.

Von Jutta Krause

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Betreiben den Erdbeeranbau seit 17 Jahren: Hans und Gerda Gölz (von links)GB-Foto: Holom

Betreiben den Erdbeeranbau seit 17 Jahren: Hans und Gerda Gölz (von links)GB-Foto: Holom

Die Erdbeeranbauer aus der Region ziehen eine überwiegend positive Bilanz. Trotz Starkregen und extremer Hitze war der Ertrag deutlich besser als im Vorjahr und auch die Nachfrage war gut – trotz billiger Konkurrenz aus dem Supermarkt. Viele Verbraucher legen Wert auf Regionalität und in Sachen Frische und Geschmack sind heimische Erdbeeren ohnehin unschlagbar.

„Dieses Jahr hatten wir eine eigenartige Saison“, resümiert Hans Gölz von den Jettinger Höhenhöfen, der Richtung Sulz ein Erdbeerfeld kultiviert. „In der Regel geht die Erdbeerernte bei uns sechs Wochen lang, heuer waren es nur vier.“ Den Grund dafür sieht der erfahrene Landwirt in der anhaltenden Trockenheit, die zu der ungewöhnlichen Situation führte, dass frühere und späte Sorten nahezu gleichzeitig zur Reife kamen. „Unsere früheste Sorte reifte relativ normal, aber die Trockenheit hat die nachfolgenden, späteren Sorten nahezu gleichzeitig zur Reife gebracht“, erklärt er. Hans und Gerda Gölz betreiben den Erdbeeranbau seit 17 Jahren. Sie bewirtschaften damit rund 1,5 Hektar Fläche. Der überwiegende Teil geht an Selbstpflücker, der Rest wird bereits gepflückt direkt am Feld verkauft. „Unsere Hauptfrüchte sind Dinkel, Raps und Braugerste. Die Erdbeeren passen gut dazu, denn in den sechs Wochen Erntezeit sind die Feldfrüchte soweit versorgt. Danach geht es dann fast nahtlos mit der Getreideernte weiter“, erzählt Hans Gölz.

Für Henning Kempf ist die Erntezeit noch nicht zu Ende. Auf seinem Feld zwischen Gärtringen und Ehningen – ebenfalls eine Mischform aus Angebot für Selbstpflücker und Direktvermarktung – ist jetzt „Halbzeit“. „Wir haben vier Reifezeiten, zwei Sorten sind abgepflückt. Wenn das Wetter so stabil wird wie angekündigt, kann das noch eine gute Ernte werden“, erklärt er. Bislang ist er nicht so ganz zufrieden. „Nach dem Winter sahen alle Pflanzen sehr gut aus, es gab auch viele Früchte. Aber der Regen brachte Verluste mit sich“, resümiert Kempf, der neben Erdbeeren vor allem Äpfel und Kartoffeln im Repertoire hat. „Wir versuchen, Sorten zu pflanzen, die anders schmecken als die aus dem Supermarkt. Wir haben weiche, wohlschmeckende Sorten auf dem Feld, die sich nicht so gut für den Transport eignen.“

Üblicherweise wird auf den Erdbeerfeldern eine Mischung aus frühen und späten Sorten angepflanzt. Dadurch lässt sich die Saison über einen längeren Zeitraum ausdehnen. So hat Hans Gölz fünf verschiedene Sorten mit unterschiedlichen Reifezeiten auf dem Feld, die der Übersichtlichkeit halber jeweils durch einen Weg voneinander getrennt sind. Sie tragen klingende Namen wie Daroyal, Deluxe, Faith und Florence und er kennt ihre Eigenschaften genau und kann über jede etwas erzählen. Etwa, dass Asia in der Vollreife keinen Regen verträgt, und dass die englischen Züchtungen Faith und Florence sich besonders gut für Marmelade eignen. Wenn er ein neues Feld anlegt, ist ein kleiner Teil stets neuen Sorten vorbehalten. So kann er testen, welche sich für seine Höhenlage gut eignen.

300 Meter Luftlinie vom bestehenden Erdbeerfeld, das direkt neben einer Baumwiese mit majestätischen alten Birnbäumen liegt, hat Hans Gölz bereits im Frühjahr ein neues Feld bepflanzt, wo im nächsten Jahr zum ersten Mal geerntet werden kann. Nach drei Ertragsjahren ist Schluss; die Pflanzen werden untergepflügt. Um Krankheiten zu vermeiden, sollten dort erst nach einer Wartezeit von vier bis fünf Jahren wieder Erdbeeren angebaut werden.

Um ein neues Feld im Frühjahr anlegen zu können, statt traditionell im August, verwenden viele Anbauer keine Grünpflanzen, sondern sogenannte Frigopflanzen. Sie sind laublos und werden eingefroren gelagert. Erst kurz vor der Pflanzung werden sie aufgetaut, nach zwei bis drei Wochen wachsen die ersten Blätter aus den nackten Rhizomen. „Grünpflanzen werden im August gerodet und gepflanzt. Dann sind unsere Böden meist knochentrocken. Die Pflanzen müssten zum Anwachsen bewässert werden. Frigopflanzen pflanzt man im Frühjahr und sie brauchen wenig Wasser zum Anwachsen, weil sie noch keine Blätter haben“, erklärt Hans Gölz die Vorteile.

Erdbeeren sind nicht nur empfindlich, sie wollen auch gut gepflegt werden. Um optimales Wachstum zu garantieren wird beim Anlegen eines neuen Feldes der Boden mit Gründüngung vorbereitet und mit der Egge bearbeitet. Nach dem Pflanzen heißt es: Hacken, hacken, hacken. Mitte bis Ende März werden die Pflanzen für kurze Zeit mit gelochter Folie abgedeckt, um den Erntezeitpunkt ein wenig nach vorne zu verlegen. Nach der Vollblüte wird Stroh eingestreut. Das schützt die Früchte vor Verunreinigung und hält den Boden feucht. Im Sommer werden die von den Pflanzen gebildeten Ausläufer mit der Reihenfräse in den Boden eingearbeitet. Die Nährstoffansprüche sind nicht sehr hoch, der Pflanzenbedarf wird mit einer Bodenuntersuchung (N-min-Probe) ermittelt. Besonders arbeitsintensiv ist die Ernte, die stets in Handarbeit erfolgt.

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Erstellt:
27. Juni 2018

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