Woher stammt das Schäfchenzählen?

Wie hoch ist das Geburtsgewicht eines Kalbs? Was ist Biestmilch? Und woher kommt das Schäfchenzählen vor dem Einschlafen? Nach der „Tier Tour“, die der Landkreis Böblingen im Jahr 2014 kreiert hat, sind die Ausflügler nach37 Kilometern um ein paar Informationen reicher – und vermutlich auch um ein paar Kalorien ärmer. Auf zwei unterschiedlich langen Rundwegen können sieben landwirtschaftliche Betriebe entdeckt werden.

Von Simone Denu

Lesedauer: ca. 3min 24sec
Holzgerlingen: Aktivstall des Schlosshofes

Holzgerlingen: Aktivstall des Schlosshofes

Zwei Rundtouren für Radler – Die kleine „Tier Tour“, die mit dem Fahrrad erstrampelt werden kann, umfasst 14 Kilometer und drei Höfe, die große Tiertour (insgesamt 37 Kilometer) ergänzt die kleine Runde um vier weitere Höfe. Elf Schautafeln bieten Infos zu Kühen, Schweinen, Ziegen, Schafen, Legehennen und Pferden sowie zu Bienen, zur menschlichen Ernährung und zum Tierfutter.

Offizieller Ausgangspunkt – Offizieller Startpunkt für beide Strecken ist der Bahnhof in Holzgerlingen. „Dorthin lässt es sich mit dem öffentlichen Nahverkehr einfach gelangen“, erläutert Regina Meier, Leiterin des Amtes für Landwirtschaft und Naturschutz im Kreis. Allerdings können Radler und Spaziergänger überall unterwegs die Tour starten: Beispielsweise bei Hildrizhausen, wo die Tour vorbeiführt. Zum Teil wird auf dem Museumsradweg und auf dem Würm.Rad.Weg. gefahren.

Gegen Entfremdung – Zielgruppe der „Tier Tour“ sind in erster Linie Familien mit Kindern sowie Senioren: Moderne Landwirtschaft und das Leben der Tiere auf den Höfen sollen den Ausflüglern nähergebracht werden. Vor allem aber solle auch „der Entfremdung zwischen Verbraucher und Landwirtschaft entgegengewirkt werden“, so Amtsleiterin Regina Meier.

Strecke der kleinen „Tier Tour“ – Die kleine „Tier Tour“ lässt sich auch mit Kindern gut bewältigen – mit dem Fahrrad ist man rund eine Stunde (ohne Pausen) unterwegs. Die Strecke lässt sich aber auch prima erwandern. In Holzgerlingen geht’s Richtung Golfclub Schönbuch über Altdorf, an Hildrizhausen vorbei nach Mauren und zurück nach Holzgerlingen.

Drei Höfe auf der kleinen Runde – Gleich am Ortausgang von Holzgerlingen lässt sich bei der kleinen Variante ein Zwischenstopp auf dem Schlosshof der Familie Schmid einlegen, – einem einstigen Bullen- und Schweinemastbetrieb. Heute wird den Besuchern hier vermittelt, wie moderne Pferdehaltung funktioniert und das Prinzip des Aktivstalls erläutert, bei dem die Vierbeiner animiert werden, sich selbst Futter und Wasser zu holen. Massige Holzstämme liegen in dem großen Laufstall, an denen die Pferde knabbern können. Die Idee der „Tier Tour“ gefällt Landwirtin Martina Schmid: „Es ist ein tolles Projekt, so kann man den Bürgern die Landwirtschaft nahebringen und Kinder lernen, dass die Kuh nicht lila ist.“ Einen Hof weiter hält Familie Henne bei Altdorf Kühe und Pferde, auf einer Schautafel finden sich Infos zu Milchkühen. Auf dem Hofgut Mauren (Ehningen) lässt sich ein vielfältiges Bauernhofleben betrachten: Schweine, Kühe, Legehennen und Masthähnchen werden hier gehalten, Acker- und Grünlandbewirtschaftung wird betrieben und die historische Anlage ist ein Blickfang für die Ausflügler. Allerdings wird bei der Weiterfahrt die Streckenführung nicht ganz klar – doch die Nachfrage sorgt zumindest für weitere Kontaktmöglichkeiten.

Die große Runde – Die große „Tier Tour“ startet offiziell ebenfalls in Holzgerlingen. Rund dreieinhalb Stunden reine Fahrzeit ohne Pausen sollten eingeplant werden. Laut Beschreibung erfordert die große Runde eine gute Kondition, da die Strecke auch einige Steigungen beinhaltet, – allerdings lassen sich mit einem E-Bike Konditionsmängel prima kompensieren. Nicht umsonst wird die Gesamtstrecke als „Ideal für E-Bikes“ vom Landkreis ausgewiesen. Der Milchviehbetrieb Bayha ist der erste Stopp, weiter geht es nach Schönaich und dem Hof der Familie Holzapfel mit Milchvieh und Pensionspferden und zum Schafhof Holzapfel. Die Tour führt sodann in geringer Entfernung an der Neuweiler Viehweide vorbei (insofern lohnt sich auch dorthin ein Abstecher) und lotst die Ausflügler weiter auf den Biohof der Familie Binder. Hier leben rund 100 Ziegen und 200 Hühner. Nach Weil im Schönbuch gelangt man zum Schlosshof in Holzgerlingen und auf die Runde der kleinen „Tier Tour“. Über Altdorf und Mauren geht es zurück an den Ausgangspunkt.

Führungen auf Anfrage – Auf den Touren lässt sich mit den Landwirten in Kontakt kommen, – jedenfalls soweit es deren Arbeit gerade erlaubt. Auf Anfrage bieten auch fast alle Höfe Führungen an, beim Ziegenhof Binder auch mit Käseverkostung. Bei einem Hof lässt sich frische Milch zapfen, bei zwei anderen der Hofladen – zu den jeweiligen Öffnungszeiten – besuchen. Was bei den Visiten auf den Höfen allerdings nicht gestattet ist, ist das Füttern der Tiere.

Schäfchenzählen – Zum Abschluss noch die Klärung der offenen Fragen – ohne das Fahrrad aus Keller oder Garage holen zu müssen: Ein Kälbchen wiegt rund 40 Kilo nach der Geburt, Biestmilch ist das Kolostrum, das das Kalb nach der Geburt trinkt und lebensnotwendig ist, da diese Erstmilch sehr viele Vitamine, Mineralstoffe und Antikörper enthält und die Redewendung vom Schäfchenzählen stammt angeblich daher, dass früher der Schäfer seine Schafe kontrollweise gezählt hat und wenn es sehr spät wurde, er beim Zählen einschlief.

Weitere Infos online – Die Karte mit den beiden Strecken sowie alle Infotafeln lassen sich über die Haupthomepage aufrufen. Die Adresse lautet: http://boeblingen.landwirtschaftsverwaltung-bw.de/
pb/,Lde/Startseite/Fachinformationen/
Tierhaltungsprojekt

Woher stammt das Schäfchenzählen?
Die kleine „Tier Tour“ führt über die rot markierte Strecke, die große „Tier Tour“ über die blau markierte. Die Strecken sind mit dem „Tier Tour“-Logo (oben) versehen. Online lassen sich Karte und Tafeln aufrufen – die Adresse findet sich im Artikel unter „Weitere Infos online“

Die kleine „Tier Tour“ führt über die rot markierte Strecke, die große „Tier Tour“ über die blau markierte. Die Strecken sind mit dem „Tier Tour“-Logo (oben) versehen. Online lassen sich Karte und Tafeln aufrufen – die Adresse findet sich im Artikel unter „Weitere Infos online“

Hofgut Mauren: Hier lassen sich auch sonntags, mit extra vorbereitetem Futter, Ziegen fütternGB-Fotos: siz

Hofgut Mauren: Hier lassen sich auch sonntags, mit extra vorbereitetem Futter, Ziegen fütternGB-Fotos: siz

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Erstellt:
8. August 2018

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