„Wir befinden uns in einer Berg- und Talfahrt“

Die SG H2Ku Herrenberg empfängt in der Oberliga am Sonntag (17 Uhr/Markweghalle) den ungeschlagenen Tabellenführer SG Pforzheim/Eutingen. Für Sandro Münch ein besonderes Spiel. Der Herrenberger hat sechs Jahre lang das Pforzheimer Trikot getragen.

Von Robert Stadthagen

Lesedauer: ca. 3min 59sec
H2Ku-Rückraumspieler Sandro Münch kämpft immer noch mit den Folgen seines Schienbeinbruchs GB-Foto: TBaur/Eibner

H2Ku-Rückraumspieler Sandro Münch kämpft immer noch mit den Folgen seines Schienbeinbruchs GB-Foto: TBaur/Eibner

„Gäubote“: Herr Münch, im vergangenen

Spiel gegen Söflingen haben Sie in letzter Sekun-

de mit einem unfassbaren Treffer aus der Distanz

den 29:28-Sieg sichergestellt. Wie oft haben

Sie sich das Video des Tors schon angesehen?

„Selbst noch nie, mir wurde es nur gezeigt. Das war aber natürlich schön und glücklich. Aber es war im richtigen Moment, weil es uns als Mannschaft ziemlich gutgetan hat. Aber wir hatten es auch verdient, das Spiel zu gewinnen.“

Vier Sekunden waren noch auf der Uhr für

den letzten Angriff. War der genau so

besprochen worden in der Auszeit zuvor?

„Ich wollte den Ball möglichst links aufs Tor bringen. Dass der dann als Aufsetzer genau dahin kommt, wo die Beine vom Torhüter offen sind, war natürlich eine glückliche Fügung. Wir hatten in der Auszeit eigentlich etwas anderes besprochen. Wir waren davon ausgegangen, dass sie offensiv auf uns rausgehen und nicht zurück in die Normalformation. Von daher dachten wir eher, dass wir ins Eins-gegen-eins gehen müssen und dann mit der neuen Regel eventuell einen Siebenmeter herausholen können. Sie haben sich dann anders entschieden und ich wusste, dass wir nur vier Sekunden haben. Mit einem Pass wäre es wahrscheinlich schon vorbei gewesen. Ich dachte dann, der Wurf ist die beste Möglichkeit, noch ein Tor zu machen.“

Wie wichtig war dieses

Erfolgserlebnis für das Team?

„Ziemlich wichtig. Wir haben eine sehr, sehr junge Truppe und befinden uns in einer Berg- und Talfahrt momentan. Wir sind gut in die Saison gestartet in Neckarsulm und haben dann das nächste Spiel daheim ziemlich deutlich verloren. Das war bitter. Dann hatten wir in Schutterwald und gegen Neuenbürg zwei sehr unglückliche Spiele, die wir auch beide hätten gewinnen können. Da hatten wir am Schluss kein Glück oder haben auch ein oder zwei Dinge nicht perfekt gemacht. Viel hat da nie gefehlt. Es war dann bitter, mit 6:10 Punkten gegen Söflingen anzutreten, die bisher einen super Lauf hatten. Es ist sehr eng und insofern ist es auch tabellarisch sehr wichtig gewesen, dass wir die zwei Punkte geholt haben. Und es ist auch wichtig für den Kopf, zu sehen, dass wir das auch gegen eine wirklich gute Mannschaft können. Dass der letzte Wurf sein musste, um das Ding zu gewinnen, fand ich eher ärgerlich.“

Wie entwickelt sich das Team unter

dem neuen Coach Fabian Gerstlauer?

„Wir hatten gerade im ersten Spiel gegen Neckarsulm eine Top-Abwehr mit Top-Torhüter. Dann hatten wir im Tor meistens gute und in der Abwehr schwankende Leistungen. Im Angriff wurden wir immer stärker und bringen inzwischen meistens konstante Leistungen. Momentan müssen wir schauen, dass wir die Abwehr wieder so hinstellen, wie wir es gegen Neckarsulm gezeigt haben. Wenn wir beides kombinieren, dann haben wir eine gute Mannschaft und können gegen alle Teams dieser Liga punkten. Wenn wir nicht beides auf die Platte bringen, wird es aber auch gegen jede Mannschaft schwer.“

Wie kommt die Mannschaft mit der

Umstellung von der jahrelang gespielten

3:2:1-Deckung auf die 6:0-Formation

zurecht? Und inzwischen haben Sie ja auch

die 5:1-Abwehr im Repertoire.

„Grundsätzlich ganz gut. Natürlich gibt es da immer noch Abstimmungsprobleme. Das ist aber auch ganz normal, weil viele der Jungs in der Vergangenheit nie 6:0 gedeckt haben. Trotzdem zeigen wir phasenweise, dass wir es hinbekommen und es eine gute Formation ist. Aber es ist wie in jeder Formation: Wenn einer mal seine Aufgabe kurzzeitig nicht so löst, wie er das tun sollte, dann bekommt man Probleme. Und das ist bei einer neuen Formation immer mal drin. Grundsätzlich ist es unser Ziel, Druck auf den Angriff zu machen, und nicht, eine passive 6:0 zu decken. Das gelingt uns phasenweise gut. Wir arbeiten im Training daran, dass diese Phasen länger werden.“

Welche Möglichkeiten sehen Sie für die

SG H2Ku in diesem Jahr in der Oberliga noch?

„Auch wenn es eine Phrase ist: Im Grunde müssen wir im Moment von Spiel zu Spiel schauen. Gerade durch die unglücklichen Verluste am Anfang stehen wir jetzt mit 8:10 Punkten im unteren Mittelfeld. In der Liga ist es zurzeit schwer einzuschätzen, wer oben den Anschluss an Pforzheim und Neuhausen halten kann. Nach ganz oben ist klar, dass vorerst nichts drin ist. Wir müssen uns darauf konzentrieren, unsere Punkte zu sammeln.“

Sie plagt zurzeit wieder der eigentlich ausgeheil-

te Schienbeinbruch. Was genau ist das Problem?

„Es war eine schwerwiegende Verletzung. Es hat ja sechs Monate gedauert, bis ich wieder in der Halle stand und ein bisschen Handball spielen konnte. Daraufhin hat es sich eigentlich ziemlich gut entwickelt. Bis vor drei bis vier Wochen hatte es sich so entwickelt, dass ich dachte, in einem Monat wieder ohne Probleme zu sein. Seitdem stagniert es ein wenig und ich habe immer mal wieder Schmerzen im Bruchbereich bei Sprint und Sprung. Ich probiere alles unter ärztlicher und physiotherapeutischen Betreuung. Aber es war eben keine einfache Verletzung. Deshalb muss man Geduld haben – was mir nicht so leicht fällt.“

Am Sonntag geht es gegen ihren

ehemaligen Club SG Pforzheim/Eutingen.

Ist das noch ein besonderes Spiel für Sie?

„Auf jeden Fall. Ich habe sechs Jahre lang dort gespielt und kenne noch viele Spieler. Dieses Jahr haben sie ein bisschen umgebaut – gerade auf den Führungspositionen. Aber den Großteil kenne ich noch. Das ist natürlich für mich ein emotionaleres Spiel.“

Pforzheim ist noch ohne Niederlage.

Warum wird die SG H2Ku das erste Team sein, das den Spitzenreiter besiegt?

„Weil wir uns ziemlich gut vorbereitet haben und wissen, wo die Schwachstellen sind. Wir werden versuchen, unser Spiel durchzusetzen. Es ist auffällig, dass Pforzheim relativ wenig Gegentore bekommt. Wir müssen unseren Angriff durchdrücken. Wenn wir das schaffen, haben wir sehr gute Chancen, dass wir die ersten zwei Punkte gegen sie holen.“

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Erstellt:
9. November 2019

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