„Wir sind damals vor dem Nichts gestanden“

Gunter Deuble: Bei ihm laufen die Fäden zusammen GB-Foto (Archiv): Bäuerle
Beim SV Gültlingen werden die Messer gewetzt. Die des Rasenmähers wohlgemerkt. Darum kümmern sich zur Not auch die Spieler. „Bei uns muss man alles selber machen. Die Spieler helfen mit, sie helfen auch bei der Bewirtung im Vereinsheim“, sagt Gunter Deuble, im 21. Jahr Abteilungsleiter der Gültlinger Fußballer. Bei ihm laufen die Fäden zusammen, er hat sie in der Hand.
Im Sommer ist der SV Gültlingen in die Bezirksliga aufgestiegen. Der SVG startete gut in die Runde, getragen von der Euphorie durch die Meisterschaft in der Kreisliga A1. Dann aber ereilte die Elf um Spielertrainer Jens Schaible das Verletzungspech, teilweise auch begründet in der Mehrbelastung in der Bezirksliga. Hinzukamen gesperrte Spieler, der SVG geriet in sportliche Schieflage. Vier der vergangenen fünf Begegnungen hat Gült- lingen verloren, das Team ist auf den unteren Relegationsplatz gerutscht. „Wir haben gesehen, dass wir fußballerisch mithalten können. Uns fehlt aber noch die Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor“, sagt Gunter Deuble, „unsere Fehler werden zudem schnell bestraft.“ Insgesamt sei man aber in der Bezirksliga angekommen, diese Klasse passe auch zur Struktur des Clubs.
Gunter Deuble ist durch und durch Gültlinger. „In meinem ganzen Leben habe ich immer in Gültlingen gewohnt“, sagt der 49-Jährige, der von Beruf Maschinenbaumechaniker ist. Er hat in der E-Jugend angefangen, Fußball zu spielen. Konnte allerdings nicht in jeder Partie seiner Mannschaft dabei sein. Grund: Wenn auf familiärer Seite die Kartoffelernte anstand, konnte es durchaus sein, das Klein-Gunter auf das Feld musste, um die „Grombierâ“ aus dem Erdreich zu holen. „Die Mitspieler sind zum Kick gefahren, ich war auf dem Acker“, erinnert sich Deuble. Zunächst war er Feldspieler, ehe in der B-Jugend der damalige Keeper aufhörte. Deuble stellte sich in den Kasten und fand Gefallen daran, sich nach den Bällen zu hechten, die Schüsse abzuwehren. „Das hat mir Spaß gemacht, ich habe aber auch gerne außen gespielt“, sagt Deuble, der später auch Stammtorwart der ersten Mannschaft wurde. Mit 33 Jahren trat er kürzer, machte Jüngeren Platz.
Gunter Deuble war aber nicht nur Spieler, er war auch Jugendtrainer. Er kümmerte sich 15 Jahre lang um den Nachwuchs. Ausgelastet schien er damit aber nicht, Deuble ist seit dem Jahr 2004 darüber hi-naus Schiedsrichter. „Ich pfeife etwa 20 Spiele in der Runde, damit ich auf jeden Fall vom Verein angerechnet werden kann“, sagt der 49-Jährige. Zu diesem Zeitpunkt war Deuble bereits Abteilungsleiter der Gültlinger Kicker, er übernahm 1998 den Posten vom verstorbenen Gerhard Roller. „Wir sind damals vor dem Nichts gestanden“, erinnert sich Deuble. Bei der Übergabe bekam er einen Ordner in die Hand gedrückt, darin befanden sich Unterlagen für ein Turnier – mehr nicht. Gunter Deuble arbeitete sich in das Thema ein, eignete sich immer mehr Wissen an und ist inzwischen ein Funktionär, der die Materie verinnerlicht hat, mit den Regeln bestens vertraut ist. Und der sich nicht etwa auf die Tätigkeit als Funktionär am Schreibtisch zurückzieht, sondern der vielmehr sehr nahe an der Mannschaft ist, im Training vorbeischaut, bei den Pflichtspielen fast ausnahmslos vor Ort ist. „In den letzten zwei bis drei Jahren habe ich mich etwas rausgenommen und habe nicht mehr alle Spiele gesehen“, sagt Deuble, der im Winter seiner zweiten Leidenschaft nach dem Fußball nachgeht: Skifahren, sich in Südtirol erholen. Zudem habe er in Jens Schaible einen Trainer, der „alles im Griff hat. Er leistet super Arbeit“. In der Winterpause werden sich Deuble und Schaible zusammensetzen, um über die kommende Runde zu sprechen. Er würde gerne mit Schaible weiterarbeiten. „Ich merke schnell, ob es mit einem Trainer passt oder nicht.“ Unterstützt wird Deuble von Uwe Bohlsen, Vorstand für Finanzen und Markus Bukowski, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit sowie Regine Schwarz, Vorstand Sport. Deuble: „Wir haben einen gut aufgestellten Ausschuss, in dem alles funktioniert.“ Und dann gibt es da noch Spielleiter Matthias Hönig, den Deuble als seine „rechte Hand“ bezeichnet, gleichwohl Hönig kein gewähltes Amt bekleidet. Deuble: „Er hat sehr viel Erfahrung, und vier Ohren hören immer mehr als zwei.“
In über zwei Jahrzehnten als Abteilungsleiter hat Deuble einen genauen Blick auf den Fußball im unteren Amateurbereich. Darauf, dass Fußball bei vielen nicht mehr an erster Stelle kommt nach der Ausbildung, dem Studium, der Familie oder dem Beruf. Dass Urlaube während der Vorbereitungsphase genommen oder Kurztrips während der Punkterunde unternommen werden. „Bei den jüngeren Spielern kommt es öfters vor, dass etwas anderes wichtiger ist. Je reifer und erfahrener sie werden, desto ernster nehmen sie aber die Sache. Ich finde es letztlich nicht so wild. Wir sind im Amateurbereich, ich gestehe es jedem zu“, so Deuble, der wider Erwarten immer noch die Geschicke der Gültlinger Kicker lenkt. „Eigentlich dachte ich damals bei der Wahl, dass ich nach 20 Jahren als Abteilungsleiter in den Ruhestand gehen kann“, sagt Deuble. Danach sieht es derzeit nicht aus, der 49-Jährige hat zudem nach wie vor viel Freude an seinem Amt. Und so wird er weiterhin wenn nötig die Messer wetzen, die des Rasenmähers.
THOMAS OBERDORFER
Aufgrund des Totensonntages finden alle Fußballspiele im Bezirk am morgigen Samstag statt, der SV Gültlingen spielt um 14.30 Uhr das Kreisderby beim VfL Nagold II. Alle Termine gibt es unter der Rubrik „Sporttermine am Wochenende“.