Zwischen den Dörfern herrscht Streit

Die Liebe vermag so manches, was Worte nicht können. Auch um das Jahr 1820, als die Rohrauer und die Hildrizhausener einen erbitterten Streit hatten, war es die Liebe, die das böse Blut wieder schlichtete. Die Projekttheatergruppe Rohrau führte das Heimatspiel „Der Raurehmer Streit“ am Samstagabend in der Schönbuchhalle in Hildrizhausen auf.

Von Maria-Dolores Bloching

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Im frühen 19. Jahrhundert spielt das Stück der Rohrauer Theatergruppe in Hildrizhausen GB-Foto: Schmidt

Im frühen 19. Jahrhundert spielt das Stück der Rohrauer Theatergruppe in Hildrizhausen GB-Foto: Schmidt

Als das Rohrauer Rathaus 1969 eingeweiht wurde, hatte das Stück in drei Akten Premiere. Zum erneuten Heimatfest dieses Jahr an Pfingsten, fand die Aufführung zum zweiten Mal statt. Da der Andrang so groß war, hatten die Laienschauspieler jetzt noch mal einen großen Auftritt. „Wir freuen uns, dass die Schauspieler raufgekommen sind nach Hildrizhausen. Geld wollen sie keins, sie spielen für unsere Kirchturmsanierung“, sagte Pfarrer An-dreas Roß.

Die evangelische Kirchengemeinde organisierte den Theaterabend, inklusive Bewirtung und Spendenkässchen. Um das Jahr 1820 sei Rohrau ein armer Ort gewesen, habe Sand und Gips verkauft. Hildrizhausen dagegen „hat es viel besser gehabt, bis 1891 war hier auch der Sitz des Forstamts.“ Der Revierförster Schwarz (Paul Hoffmann) schikaniert die Rohrauer, er ist ihnen gutes Holz schuldig, sie dürfen nur noch ein einziges Stück Wald bearbeiten, mit den Händen. Auf dem Höhepunkt der Streitereien beginnt der erste Akt.

Der Rohrauer Gemeinderat tagt, nicht im Rathaus, sondern beim Schultheiß Graf von Rohrau (Karl-Heinz Schrade) im Wohnzimmer. Ein dunkler Holztisch bildet den Mittelpunkt der Bühne. Die Ehefrau, Rickele, klügelt die Sitzordnung aus, analysiert humorvoll die Sitzordnung. Nach und nach trudeln die Räte ein: Matthes Wörner (Jürgen Schmid), Friedrich Bauer (Peter Probst), Konrad Kientzle (Walter Kientzle), Georg Schmid (Herbert Brösamle), Gemeindepfleger Jakob Gutmann (noch mal Walter Kientzle) und Pfarrer (Torsten Widmann) – übrigens der einzige, der Hochdeutsch spricht.

Der Schultheiß macht die dramatische Situation deutlich: „Es geht um Sein oder Nichtsein von uns Rohrauern, es geht um unser Leben.“ Eine Hungersnot drohe. Einen Brief an den König habe man schon geschrieben, ihm gehört schließlich der Wald, allerdings ohne Erfolg. Was tun also? Mit Mistgabeln aufeinander losgehen? Sich die Wald- und Holzgerechtigkeit mit Gewalt holen? Noch einmal an den König schreiben?

Es ist vor allem das Lokalkolorit, das bei den rund 200 Zuschauern immer wieder für Gelächter sorgt, die Kabbeleien, die teilweise derben Dialoge, die zwischen den beiden Orten herrschten. Im zweiten Akt verwandelt sich die Bühne in einen Wald. Hier beginnt die Liebesgeschichte zwischen Bärbel, der Tochter des Hildrizhausener Revierförsters (Julia Kientzle) und Hans-Jörg, Sohn des Rohrauers Schultheißen (Markus Eberhardt). Die Begeisterung der Eltern hält sich anfangs in Grenzen. Aber weil gegen die Liebe bekanntlich kein Kraut gewachsen ist, haben die verfeindeten Eltern schließlich doch ein Einsehen, der Revierförster teilt den Rohrauern zudem ein neues Stück im Staatswald zu und tauscht das Prügelholz gegen Eichenscheiterholz um.

Im dritten Akt sitzt ein zufriedener Gemeinderat um den Ratstisch im Wohnzimmer. Sie heben die Gläser auf das Ende des Raurehmer Streits und den Frieden zwischen „unseren Dörfern am Schönbuchrand“. Der Streit ist beendet, daran hat sich bis heute nichts verändert. Der lang anhaltende und begeisterte Applaus ist den Laienschauspielern sicher.

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Erstellt:
29. Juli 2019

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