Zusammen zu Hause durch die Krise

Wenn die Not am höchsten, ist die Rettung am nächsten – zumindest, was den Vorrat an Klopapier, Kartoffeln, Kaffee und Co. angeht. Herrenberger in der Kernstadt und in allen Stadtteilen gehen für betagte oder immungeschwächte Nachbarn einkaufen, erledigen Besorgungen und leisten am Telefon Gesellschaft.

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Voller Einsatz zum Schutz von Oma und Opa GB-Foto: gb

Voller Einsatz zum Schutz von Oma und Opa GB-Foto: gb

Das Team Beteiligung und Engagement bündelt die Angebote und die Sozialen Dienste bieten ab heute, Mittwoch, 25. März, ein Bürgertelefon für Helfende und Hilfesuchende an. Nun sind Menschen über 60 Jahre aufgefordert, das Netzwerk auch rege in Anspruch zu nehmen. Das teilt die Stadtverwaltung mit.

Andrea Buck von der IAV-Beratungsstelle – Hilfen im Alter und bei Krankheit – betont: „Besonders gefährdet sind alte und chronisch kranke Menschen, bei denen das Immunsystem schwächer reagiert. Sie appeliert an diese Menschen, derzeit wirklich zu Hause zu bleiben und sich Supermarkt-, Apotheken- oder Behördengänge von anderen erledigen zu lassen.“

Eine große Anzahl an Ehrenamtlichen setzt sich ein

An Helfern fehlt es in Herrenberg nicht: Die Kirchen- und Moscheegemeinden, Vereine und viele andere Akteure haben ein Hilfsnetzwerk mit ehrenamtlichen Teilnehmern geschaffen. Sie sind mehr als bereit, Botengänge aller Art zu übernehmen, Mitbürgern am Telefon die Zeit zu vertreiben, Mut zu machen und zuzuhören – was übrigens auch eine Gelegenheit ist, seine Nachbarn kennenzulernen.

Über 100 Helfer haben sich unter dem Motto „Herrenberg hilft“ in einer gleichnamigen Facebook-Gruppe organisiert. In fast allen Stadtteilen gibt es selbst organisierte Gruppen, die man direkt kontaktieren kann. Erreichen kann man die Ansprechpersonen der jeweiligen Gruppen telefonisch, per E-Mail oder WhatsApp.

Die Angebote zusammengeführt hat das Team Beteiligung und Engagement. „Wir haben eine Woche lang gesammelt und tatsächlich in jedem Ort etwas gefunden“, berichtet Ines Böttcher, Quartiersmanagerin und Teil des Teams. „Ich hätte nie gedacht, dass es so schnell so viele Leute werden.“ Sie fordert nun die Bürger in unfreiwilliger Quarantäne auf, die Hilfe auch tatsächlich in Anspruch zu nehmen. „Haben Sie Mut, die Hilfe anzunehmen!“ Die Jungen wie die Älteren bittet sie, Verantwortung zu übernehmen: die Jüngeren bei der Nachbarschaftshilfe und die Älteren, indem sie wirklich zu Hause bleiben: „Bitte vermeidet Kontakte, ruft an!“, appelliert Ines Böttcher. Kontakte zu vermeiden gilt übrigens genauso für die Helfenden: Sonst können neue Netzwerke entstehen, über die das Virus übertragen wird.

Bürger mit Hilfsbedarf in komplexen Lebenslagen (Pflegebedürftige, pflegende Angehörige, Menschen mit Demenz und viele mehr) können sich direkt an Andrea Buck von der IAV-Stelle unter Telefon (0 70 32) 92 43 97 oder per E-Mail an a.buck@herrenberg.de wenden. Alle übrigen Personen, die Beratung bei der Vermittlung von Nachbarschaftshilfe suchen, können das neue Bürgertelefon der Sozialen Dienste nutzen: (0 70 32) 92 44 00 (Montag bis Freitag 8.30 bis 16.30 Uhr). Für arabisch- oder türkischsprachige Bürger gibt es auch die Möglichkeit, in ihrer Sprache Unterstützung zu finden. Anruf genügt bei Halim Yilmaz, Vertreter der Moscheegemeinden Herrenbergs unter 0151 / 46 56 28 27. Bürger können alternativ im Internet auf der bekannten Nachbarschaftsplattform www.nebenan.de nach Unterstützung vor Ort suchen.

„Die Situation ist sehr dynamisch und die Angebote entwickeln sich ständig weiter“, sagt Vanessa Watkins, Leiterin des Teams Beteiligung und Engagement. „Wir werden regelmäßig über neue Entwicklungen informieren und hoffen, dass alle aktiven Vereine und Gruppen uns auf dem Laufenden halten.“ Wer übrigens spontan seinen Nachbarn zur Seite springen möchte, kann auch über den Briefkasten oder den Balkon kommunizieren. -gb-

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Erstellt:
25. März 2020

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