„Der WFV muss zu den Vereinen kommen“

„Das wird eine spannende Kiste“, weiß Bezirkschef Richard Armbruster (Bondorf), wenn er an den WFV-Verbandstag 2021 denkt. Immerhin soll dann über eine Strukturreform entschieden werden – und bislang ist es noch völlig offen, was den Delegierten zur Entscheidung vorgelegt wird.

Von Uwe Priestersbach

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Helmut Dolderer (links) und Richard Armbruster fordern: Der Fußball muss die Jugendlichen wieder besser an die Vereine binden GB-Fotos: up

Helmut Dolderer (links) und Richard Armbruster fordern: Der Fußball muss die Jugendlichen wieder besser an die Vereine binden GB-Fotos: up

Beim jüngsten Infoabend des Fußballbezirks Böblingen/Calw im Gärtringer Sportheim standen neben dem Dauerbrenner Strukturreform noch Themen wie Relegation, Nachwuchsarbeit und der Rahmenterminplan für die Spielzeit 2020/21 auf der Agenda. Egal, welches System die Fußball-Oberen in Württemberg künftig favorisieren – ein Sorgenkind bleibt so oder so der Jugendbereich. Klar ist für den Bezirksvorsitzenden Richard Armbruster: „Die Konkurrenz schläft nicht, und wenn wir uns im Fußball nicht bewegen, geht es den Bach runter.“

Vor diesem Hintergrund kann es Richard Armbruster auch nicht nachvollziehen, wenn die Bezirksvorsitzenden „wieder bei Adam und Eva anfangen – und jeder sein Königreich verteidigen will“. Tatsache sei, dass immer mehr Mannschaften wegfallen, und „dass der Nachschub fehlt“. Kritisch werden da auch die Spielgemeinschaften im Nachwuchsbereich gesehen, mit dem die Vereine auf den Rückgang an Jugendspielern reagieren. Doch mit jeder Spielgemeinschaft werde das Problem größer, so Armbruster. „Warum verlieren wir Spieler ab dem älteren C-Jugend-Jahrgang“, fragte zudem Bezirksspielleiter Helmut Dolderer (Wildberg) in die Runde, was man machen könne, um die Jugendlichen wieder an die Fußballvereine zu binden. Klar sei eben auch, dass es künftig keine fünf aktiven Mannschaften geben könne, wenn heute fünf Vereine eine gemeinsame A-Jugend gebildet haben. Deshalb warb Dolderer dafür, die Angebote des Verbands abzurufen, um beispielsweise durch FSJ-Kräfte den Kontakt zu den Schulen zu intensivieren oder vermehrt die Jugendtrainer vor Ort schulen zu lassen.

Wie Markus Rühle als Abteilungssprecher der Herrenberger VfL-Fußballer anmerkte, hatte er an diesem Abend positive Beispiele in Sachen Nachwuchsarbeit vermisst. „Wir haben heute kein lösungsorientiertes Thema gehört – aber es muss doch auch Vereine geben, in denen es funktioniert“, zeigte er sich überzeugt. Zudem sah es Rühle nicht unbedingt so, dass sich die ohnehin schon stark geforderten Ehrenamtlichen in den Vereinen durch den Dschungel möglicher Angebote kämpfen müssten. Umgekehrt werde ein Schuh daraus, und, so forderte Rühle unmissverständlich: „Der WFV muss zu den Vereinen kommen.“

Wie Helmut Dolderer in Erinnerung rief, waren nach dem letztjährigen Staffeltag in Emmingen noch Fragen offengeblieben – darunter auch der Relegationsmodus. Aus den sechs B-Kreisligen qualifizieren sich bislang jeweils die Zweitplatzierten für die Relegation um den Aufstieg in eine der beiden A-Kreisligen, aus denen jeweils ein Team in die Relegation muss. So spielen immer vier Teams – drei B-Ligisten und ein A-Ligist – den Platz in einer der beiden Kreisligen A aus. Bislang war es so, dass nach einer wechselnden Reihenfolge zuerst zwei B-Ligisten gegeneinander spielten, der Gewinner dieser Partie dann gegen den dritten B-Ligisten antrat. Der Gewinner aus diesem Spiel wiederum stand dem A-Ligisten gegenüber. Das Team aus der Kreisliga A musste also nur ein Spiel gewinnen, um die Klasse zu halten, was nicht bei jedem auf Zustimmung stößt. Der WFV hatte daher beim letzten Verbandstag in Sindelfingen die Regularien für die Relegation freigegeben: Alternativ zum bisherigen Modus können nun alle vier Vereine in einen Topf geworfen werden. In zwei Halbfinalbegegnungen und einem Endspiel wird so der freie Platz in der Kreisliga A ausgespielt. In einer Abstimmung beim Staffeltag vor der Saison hatte es eine hauchdünne Mehrheit von 46:45 Stimmen für die neue Möglichkeit gegeben. „Das war mir für eine Änderung in dieser Saison zu heiß und es bleibt zunächst beim alten Verfahren“, erklärte Dolderer – und das gilt nach den deutlichen Abstimmungen zugunsten des bisherigen Modus bei den Infotagen in Gültlingen und Gärtringen auch für die nähere Zukunft. „Ich bin froh, dass wir mit diesem Thema durch sind“, bekannte der Bezirksspielleiter.

Nachdem der Rahmenterminplan der aktuellen Saison mit dem gemeinsamen FuPa-Cup des SV Nufringen und des SV Rohrau kollidiert hatte und das Hallenturnier Mitte Dezember aus diesem Grund abgesagt werden musste, will man es in der nächsten Saison besser machen. Wie der Bezirksspielwart jetzt in Gärtringen vorschlug, soll die Spielzeit 2020/21 vom 23. August bis 6. Dezember – und nach der Winterpause vom 7. März bis 6. Juni dauern. Das wären allerdings nur 28 Spieltage, und wenn Ostern sowie Pfingsten für Kurzurlauber freigehalten werden sollen, „brauchen wir noch zwei Spieltage – und dann müssen wir unter die Wochen“. Sein Vorschlag war daher der 9. September, der noch in den Sommerferien liege, sowie der Gründonnerstag. „Ich brauche eine Meinung von euch“, sagte Dolderer – und die große Mehrheit folgte seinem Vorschlag.

Klar war auch die geplante Strukturreform ein Thema. Helmut Dolderer machte auf das Beteiligungsportal im Internet aufmerksam – doch dort sei die Beteiligung aus den Vereinen bislang „katastrophal“. Zum wiederholten Mal warben der Bezirksspielleiter und Bezirkschef Richard Armbruster für das sogenannte „1-3-9-Modell“. Helmut Dolderer ist überzeugt, dass dieses Spielsystem mit einer Verbandsliga, drei Landesligen und darunter neun Bezirken „für die nächsten 20 Jahre einen Spielbetrieb ermöglicht“. Mit Blick auf die Kritik an den Entfernungen nach einem Zusammenschluss der Bezirke Böblingen/Calw und Nördlicher Schwarzwald, geht Dolderer davon aus, dass diese nur in der Landesliga merklich größer werden. In der Kreisliga A und B werden die Fahrtstrecken keine Rolle spielen. Ziel müsse es sein, sich beim Verbandstag auf eine zukunftsfähige Lösung zu einigen, so der Bezirksspielwart – und „wenn man etwas ändert, gibt es immer welche, die schelten“.

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Erstellt:
10. Februar 2020

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