Zwerchweg-Halt wird ab 9. Januar gestrichen
Herrenberg/Tübingen: Zweckverband ÖPNV im Ammertal zieht eine Bilanz zu den Problemen auf der Ammertalbahn. „Durchbindung ist Fluch und Segen gleichermaßen“, sagt der Tübinger Landrat.
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Die Ammertalbahn steuert den Haltepunkt Zwerchweg an: Ab dem 9. Januar legen die Züge dort vorerst keinen Stopp mehr ein. GB-Foto: gb
Nachdem die Ammertalbahn seit dem 16. Dezember nur noch im 30 Minuten-Takt verkehrt, zieht der Zweckverband ÖPNV im Ammertal eine erste Bilanz. In den ersten Betriebstagen hatte die Ammertalbahn mit Stellwerksstörungen und Störungen an den Bahnübergangsanlagen zu kämpfen. In enger Zusammenarbeit mit den beteiligten Firmen wurden Änderungen vorgenommen und Lösungen umgesetzt, deren Wirkung sich in den kommenden Tagen zeigen wird. Dennoch bleibt die Lage angespannt. Insbesondere die von der Neckar-Alb-Bahn eingeschleppten Verspätungen – teils verursacht durch den Lokführerstreik – machen Sorgen, heißt es in einer Pressemitteilung des Zweckverbandes ÖPNV im Ammertal. Vor der Wiederinbetriebnahme im Dezember 2022 hatte sich der Start der Ammertalbahn aufgrund von Lieferschwierigkeiten wichtiger Komponenten verzögert.
„Die Durchbindung nach Reutlingen/ Metzingen/Bad Urach ist für uns Fluch und Segen gleichermaßen“, sagte Zweckverbandsvorsitzender Landrat Joachim Walter. „Sie bringt zwar den Vorteil, dass den Fahrgästen eine umsteigefreie Verbindung zur Verfügung steht. Im Vergleich zum Inselbetrieb werden hier jedoch auch Verspätungen übertragen, auf die der Zweckverband ÖPNV im Ammertal keinen Einfluss hat, die jedoch mit dafür sorgen, dass kein verlässlicher Betrieb auf der Ammertalbahn möglich ist und Züge früher wenden müssen, um wieder in die richtige Taktlage gebracht zu werden.“
Um im Ammertal keine zusätzlichen Verspätungen aufzubauen, wird daher der Halt am Haltepunkt Herrenberg-Zwerchweg ab dem 9. Januar vorerst nicht mehr angefahren. Der Haltepunkt wird mit dem Einbau von Haltewunschtastern in den Zügen wieder als Bedarfshalt aufgenommen. Die Umrüstung soll im Laufe des Jahres 2023 erfolgen. Hier ist auch die Ausrüstung der Fahrzeuge mit GPS vorgesehen. Momentan können keine Echtzeitdaten für die Fahrgastauskunftsysteme geliefert werden. Die Echtzeitinformationen im Netz der Deutschen Bahn werden durch Gleiskontakte der Stellwerke oder manuelle Eingaben von Fahrdienstleitern gespeist und durch ein DB-eigenes System verwaltet. Die Ammertalbahn hat keinen Zugriff auf dieses System, und es gibt keine Möglichkeit, das Stellwerk der Ammertalbahn mit dem System der DB zu verknüpfen. Dadurch können für die Züge im Ammertal derzeit keine Echtzeitdaten erzeugt werden.
Das ändert sich, wenn die elektrischen Triebwagen nach und nach umgebaut werden. Diese erhalten ein Fahrgastinformationssystem mit GPS, das die Züge orten kann. Dadurch kann die Position des Zuges und daraus die Verspätung ermittelt werden und wird direkt in die Auskunftsmedien eingespeist. Dann werden Verspätungen sowohl in der Auskunft als auch auf den Anzeigern erscheinen.
Züge fallen auch wegen vieler Krankmeldungen aus
Weiter sind aktuell viele Lokführer erkrankt, so dass einige Züge ausfallen mussten, obwohl der Einsatz einer „heißen Reserve“, das heißt eines Bereitschaftsfahrzeuges inklusive Lokführer, vorgesehen ist. Da der Krankenstand unter den Lokführern jedoch so hoch ist, kann diese Bereitschaft momentan nicht abgedeckt werden. Auch Fahrzeugstörungen sorgten für Ausfälle.
„Wir reihen uns ein in das Chaos, das derzeit auf fast allen neuen Bahnstrecken herrscht“, so Landrat Joachim Walter. Auch künftig sei man nicht gefeit vor Problemlagen wie beispielsweise Stromausfällen, Krankheitsfällen oder Verspätungen, die von anderen Bahnstrecken ins Ammertal eingeschleppt werden. „Deshalb werden wir bis auf weiteres beim Halbstundentakt bleiben, um eine größtmögliche Verlässlichkeit zu erreichen.“
Nach Ende der Winterferien – ab Schulbeginn am Montag, 9. Januar 2023 – sollen jedoch zusätzlich wieder zwei Schülerzüge (6.53 Uhr ab Entringen und 13.07 ab Tübingen) gefahren werden. -gb-